Die Hl. Familie - immer auf der Flucht!

1. Teil: Von Nazareth nach Bethlehem
Es ist ein Tag wie jeder andere. In Nazareth ist es ruhig. Die Menschen gehen ihrer gewohnten Arbeit nach. Josef richtet heute das Dach auf dem Haus des Kaufmanns Moshe auf. Er macht das allein. Einen Gesellen hat er nicht. Aber Moshe und seinen großen Söhne werden ihm helfen. Eine Woche wird es dauern bis die Ziegel aufgelegt werden können. Maria sorgt sich um den Haushalt. Wäschewaschen ist heute angesagt. Das ist eine schwere Arbeit, und sie ist im 9. Monat schwanger. Aber sie tut die Arbeit gern. Es soll die letzte große Wäsche vor der Niederkunft sein. Sie wird einen Sohn gebären. Das weiß sie genau. Denn der Engel hat es ihr angekündigt und ihr Sohn wird ein besonderer Mensch sein. Gerade hat sie ihre Schmutzwäsche zusammengesucht und tritt mit ihrem Bündel durch die Tür, um zum Waschplatz am nahen Brunnen zu gehen. Plötzlich sprengen Reiter in die Stadt. Es sind römische Soldaten.
„Kaiser Augustus will die genaue Zahl seiner Untertanen ermitteln. Das ist wichtig für die Steuererhebung. Darum muss jeder sich jeder Familienvater in seiner Geburtsstadt innerhalb einer Woche mit seiner Familie in die Steuerlisten eintragen.“
Auch das noch. Wo ich doch jeden Tag mein Kind erwarte, denkt Maria. Wenn sie am Tag nach dem Sabbat in Bethlehem sein wollen, dann müssen sie sich morgen in aller Frühe auf den Weg machen. Maria lässt also Wäsche, Wäsche sein und packt alles für die Reise zusammen. Auch Josef verschiebt das Aufrichten des Dachstuhls. Denn fertig wird er heute sowieso nicht.
Es ist ein steiniger Weg über das Gebirge. Am Tag ist es trotz der Jahreszeit warm. Maria kann sich nicht mehr so gut bewegen, denn das Kind vollführt bei jedem Ihrer Schritte einen Freudensprung. Lange wird es nicht mehr dauern. Hoffentlich muss ich das Kind nicht auf offener Straße zur Welt bringen. Die Nacht ist zwar kalt, aber sie finden bei freundlichen Bauersleuten eine Unterkunft. Am nächsten Tag setzen sie die Reise fort. Josef hat von dem Bauern einen Esel erworben. So muss Maria wenigstens nicht laufen. Doch auch so kommen sie nur langsam voran. Unterwegs werden sie von Wegelagerern aufgehalten. Doch als diese bemerken, dass bei diesen Reisenden nichts zu holen ist, lassen sie sie ziehen. Den Esel dürfen sie behalten. Denn dass Maria in ihrem Zustand den Weg nicht mehr zu Fuß zurücklegen kann, sehen selbst diese wilden Gesellen ein. Bethlehem ist eine einzige Enttäuschung nirgendwo finden sie eine Unterkunft. Wegen der Volkszählung ist die Stadt hoffnungslos überfüllt. Selbst wenn da jemand noch ein Plätzchen frei hätte, eine Schwangere, die jeden Moment niederkommen kann, würde er nicht aufnehmen. Da hat man nur Scherereien. So werden die beiden abgewiesen, wo auch immer sie anklopfen. Schließlich sagt einer: „Ich habe noch einen Stall vor dem Stadttor. Da ist nur unser Ochse abgestellt. Dort ist sicherlich Platz für euch. Heu und Stroh sind genug vorhanden. Dort könnt ihr euch einrichten. Der Stall bietet wenigstens Schutz vor den Unbilden der Nacht.“
Maria und Josef ziehen in den Stall. Josef richtet alles so gut her, wie es eben geht. In einer Ecke umgeben von Strohballen bereitet er für Maria ein Lager und dort kommt Jesus zu Welt. Er der Sohn Gottes, der kommende Erlöser wird Mensch. Josef tröstet Maria: „Morgen bleiben wir noch hier. Übermorgen tragen wir uns in die Steuerlisten ein Danach machen wir uns sofort auf den Heimweg. Jesus wird es in unserem Haus in Nazareth gut haben. Er wird dort aufwachsen und Zimmermann werden wie ich.“

Bürgerreporter:in:

Ullrich Rockahr aus Wunstorf

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