Alltägliches in einem anderen Licht gesehen
Samstagnachmittag – 14.07 Uhr. Ich muss noch etwas in der Apotheke besorgen. Aber ach, die hat ja schon zu. Ich schaue mich um: Die Läden links und rechts, alle geschlossen. Na, gut denke ich. Dann eben nicht! Da habe ich die Stadt fast für mich alleine. Es ist doch herrlich, so eine aufgeräumte und wohlgeordnete Stadt. Freilich, das Leben pulsiert nicht gerade. Die Straßen – die Lebensadern der Stadt – sind fast verwaist. Sicherlich einige Unentwegte sind noch unterwegs, und zwei Enten haben den Brunnen besetzt. Einige Geschäfte trauen sich noch, geöffnet zu haben. Na, mir soll‘s recht sein. Da ist wenigstens Platz für einige Aufnahmen. Zunächst einmal der Kuhbrunnen. Da ist mein Enkel mit drei Jahren einmal aus vollem Lauf hineingefallen. Das hat ihm aber nicht geschadet, weil es ein heißer Sommertag war. Aber der Kuhhirte, Jan-Hinerk, zieht und zerrt immer noch an dem Drahtseil, das der Kuh Klara mehrfach um den Hals geschlungen ist. Sie macht den Hals sehr lang, was ihr aber keine Erleichterung verschafft. Eigentlich müsste sie in den Jahren, in denen sich das Drama schon abspielt, längst erwürgt sein. Denn die Augen sind schon ganz hervorgequollen. Aber Klara ist eine zähe Wunstorf Kuh. Schlachter Ludowig hat es abgelehnt, sie zu schlachten – zu alt und zu zäh. Die eignet sich nicht mehr für Rindersteaks und Sauerbraten. Darum zieht und zerrt sie Jan-Hinerk wieder nach Hause. Ich bin einmal gespannt, ob er irgendwann einmal in den nächsten Jahren aufgibt und Klara von dem Drahtseil befreit.
Die Bäume am Ausgang der Langestraße scheinen gedoppelt zu sein. Nein nicht wegen der Symmetrie rechts und links. Nein, hintereinander und sie scheinen durch. So als wäre der erste Baum die Aura des Zweiten. Nur stadteinwärts betrachte sind wieder die vorderen Bäume die Aura der Anderen. Die führen uns doch nicht an der Nase herum? Überhaupt allein diese aufragende Lanzenform hat etwas. Sieht aus, als wäre eine erloschene Flamme auf einen großen Stiel gesteckt. Ja und überhaupt, dass die Bäume in Wunstorf nicht in den Himmel wachsen, dafür sorgen Hobbygärtner, Landschaftsgärtner und andere Profis.
Die Volksbank wird jetzt von zwei riesigen, ganz in blau gekleideten Wächtern bewacht. Oder bewachen die gar die Tische und Stühle der Eisdiele?
Alles in Allem, Wunstorf ist eine wunderbare Stadt, so sauber und ordentlich vor Allem, wenn man sie an einem Samstag für sich hat. Oder stört da doch etwas?
Bürgerreporter:in:Ullrich Rockahr aus Wunstorf |
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