Jubiläum 25 Jahre Volkskunstgilde
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Auf ihr 25 jähriges Bestehen konnte am Wochenende die Hessische Volkskunstgilde
im Bürgerhaus Wohra zurückblicken. In die Veranstaltung eingebunden waren die Verleihung des Volkskunst-Ehrensiegels und die Ehrung langjähriger Mitglieder.
Bei den vorgetragenen Glückwunsch- und Grußworten stimmten die Gratulanten darüber überein welch großen Stellenwert die Arbeit der Mitglieder der Volkskunstgilde in der heutigen Gesellschaft hat. „Altes bewahren, neues gestalten“ sei der Grundgedanke dieser Arbeit wurde mehrmals angeführt. Kreisbeigeordneter Dr. Karsten Mc Govern hob hier auch insbesondere die Jugendarbeit der Vereine des Landkreises hervor bei der auch immer mehr Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund in das Vereinsleben eingebunden werden. Wohras Bürgermeister Peter Hartmann war erfreut darüber, dass die Gilde ihr Jubiläum im neu gestalteten Bürgerhaus begangen hat. So konnten sich auch die heimischen Gruppen einem größeren Publikum präsentieren. Unter der launischen Moderation von s`Anna, alias Klaus - Peter Fett aus Wollmar trugen die Trachtenkapelle Wohra, die Kindertrachtengruppe Wohra und der Sing- und Spinnstubenkreis Wohratal sowie die Volkstanz- und Trachtengruppe Halsdorf zum Gelingen der Veranstaltung bei. Die mit der Volkskunstgilde befreundete Volkstanzgruppe „Die Lustigen Tuniberger“ aus Breisach-Niederrimsingen machte mit ihren Tanzdarbietungen ihrem Namen alle Ehre. Vor dem Grußwort des Landesvorsitzenden der Hessischen Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege (HVT) Torsten Frischkorn erinnerte die Tanzgruppe der Gilde mit ihrem Spinnstubenprogramm bestehend aus Tanz, Gesang, Mundart und Schauspiel an längst vergangene Zeiten. Anneliese Schömann, 1.Vorsitzende der Volkskunstgilde erinnerte in ihrem Rückblick an die vielfältigen Aktivitäten und Veranstaltungen der vergangenen 25 Jahre. Die Durchführung von Trachtenmärkten, die Mitwirkung an Publikationen rund um die Volkskunst, vielfältige Seminarangebote sowie die Beratung anderer Trachtenvereine sei ein großer Bestandteil der Vereinsarbeit. Als besonderen Schwerpunkt führte sie auch die Weitergabe des Wissens an die jüngere Generation an. In ihrer Eigenschaft als Vorsitzende der Fachgruppe Volkskunst der HVT überreichte Anneliese Schömann gemeinsam mit Dr. Karsten Mc. Govern und dem Ehrenvorsitzenden der HVT Bezirk-Mitte Erich Frankenberg das Hessische Volkskunstsiegel an Wilfried Orth (Niederdieten), Annemarie Gottfried (Eckelshausen) und Angela Paulus (Heskem).
Der aus Eibelshausen stammende Wilfried Orth war nach den Worten von Laudator Jürgen Homberger (Mornshausen), von Kindesbeinen an fasziniert vom heimischen Brauchtum sowie der Schafzucht, die er heute noch im kleinerem Rahmen betreibt. Nach seiner Heirat zog er in den Breidenbacher Ortsteil Niederdieten und wurde mit den Jahren ein fester Bestandteil der Dorfgemeinschaft. In seiner neuen Heimat wuchs auch das Interesse an den dortigen Trachten und es entwickelten sich im laufe der Jahre vielfältige Interessensgebiete die er heute noch mit viel Liebe zum Detail ausführt. So erlernte er die Kunst der Brandmalerei, hat eine besondere Gabe zum Ausschmücken und Dekorieren bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen und er erlernte das Spinnen und Zwirnen von Schafwolle. Hierbei entwickelte sich eine Leidenschaft, die ihn dazu inspirierte, eine „Spinngruppe“ ins Leben zu rufen. Diese Interessensgemeinschaft besucht Kindergärten, Schulen und Seniorenheime, um diese alte Handwerkskunst den Mitmenschen wieder ins Bewusstsein zu rufen. Besonders ans Herz gewachsen sind ihm dabei die Kinder, denen er die alten Traditionen mit auf den Lebensweg geben möchte. Vor einigen Jahren erlernte er das Bemalen und Beschreiben von Ostereiern in den überlieferten Techniken. So entstehen mittlerweile kunstvoll angefertigte traditionelle Eier, die man auf renommierten Märkten erstehen kann. Auch der Brauch des Brotbackens im heimischen Backhaus pflegt er mit voller Hingabe und vermittelt sein Wissen gerne an Interessierte und gibt selbst Backkurse in der heimatlichen Umgebung.
