...für die Ewigkeit?
Im Sommer 1970 begann ich für meinen damals 3 jährigen Sohn, eine Eisenbahnanlage zu entwickeln und später zu bauen. Der Gedanke war, eine Anlage die sich schnell und ohne Mühe zu jeder Zeit betriebsfertig aufbauen ließ. Es wurde eine sehr kleine Spurbreite gewählt, damit auch eine größere Schienenstrecke verlegt werden konnte. Die Fa. TRIX brachte erst kurz zuvor die neue Spurbreite „N“ auf den Markt.
Eine Holzkonstruktion, auf der Schienen befestigt werden konnten, die sich mittels einer kleinen Kurbel von der Zimmerdecke absenken ließ, wurde wegen evtl. späteren Umzugs verworfen.
Das Grundgerüst dieser Anlage ist aus Stahlprofilen gefertigt und später mit Bretterzuschnitten verkleidet. Ein fahrbares, drehbares Gestell aus Quadratrohr, sorgt für Beweglichkeit um ein transportieren innerhalb der Wohnung zu erleichtern. Zwei Stützrohre unterhalb des Steuerpults verhindern ein verwackeln der Anlage. Diese Stützpfeiler wurden nötig, weil sich die Kinder damals immer auf die Seitenwand gehängt haben, um besser sehen zu können. Dabei wurde sehr darauf geachtet, dass die Anlage auch vor Staub oder ähnlichem geschützt war. Eine Fensterjalousie wurde als Schutz ausgewählt und hat sich bestens bewährt. Die Fensterjalousie wird im unteren und oberen Teil der Anlage in einem Profil geführt, sie kann einhändig in jeder Position betätigt werden. Das Gestell bekam eine tiefliegende Spanplatte, diese trägt heute das ganze Equipment. Unterhalb der Spanplatte verlaufen alle Versorgungsleitungen im Niederstrom, sowie auch die 220 Volt Verkabelung. Ein in den Seitenteilen befestigter Trafo versorgt alle Beleuchtungseinrichtungen. Oberhalb ist in einem separaten Gehäuse, die komplette Bedienungs- und Schalteinrichtung untergebracht. Dieses Bedienpult ist durch entfernen der Holzverblendung erst zugänglich.
In den Nebenklappen befinden sich 6 Schatullen, diese sind mit Samt ausgekleidet und beinhalten alle Schienenfahrzeuge.
Innerhalb des klappbaren Kasten wurde eine zu seiner Zeit sehr in Mode gekommene Autorennbahn der Marke „Carrera“ gebaut. Es ist eine zweispurige Strecke mit Rundenzähler und Bodenwelle, auf der 2 Autos gleichzeitig in eine Richtung fahren konnten. An manchen Tagen konnten wir die Temposchalter nicht mehr in den Händen halten, diese waren einfach zu heiß geworden. Um diese Rennbahn herum begann ich mit zweieinhalb Gleisovalen eine Mini Trix Anlage zu bauen, in die dann 6 elektrischen Weichen eingebaut wurden. Eine Doppelkreuzungsweiche sorgte dafür dass es möglich war, einen Betrieb über alle Gleisverbindungen herzustellen. Auch gab es in der Anfangsphase schon Signale, die bei Rotlicht den Zug stoppten. Nachdem der erste Teilabschnitt im Rohbau den Fahrbetrieb aufgenommen hatte, wurde eine kleine Stadt aus Miniaturhäuser erstellt und kleine Bäume eingeklebt. Weil es keine Möglichkeit mehr gab noch mehr Schienen zu installieren, wurde eine zweite Ebene über eine lange Rampe angelegt. Auf einer großen Kehre fuhr der Zug dann wieder nach unten. Das hatte aber zur Folge, dass der volle Zug bei der Talfahrt zu viel Geschwindigkeit aufnahm und entgleiste.
Jahrelang stand die Eisenbahn in unserer Wohnung und hat uns viele schöne Spieltage gebracht. Vater und Sohn haben sich öfters um das Bedienpult gestritten. Erst als der Sohn erwachsen war und einen eigenen Hausstand hatte, nahm er die Anlage mit zu seiner eigenen Familie. Im August 91 wurde ein Enkelsohn geboren, später im Juli 93 eine Enkeltochter. Im Dezember 1993 stand ein Wohnungswechsel bei der jungen Familie an. Weil die Anlage über die Jahre doch schon etwas gelitten hatte, kam diese kurzerhand erstmal zurück nach Wunstorf und wurde dort überarbeitet.
