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Ameisen liegen nicht faul auf einem Blatt in der Sonne

  • Auf dem Weg zur Nahrungs- oder Materialbeschaffung
  • hochgeladen von Ullrich Rockahr

Hans und Ernestine unternehmen viele Wanderungen in die schöne Umgebung des Hotels. Überall begegnen sie Ameisen. Diese kreuzen mit ihren Straßen den Weg. Man kann genau erkennen, wie ihre Straßen verlaufen. Denn auf ihren Wegen ist kein einziges Sandkörnchen zu sehen. Ameisenstraßen sind glatt, fast wie asphaltiert. Größere Körnchen werden geschickt umgangen. Heute ist auf der Ameisenstraße richtig Betrieb. Geschäftig laufen die kleinen Tierchen hin und her. Manche besuchen besonders ausgewählte Pflanzen und beschaffen Nahrung. Andere schleppen Material für den Ausbau des Nestes an. Diese Ameisen leben in der Erde. Sie bauen keine Hügel. An manchen Stellen sehen die Eingänge aus wie kleine Städte, denn rund um das Eingangsloch haben die Ameisen, die aus der Burg heraus transportierte Erde zu Wällen aufgeschüttet. Hans und Ernestine schauen lange dem munteren treiben zu.
„Schau mal, Ernestine“, sagt Hans. „Was die für große Teile transportieren.“ „Ja“, mischt sich Franz ein, „und das alles ohne Unfall, obwohl das Transportgut oft größer ist als sie selbst. Da soll doch mal einer sagen: Frauen kann man diese Schleppereien nicht zumuten. Die können das besser als Männer.“
„Meinst du wirklich, dass das alles Frauen sind?“ fragt Hans halblaut.
„Was hast du gesagt?“ Ernestine ist immer etwas genervt, wenn sie nicht alles mitkriegt. „Was ist mit den Frauen?“
„Weiter nichts, nur dass bei den Ameisen die Frauen alles machen.“
„Ist doch klar“ triumphiert Ernestine. „Darum klappt ja bei den Ameisen auch alles.“
„Wie meinst du das jetzt.“ Hans ist irritiert.
„Na, ja“, Ernestine ist jetzt etwas verlegen. Dann gibt sie sich einen Ruck. „Wenn bei den Menschen auch die Frauen das Sagen hätten, würde das auch alles besser klappen.“
„Ja aber nur, wenn dann die Männer alle Arbeiten erledigen, oder nimmst du etwa den Hammer in die Hand, wenn ‘ne Zaunlatte wieder angenagelt werden muss.“
„Ist doch egal“, mischt sich Franz ein. „Wichtig ist doch nur, dass alle zusammenarbeiten. Da ruht sich keiner auf dem Buckel der Anderen aus, oder habt ihr schon mal 'ne Ameise faul auf ‚‘nem Blatt in der Sonne liegen sehen?“
„Genau“, sagt Hans. Dieses Mal aber laut. „Es geht gar nicht darum, ob Frauen oder Männer das Sagen haben. Wichtig ist, dass jeder das, was er tut, im Sinne der Gesellschaft erledigt. Dann wirft keiner die Kohle der anderen zum Fenster raus oder liegt faul auf seinem Sofa und lässt die Anderen arbeiten. Da verschiebt auch keiner Baumaterial am eigenen Staat vorbei oder, oder, oder.“
Nachdenklich bringt Ernestine es auf den Punkt. „Wenn das bei uns Menschen so wäre wie beim Ameisenstaat, dann hätten wir kein Griechenland-, kein Spanien-, kein Italien- und schon gar kein Bankenproblem! Aber wir halten uns ja für zu klug, um von den Ameisen etwas zu lernen. “

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