Wenn's Buffet gibt, denkste du bist inner Steinzeit
„Du Paul“, sagt mein Freund Peter zu mir. „Du Paul, is unsere Zivila, eh Zivisa, eh ach egal unsere Kultur am Ende?“
„Was quatscht’e dann da für’n Unfug? Kultur am Ende. Wir sind mit das am weitesten entwickelte Land auf’n Globus, mit die höchste Kultur. Was soll da am Ende sein?“
„Is klar“, sagt Peter. „Nur, wie ich jetzt in Urlaub war und die Leute zugeguckt hab, da denk‘ ich, wir kommen wieder inne Zeit von die Jägers und Sammlers. Weil, wennste siehst, wie die sich die Tellers vollpacken tun, dann glaubste, es gibt nie nix mehr zum Futtern, oder morgen fällt uns ‘n Stern am Kopp!“
„Das doch normal“, sag ich. „Die sind doch bloß zu faul für zum Laufen.“
„Nix faul“, sagt Peter. „Das ja genau das. Die laufen fünf Mal nach’n Buffet, wie unser Tischnachbar. Erst mal Suppe, dann ‘n riesen Salatteller und weil nich alles drauf passt noch ein. Is ja lecker. Danach Fleisch verschiedene Sorten mit Soße und Gemüse, dazu Nudeln, Reis Kartoffeln. Schmeckt ja alles anders als wie zu Hause. Ach ja, und Käse is auch noch nich drauf. Passt aber nich mehr. D a hilft jetzt erst mal: hau weg die Fuhre. Käse muss halt bis zun nächsten Durchgang warten. Ja und dann sagt die Alte für ihm: ‚Du, das Kalbsragout mit die Bohnen, haste das mal probiert? ‘ ‚Nee‘, sagt er. ‚Hab ich nich.‘ ,Haste was verpasst‘, sagt sie. ‚Weil, das is so was von lecker und zart. Da brauchste keine Zähne für. Das kannste lutschen. ‘ ‚Muss ich mich gleich noch was von holen‘, sagt er. Schon is er am Weg nach’n Buffet hin und kommt mit ‘ner Ladung wieder, wo ‘ne ganze Familie von schöpfen kann. Das nämlich schon ‘n kleines Unterbuffet. Kaum hat er sich davon genug reingetan, schon rennt er wieder los. Diesmal Pizza mit zusätzlich Oliven, Peperoni, kapern, Sardellen und Party-Tomaten. Aber noch mal ‘ne richtige Lore. Nu is das zu’n Viertel verspeist. Aber Obst war ja noch nich. Also neuen Teller und los geht’s. Weintrauben blau und weiß, drei dicke Pflaumen eine Banane eine Orange, ach ja, Melone darf auch nich fehlen. Ja, und da sind auch noch frische Feigen. So’n Mist der Teller is schon wieder zu klein. Tut er doch eimfach die Melone zurück: Jetzt passen noch zwei Feigen drauf. Aber nich vergessen eins fehlt noch – Kuchen. Was es da noch für leckere Kuchen und Torten gibt. Von das Honiggebäck ganz zu schweigen. Und wieder wird der Teller bis am Rand vollgepackt. Bleibt natürlich wie schon bei den Salat und den Fleisch die Hälfte über. Is was für’e Schweine. Gibt es aber inne Türkei nich. Der Tisch sieht Mittlerweile aus wie’n Schlachtfeld und die Kellners ham ihre liebe Not damit, alles wieder auf Reihe zum kriegen.
Ja und was da an das Buffet gedrängelt wird. Weil, das könnte ja sein, dass der Vordermann sich den letzten Happen von das leckere Fleisch greift. Dann guckste nämlich inne Röhre.
Da brauchste nix was von normal sagen. Das ‘ne Kultur wie inne Steinzeit. Der Unterschied liegt bei Messer und Gabel. Ja, und prügeln um jeden Happen tun wir uns noch nich. Aber was nich is, kann ja noch werden.“
Bürgerreporter:in:Ullrich Rockahr aus Wunstorf |
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