Das "Vater unser ..." (in aktualisierter Fassung)
Feuilleton
Vater unser, der du bist im Himmel
so trauen sie sich zu sagen
die Mächtigen hier unten im Erdengewimmel
die Mächtigen, die um seine Meinung nicht fragen
wenn sie vernichten und wenn sie töten
wenn sie ihr schreckliches Werk verrichten
ohne dabei vor Scham zu erröten
Geheiligt werde dein Name
erklingt es aus ihren schartigen Kehlen
und wird reklamiert wie Seifenreklame
wenn sie lächelnd den Mord an Völkern befehlen
Dein Reich komme
klingt es wie Stöße aus Himmelstrompeten
wenn sie wie scheinbar ergebene Fromme
das Recht auf Leben mit Füßen getreten
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden
hört man sie lauthals verkünden
doch nie hört man die Frage
was soll aus den Opfern denn werden
den Opfern der menschlichen Sünden
Unser täglich Brot gib uns heute
bitten sie fordernd mit randvollem Munde
mit Händen die triefen von blutiger Beute
die sie geschlagen in weltweiter Runde
Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern
klingt es wie Hohn und leeres Geschwafel
von ihrer gedeckten, für die Armen aber verbotenen, Tafel
Und führe uns nicht in Versuchung
tönt es begleitet von höhnisch Gelächter
als Gipfel der Gottesverachtung
aus den Kehlen der grausamen Schlächter
Sondern erlöse uns von dem Übel
dem Übel, das ringsum die Erde verschandelt
so fordern sie in lautstarkem Chor
darum haben sie schon mal die Geschöpfe behandelt
mit Uran und Chemie und ätzendem Chlor
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit
mit diesen untertänigen Worten
tun sie dann ihre Gehorsamkeit kund
Verwüstung zu schaffen an allen Orten
als Grundlage für einen höllischen Bund
Amen
schallt’s dann durch Kirche und Tempel
laut und vernehmlich wie Herrschers Punktum
es knallt wie bekräftigend Stempel
unter ein Urteil – und sei’s noch so dumm
© ee
Bürgerreporter:in:Ewald Eden aus Wilhelmshaven |
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