Kurtschlager Dorfgeflüster: Kräftig Läuten

Seit heute (13. September) sind die Schwalben weg. Das muntere Gezwitscher fehlt nun und es wird wieder leise im Dorf. Nachts toben Dachse und Waschbären durchs Gelände. Sie haben mir die Mirabellen und die Birnen geklaut, waren halt schneller. Aber es gibt ja noch die Holunderbeeren zum Saften und in der „Sanften Gärtnerei“ von Sigrid Cudok kann man Kartoffeln frisch aus der Erde bekommen. Und Dauerkohl, Kohlrabi, Knollenfenchel, Tomaten, Paprika, Kürbis, Lauchzwiebeln und gute Petersilie gibt es dort auch. Immer mittwochs (15 bis 18) und samstags (8 bis 11 Uhr) stellt Sigrid Cudok eine kleine Tafel vor das Tor und lädt zum Läuten an der Pforte ein. Schön kräftig den Klöppel schwingen - das Land dahinter ist weitläufig, und Frau Cudok ist vielleicht gerade beim Beeren ernten und könnte die Glocke nicht hören.
Es gibt ja in Kurtschlag nicht viele Höfe mit öffentlichen Geschäftszeiten. Aber die „Sanfte Gärtnerei“ gehört seit diesem Sommerhalbjahr dazu. Manch eine hat im Dorf den Kopf geschüttelt und gedacht: Das wird doch nix. Aber doch. Seit März 2010 wirkt die stille Frau mit ihrem Mann mit Hingabe auf dem Land am Wind. Entwickelt das verwilderte Grundstück an der Kurtschlager Dorfstraße 30 zur ökologisch durchdachten Gärtnerei. Doch dem Heidesandboden etwas abzuringen, verlangt hohen Aufwand: Bodenverbesserung mit natürlichen Mineralien und kompostierten Tierdung; durch schonende Bodenbearbeitung und so Förderung von Nützlingen; Bodenabdeckung, Fruchtfolgen, Mischkulturen und anderes mehr. Wer hier sein Gemüse kauft, erfährt zugleich viel über ihre bedachte Art, den angestammten feinen Sand in gehaltvolleren Boden zu verwandeln, denn die Gärtnerin hat durchaus Freude am Erklären und Vermitteln. Man muss sie halt fragen, dann fällt die Stille von ihr ab und viele Wissensschätze purzeln einfach aus ihr heraus. (pe)
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