April - April

Mittwoch früh, die Sonne scheint schon über das Dach des Nachbargebäudes, als ich meine Wohnung verlasse. Heute soll wieder so ein super Sonnentag sein, noch ist es ein wenig kühl. Ich gehe den Auedamm entlang, überquere die Auebrücke „In den Ellern“ und schlage den Fußweg nach Bokeloh ein. Gleich hinter der Brücke hat ein Nichtsesshafter sein Zelt aufgeschlagen, es ist nichts von dieser Person zu sehen - er schläft wohl noch. In flotten Schritten komme ich voran. An dem Gedenkstein der Spreensburg sehe ich mich noch einmal um, kein Mensch ist weit und breit ist zu sehen. Rechts in der Pferdekoppel sind die Pferde damit beschäftig, die ersten zarten Grashalme mit den weichen Lippen rauszuzupfen. Man hört fast wie es den Tieren schmeckt. Ich erreiche die Holzbrücke und lehne mich an das Geländer, von Kälte ist nichts mehr zu spüren. Mein flotter Schritt hat meine Muskeln warm gemacht. Die neue Bank vom Heimatbund Bokeloh steht verlassen auf der linken Seite, bald wird der Baum daneben wieder seinen Schatten spenden. Mein Weg führt mich am Wald entlang, in die Forststraße. Ein Landwirt kommt mir mit seinem Traktor entgegen, wir beide nicken gleichzeitig zur Begrüßung mit dem Kopf. Ich erreiche die Schlossstraße und gehe den begrünten Fußweg fast am Ende der Straße, zwischen den Weiden hindurch. Links von mir ist die riesige Abraumhalde von Kali und Salz zu sehen, nach dem langen Regen der letzten Tage, ist diese noch fast schwarz. Ich gehe in der Strasse „Auf der Worth“, rechts sehe ich in das neue Wohngebiet. Ich meine Ina (eine myheimatlerin) am Fenster zu sehen, ob die gerade aus dem Fenster sieht und mich vielleicht erkennt? Ein freundliches Winken von mir bleibt unbeantwortet. Ich schlage den Weg zum Kalimandscharo ein. Eine leichte Steigung lässt meinen Blutdruck ansteigen, fast oben angekommen, verweile ich einen kleinen Augenblick. Plötzlich kommt mir ein blöder Gedanke, nur mal so auf den Berg, dass ist es, fährt es mir durch den Kopf. Keine Menschenseele ist zu sehen. Mein Blick fällt auf ein Loch im Zaun, ich sehe Fußspuren, es könnten Wildschweine gewesen sein. Ich lass mich auf die Knie fallen und krabble durch das Loch im Zaun. Den Erdwall nehme ich auf allen Vieren, oben noch ein Blick in beide Richtungen, dann laufe ich über die freie Fläche. Ich hocke mich vor dieses graue Etwas, das soll Salz sein, zu Hause sieht Salz aber anders aus. Langsam blinzelt die Sonne um die Halde. Ich beginne mit dem Aufstieg. Auf allen Vieren erklimme ich den ersten Meter meines steilen Weges nach oben, ist gar nicht so schlimm, denke ich noch. Von weitem sieht der Berg glatt aus, ist er aber nicht, alles sieht irgendwie zerklüftet aus. Die raue harte Oberfläche schmerzt an meinen Knien, nur nicht runter sehen, geht es mir durch den Kopf. Ein gutes Drittel habe ich geschafft, plötzlich fängt das Granulat an zu rutschen. Es ist überall, in den Augen, im Nacken, sogar in der Hose spüre ich die verdammten Körner. Mein Fuß schmerzt, der linke Ellenbogen beginnt zu brennen, ich bin verschüttet. So stell ich mir eine Schneelawine vor, noch im Rutschen merke ich, dass alles durcheinander fließt. Tausend Gedanken jagen durch meinen Kopf, nur nicht verschüttet werden - oder wird man mich gar finden in diesem lebensfeindlichen Element……..ich sehe die Sonne durch meine verkrusteten Augenlieder blinzeln, der Kopf hängt bergab - die Beine liegen verdreht unter dem Salz, alles tut mir weh., wo bin ich?

Wie Schuppen fällt es mir plötzlich von den Augen………….. April - April - April.........nur ein Aprilscherz

Ich weiß, mit so etwas macht man keine Scherze - aber so was verrücktes kann ja nur ein Scherz sein.

Bürgerreporter:in:

Helmut Metzner aus Neustadt am Rübenberge

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