Spurensuche entlang der Wohratalbahn
Jeder kennt ihn noch, den roten Schienenbus, der als VT98 in der zu Ende gehenden Dampflok-Zeit seinen Dienst auf der Strecke der Wohratalbahn zwischen Kirchhain und Gemünden (Wohra) und in deren Verlängerung auf der Kellerwaldbahn bis Zimmersrode versah. Und sein schriller Pfiff, wenn er sich dem nächsten Halt näherte klingt vielen noch in den Ohren.
Für hunderte sogenannte Fahrschüler war er während seiner fast 20-jährigen Dienstzeit ein Teil ihres Schulweges nach Kirchhain und Marburg. Seine bequemen blauen Wendesitze luden zum Kartenspiel ein, um noch schnell die Hausaufgaben von einem Mitschüler abzuschreiben oder am Wochenende und in den Ferien die Großeltern zu besuchen.
Inzwischen ist das längst Vergangenheit. Denn genau vor 40 Jahren wurde der Personenverkehr eingestellt. Neun Jahre später endete auch der Güterverkehr. Mit dem Abbau der Gleisanlagen im Jahr 1982 endete die nur 70-jährige Eisenbahngeschichte der Wohratal- und Kellerwaldbahn. Heute hat die Natur die ehemalige Bahntrasse wieder in Besitz genommen.
Die noch erhaltenen Gebäude dienen heute privaten Wohnzwecken, das Stationsgebäude Ernsthausen-Wambach wurde dagegen liebevoll restauriert um Wanderern und Radlern eine Raststation zu bieten. Denn wer sich entlang der alten Streckenführung auf Spurensuche begibt, wird schnell fündig.
Mal sind es die Reste alter Bahndämme, zugewachsene Streckenabschnitte, mal sind es alte Sandstein-, Stahlbrücken oder Bachdurchlässe. Hier und da sind es ein paar ehemalige Lagerschuppen und Gleisreste. Mit viel Geduld und Glück findet man sogar noch ein paar Krümel Steinkohle, die beim Bekohlen einer 93-er im Bereich der Gemündener Bekohlungsanlage verloren gingen.
Und wer es schließlich bis zum Bahnhof Gemünden(Wohra) geschafft hat, sollte sich in den fast im Originalzustand erhaltenen Warteräumen eine Stärkung servieren lassen und in Erinnerungen an alte Zeiten schwelgen.
Bürgerreporter:in:Karl-Heinz Töpfer aus Marburg |
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