Irene Bonacker (Wolfgruben) würdigte das Schaffen von Frau Annemarie Gottfried – Frost aus Eckelshausen. Sie begann nach dem Krieg Puppen aus Stoff, Leder und Sägemehl anzufertigen.
Nach Studienzeit und einer künstlerischen Ausbildung entstanden dann nicht nur Spielpuppen, sondern auch Theaterfiguren, Trachtenpuppen und Werbepuppen. Letztere wurden Werbeträger namhafter Firmen wie z.B. Blaupunkt, Ciba Geigy, La Roche, um nur einige zu nennen.
Ihr Schwerpunkt und Liebe blieb aber bei den Trachtenpuppen. Weltweit bemühen sich Museen, Botschaften, Institute für Volkskunde, das Goethe-Institut und nicht zuletzt viele Sammler um einzelne Unikate. Durch den Erwerb des alten, fast zerfallenen „Schartenhof“ in Eckelshausen im Jahre 1970 nahm sie die Sanierung der alten Gemäuer in Angriff und führte auch später den „Hinterländer Kratzputz“ nach historischen Mustern an den Fachwerkfassaden eigenhändig aus. Weiterhin fertigte sie lebensgroße Charakterpuppen, Puppen zu den Märchen der Brüder Grimm und viele kleine bäuerliche Figuren. Sie ist auch stark am Erhalt von Klöppelarbeiten, Töpferwaren, österlichem und weihnachtlichem Brauchtum, Hutschachteln oder Stoffdrucke im Blau- oder Mehrfarbendruck bemüht. Im Jahre 1990 erhielt Frau Gottfried – Frost den Otto–Ubbelohde–Preis für ihr Engagement und unermüdliches Wirken zur Gründung der Eckelshäuser Musiktage, für die vorbildliche Restaurierung des Schartenhofes und ihre Herstellung von Puppen, die weit über die Landesgrenzen bekannt sind.
Eckhard Hofmann (Dreihausen) stellte die dritte Preisträgerin vor.
Angela Paulus verlebte ihre Kindheit und Jugendzeit in dem ehemals zum Landkreis Biedenkopf gehörenden Ortsteil Laisa. Bis hierher erstreckte sich das Verbreitungsgebiet der Marburger evangelischen Tracht. Frau Paulus war diese Kleidungsweise durch ihre beiden Großmütter von Anfang an vertraut, so dass es nicht verwunderlich war, dass sie im Jahr 1978 der örtlichen Volkstanz- und Trachtengruppe beitrat. Die Tanzgruppe sowie auch der Heimatverein Laisa engagieren sich regelmäßig an dem alle sieben Jahre stattfindenden Rückersfest. Die Trachtengruppe Laisa ist bereits seit Jahrzehnten eingebunden in die Hessische Landjugend und auch in die Hessische Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege. Angela Paulus hatte 4 Jahre lang die Tanzleitung der Gruppe inne. Sie engagiert sich über diese beiden Vereinsstrukturen bereits seit vielen Jahren aktiv im Volkstanz und leistete insgesamt 7 Jahre aktive Vorstandsarbeit, von denen sie 4 Jahre Vorsitzende bei der Hessischen Landjugend war. Im Volkstanz hatte sie ihre Leidenschaft entdeckt und arbeitet bereits seit 20 Jahren im Vorstand und auch als Tanzleiterin in der Trachtengruppe „Die Wiedehöpfe“ Rollshausen und hat ebenfalls die Tanzleitung bei der Tanzgruppe der Hessischen Volkskunstgilde inne. Auch bei den Fredeburger Volkstanzwochen ist Angela ein fester Bestandteil. Ebenso arbeitet sie seit vielen Jahren im Europeade-Komitee mit. Auf das korrekte Tragen der Trachten legt sie besonderen Wert. Das Anfertigen von Trachtenstücken hat sie sich zwischenzeitlich ebenso angeeignet, wie das Wolleverarbeiten mit dem Spinnrad.
Jürgen Wenz (Großseelheim) und Torsten Frischkorn überreichten im Anschluss an die Siegelverleihung Urkunden für langjährige Mitglieder.
10 Jahre: Hedwig Zimmer ( Erfurtshausen), Regina Mehring (Wetter), Mathilde Seidemann (Beltershausen), Birgit Theiß (Sehlen), Andrea Vogel (Dreihausen), Karin Weber (Beltershausen) und Jürgen Homberger (Mornshausen).
20 Jahre: Renate Hahn (Oberhörlen)
25 Jahre: Katharina Dersch (Treisbach), Luise Gericke (Oberasphe), Käthe und Ernst Keppler (Kirchhain) und Anneliese Schömann.
Fotos und Text: Bernhard Hermann
Foto 1:
v.li. Dr. Karsten Mc Govern, s`Anna, Annemarie Gottfried, Irene Bonacker, Wilfried Orth, Jürgen Homberger, Angela Paulus, Eckhard Hofmann, Anneliese Schömann.
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