Plötzlich bist du in einer anderen Zeit.
„Paul, mein Bester“, sagt mein Freund Peter zu mir. Wenn er ein Gespräch so beginnt, dann weiß ich, dass mir ein etwas schwierigeres, fast philosophisches Gespräch bevorsteht. Ich begrüße ihn daher nicht einfach mit einem „hallo Peter“. Das wäre der Situation nicht angemessen. Nein, ich verneige mich leicht, weil ich ja keinen Hut auf habe, den ich ziehen könnte, breite die Arme aus: „Einen wunderschönen Tag, mein Freund. Ein Wetter ist das heute, da wirst du mich bestimmt zum Nachdenken bringen.“
„Genau“, bricht es wie ein Platschregen aus Peter hervor. „Geht es dir auch manchmal so, dass du irgend etwas liest, hörst oder siehst, und plötzlich wirst du in eine andere Zeit versetzt.“
„Tjaaa“, dehne ich. „Wo willst du denn jetzt drauf hinaus?“
„Also, das ist so“, erzählt Peter. Letzten Sonntag fahre ich mit meiner Frau nach Neustadt. Wir wollten in die Sandausstellung.“
„Wohin wolltet ihr? Sind die jetzt ganz verrückt geworden und stellen Sand aus?“
„Quatsch, ich meine doch die Bilder, die wo aus Sand gestaltet sind.“
„Ach so“, sag ich. Hättest du ja auch gleich sagen können. Doch was war da besonderes?“
„Na“, wir sitzen da im Auto. Keiner sagt was. Mir ist eigentlich langweilig. Da lese ich Alles, was man im Vorbeifahren lesen kann. Reklame, Überschriften von Plakaten, Straßenschilder, eben Alles, was da so an uns vorbeirauscht. Mit einmal lese ich ‚Stockhausenstraße‘ und klick sagt es. Mein Freund Norbert fällt mir ein. Ich sehe mich um 60 Jahre zurückversetzt und sehe uns unter dem Torbogen spielen, der die Einfahrt zur Stockhausenstraße in Hamburg markierte. Ich murmele so vor mich hin: Stockhausenstraße, hier hat mal mein Freund Norbert gewohnt. Meine Frau wusste natürlich nicht, wo ich gerade war. So sagt sie: ‚ Hier in Neustadt? Wusste ich ja noch gar nicht. ‘ ‚Nein´, sag ich. ‚In der Stockhausenstraße.‘ Meine Frau stutzt. Dann lacht sie. ‚Ach, und ich dachte schon, mir wäre da was Wesentliches entgangen. ‘ Siehst du Paul, da werd ich 60 Jahre zurückversetzt, meine Frau versteht mich erst im zweiten Anlauf, und dann bin ich noch nicht mal an demselben Ort – nur am gleichen Straßenschild. Ich aber, ich weiß nicht wie mir geschieht. Da wirste doch richtig meschugge im Kopf!
„Ach, Peter, sag ich. Mach dir nichts draus. Frag einfach bei ‚Wissen vor acht‘ nach!“
Bürgerreporter:in:Ullrich Rockahr aus Wunstorf |
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