Die Carrera - Rennbahn hatte sehr stark gelitten. Die Autos und auch die Handschalter hatten die Dienste versagt und fielen deshalb den Umbauplänen der Männer zum Opfer. Fast 4 Monate wurden gebraucht um alles zu sanieren. Neue Gleise wurden verlegt, mehr Weichen und Signale eingebaut. Über 20 Jahren nach der Erstellung der Gleisanlage hatte sich auch in der Technik der Weichen viel geändert. Anfangs machten uns die neuen Antriebe der Weichen, die jetzt auswechselbar waren, Ärger. In das obere Gleisoval wurde zwei Weichen eingebaut um eine neue Gleisstrecke zu ermöglichen. In die Abschüssige Gleisstrecke eine neue Reduzierung der Geschwindigkeit eingebaut. Die Züge vielen auf der Abschüssigen Strecke öfters noch aus den Gleisen. Die vielen neuen Trennstellen der Gleise, die nötig waren um die Signale zu schalten, machten eine aufwendige Verkabelung unterhalb der Platte nötig. Neue Beleuchtung der Weichen wurde über einen eigenen Trafo vorgenommen. Die Fahrpulte wurden getrennt und nur noch für den Gleis und Zugbetrieb verwendet. Gleisschotter wurde als Streugut mit einer Injektionsspritze, die mit verdünntem Leim gefüllt war, aufgeklebt. Grastapeten für den Bodenbelag geklebt, Strassen markiert und mit Beleuchtungseinrichtungen versehen. Ein Bahnhof neu erstellt und eine Straßenführung mit einer automatischen Schranke versehen. Nach sehr vielen Ausfällen der Schranke wurde diese später durch ein anderes Model ersetzt. Später wurden die beiden Bahnsteiggleise mit einer Verzögerung versehen um einen Zughalt zu simulieren.
Im Frühjahr 1994 wurde dann die restaurierte und erweiterte Anlage den neuen Betreibern, Sohn und Enkel, übergeben. Noch keine 3 Jahre alt, doch seine liebste Beschäftigung war zu der Zeit, Signale auf rot. Wenn möglich mehrere zur gleichen Zeit und wenn es gerade mal klappte, voll Crash mit den Zügen. Viel Jahre hat die Anlage seinen Sinn erfüllt, Kinder glücklich zu machen. Die erste Generation hat damit viel Freude gehabt, die Enkelgeneration arbeitet noch daran.
2003, nun habe ich diese Anlage wieder bei mir in Wunstorf um einige Störungen zu beseitigen. Probleme machen uns jetzt die alten Schienenverbindungen. Immer wieder mal, besonders in der feuchten Jahreszeit, oxidieren die Schienenstränge und der Zugbetrieb wird langsamer oder ist nicht möglich. Einiges habe ich schon ausprobiert, das non plus ultra war aber nicht dabei. Bei einem Besuch im Hamburger Miniatur - Wunderland, mit dem Enkel auf dem Motorrad, hatte ich mich etwas schlau gemacht. Man riet mir, in das Gleisbett zwei Kupferleitungen zu befestigen und jede Schiene daran anzulöten. Wegen dem eingeklebten Schotter war das technisch nicht zu machen, der Schotter war viel zu hoch in das Gleisbett geklebt. Ich begann zu experimentieren. Mit einem umgebauten Lötkolben Probelötungen zu machen. Nach einiger Zeit ging das sehr gut, nur die Lötspitze brauchte dauernd eine andere Richtung. Ich habe dann alle Gleise Stück für Stück mit einer Prüflampe überprüft, die Stöße gelötet und wieder geglättet. Alle Trennstellen der Signale und Trennschleifen habe ich mit verschiedenfarbigen großen Stecknadeln markiert um bei einer späteren Fehlersuche nicht so sehr suchen zu müssen. Alle Gleise und Weichen habe ich überprüft und gereinigt. Ebenso die Lokomotiven und deren Anhänger. Auch an die Nachnutzer habe ich gedacht. In einer kleinen Dokumentation habe ich alle wichtigen Gleisabschnitte und alle Schienentrennungen aufgezeichnet und im Foto festgehalten. Ebenso habe ich eine Reparatur der Jalousie beschrieben. Nötigenfalls kann damit jeder Handwerker Fehler schneller finden und beheben.
Seit Dezember 2003 steht die Anlage wieder beim jetzigen Besitzer, ob er diese schon einmal wieder betrieben hat, ich will nicht fragen. Der Vater wohnt nicht mehr bei ihm, mit wem also sollte er spielen?
Ich wünsche mir, dass der jetzige Betreiber dieser Anlage, oder vielleicht später auch seine Kindern, noch viel Spaß damit haben werden.
Bürgerreporter:in:Helmut Metzner aus Neustadt am Rübenberge |
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