...gar nicht mein Tag!

Eigentlich wollte ich etwas länger schlafen, leider kam alles anders.
Gestern nach dem Abendbrot merkte ich, dass meine linke Unterkieferseite eine Lücke aufwies. Oh, habe ich gar nicht gemerkt, dachte ich. Gefühlt - getastet - mit der Zunge abgesucht, nein, die Lücke war da. Wird nichts mit lange ausschlafen morgen, sage ich zu meiner Frau. Pünktlich um 8:00 Uhr habe ich meinen Zahnarzt angerufen und über mein Missgeschick berichtet. Gleich kommen, ich nehme sie zwischendurch ran, war die Antwort. Hätte ich an einem Mittwoch nicht erwartet. Nun muss ja alles schnell gehen, im Bad nur das Nötigste verrichtet und danach zum Doktor gefahren.
Einige Patienten saßen schon im Wartezimmer und hatten sicherlich auch so ein ungutes Gefühl in der Magengegend. Nur gut dass ich noch ein Brot gegessen hatte, ging es mir durch den Kopf. Zahnbehandlung ist so mit das schlimmste was mir widerfahren kann. Mittlerweile waren schon 2 Patienten vor mir dran, dann kam ich. Die ersten Worte von mir waren, „eigentlich wollte ich sie gar nicht sehen heute“, der Doktor lachte und wir begrüßten uns freundlich. Inzwischen hatte ich eine Liegeposition eingenommen, die freundliche Helferin hing mir noch ein Lätzchen um, dann nahm das Schicksal seinen Lauf. Ja, sagte der freundlich lächelnde Zahnarzt nach der ersten Besichtigung der Baustelle zu mir, aufarbeiten ist da nicht mehr, der muss raus. Wohlwissend was nun passieren wird, zog er eine Spritze auf und wandte sich wieder mir zu. Ich verspürte nur einen leichte Einstich, dass war eigentlich immer so bei diesem Zahnarzt, dann ging er wieder. Ich komme gleich wieder, wir warten nur bis die Lippe taub ist, waren noch seine Worte, als er verschwand. Langsam stieg die Wärme wieder in mir hoch, ich genoss die Stille.

Nun wollen wir mal, waren seine Worte als er wieder den Raum betrat. Ich dachte wieder an den Backenzahn, der gar nicht mehr zu tasten war, zu tief war der Zahn abgebrochen. Geht das denn noch mit der Zange, fragte ich leise, ohne die beiden weiß gekleideten Personen meine Angst zu zeigen. Das geht schon, hörte ich nun und verspürte ein unendlicher Druck als mir der Doktor den Zahn lockerte. Alsdann nahm er noch die Zange und der verbliebene Rest war entfernt. Nur ganz leise vernahm ich noch seine Worte wie, erst ausheilen, neuer Termin in 2 Wochen, gute Besserung, dann war ich draußen.

Tut ja gar nicht weh, dachte ich noch und fuhr nach Hause. Ich wurde schon mit einer leichten Mahlzeit begrüßt, war mir recht so, kauen hätte ich sowieso schlecht können. Weil auch die Sonne schien, wurde ich auch schon wieder etwas mutiger und sage zu meiner Frau: Ich gehe noch ein wenig spazieren. Wenn du willst, waren Ihre Worte. Draußen waren es mal gerade 3° plus, die Sonne wärmte aber schon kräftig. Mit schnellen Schritten steuerte ich nach „Altens Ruh“ und weiter durch den Wald nach Steinhude. Unterwegs spürte ich schon langsam meine Lippe wieder, als ich Steinhude erreichte. An einer Wand mit weißem Putz hielt ich inne, da ist doch was! Die Sonne hatte diese Wand angestrahlt und so stark erwärmt, dass ich es beim Vorbeigehen spüren konnte. An der Promenade saß ein Fotograf und machte Fotos von den Wasservögeln. Er lockte sie mit Futterbrocken an, dabei hörte ich das Klicken der Mehrfachaufnahme. Als ich mir die Lippe noch ein wenig mit Lippenpflege einstrich, bemerkte ich noch etwas was da nicht hingehörte. Ein leichter Schmerz tuckerte in meiner Wange, ich werde doch wohl nicht noch Schmerzen bekommen, dachte ich. Wie es so ist im Leben, wer erst einmal den Schmerz verspürt, kann seine Gedanken nicht mehr davon ablenken. Nun wurde es aber Zeit nach Hause zu gehen, hatte aber noch eine Stunde Fußmarsch vor mir. Zurück bin ich aber nicht mehr durch den Wald gegangen, ich nahm den Radweg an der Bundesstraße und hatte die Sonne fast im Rücken. Ach den Schmerz, welcher Schmerz, hat sich alles neutralisiert.

Bürgerreporter:in:

Helmut Metzner aus Neustadt am Rübenberge

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