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Meerblick für die Wäsche

Hauptsache Ernestine ist zufrieden.

Hans möchte mit Ernestine, seiner Frau, in den Urlaub fahren. „Dieses Mal“, sagt sie, dieses Mal möchte ich aber ein Zimmer mit Meerblick. Die Meiers hatten das letztes Jahr auch. Lena erzählt mir jedes Mal, wenn ich sie treffe, wie herrlich es ist, auf dem Balkon zu liegen und auf das Meer zu schauen.“
„Ja“, sagt Hans gutmütig. „Wenn du das möchtest, buche ich natürlich ein Zimmer mit Meerblick. Damit kannst du dann auch bei Lena angeben.“
Was sollte er auch anderes sagen. Eine Ablehnung hätte doch nur endlose Diskussionen ausgelöst, die immer damit endeten, dass Ernestine ihm vorwarf, überhaupt kein Verständnis für sie zu haben. Das aber musste er sich doch nicht antun.
Doch da hatte er die Rechnung ohne Franz gemacht. „Bist du verrückt?“ meldete sich sein zweites Ich. Das kostet 80 € Aufschlag pro Person und Woche. Wann aber, sage mir, wann kommst du dazu den Seeblick zu nutzen, wann? Du willst doch sechs Tagesausflüge mitbuchen und auch noch die Wanderungen machen, die dort angeboten werden. Da bist du den ganzen Tag unterwegs und abends sitzt du an der Poolbar und schließt Urlaubsbekanntschaften. Wann ist da noch Zeit um den Meerblick vom Balkon aus zu genießen?“
„Ach, sei ruhig. Das ist doch egal. Hauptsache ich kriege keinen Krach mit Ernestine.“
Der Urlaub kommt. Hans bezieht mit seiner Ernestine ein hübsches Zimmer mit Balkon und Meerblick. Jeden Tag begannen sie mit einem herrlichen Frühstück auf der Terrasse des Restaurants, natürlich mit Meerblick. Daran schloss sich jedes Mal ein Tagesausflug oder eine Tageswanderung. Die Abendmahlzeit nahmen sie wieder auf der Restaurantterrasse ein, genossen dabei den Blick aufs Meer mit dem herrlichen Sonnenuntergang. „Das ist immer wieder ein wunderschöner Ausblick“, betonte Ernestine entzückt.
„Ja, herrlich“, flüsterte Franz dem Hans ins Ohr. Aber was sollte nun der Balkon mit Meerblick? Dort sitzt ihr ja nie! Das war nur reine Geldverschwendung!“
„Sei ruhig“, murmelte Hans zurück. „Verdirb mir nicht meine gute Laune und den Spaß an diesem wunderschönen Urlaub.“
„Aber das hättet ihr doch alles billiger haben können, wo ihr den Balkon doch gar nicht nutzt.“
„Hauptsache, Ernestine fühlt sich wohl. Denn nur dann kann ich mich erholen.“
Es vergingen einige Tage. Die Wäsche ging zur Neige. Ernestine wusch einiges aus und hängte es auf den Balkon zum Trocknen. „Ach welch herrlicher Ausblick, Schatz. Das hast du sehr gut gebucht.“
„Ja, für die Wäsche“, flüsterte Franz sarkastisch. „Die kann jetzt den herrlichen Meerblick genießen.“
„Das verstehst du nicht“, murmelte Hans. „Siehst du nicht, wie Ernestine den Ausblick genießt.“
„Ja, aber nur beim Wäsche aufhängen, wo es nicht anders geht“, bemerkte Franz treffsicher.
„Genau, aber so fühlt sie sich wohl und meckert nicht daran rum, dass sie immer nur die ganze Arbeit davon hat.“
„Ist klar“, bemerkte Franz sarkastisch. Aber für den Preis hättet ihr die Wäsche auch waschen lassen können. Dafür wäre dann Zeit gewesen, eine Flasche vom besten Roten und den romantischen Sonnenuntergang auf der Terrasse zu genießen.

  • Sonnenuntergang von der Restaurantterrasse
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  • Bucht von Nea Styra mit Blick aufs Festland
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