Der Nabu erwacht ....

Eine "Pressemitteilung" des Nabu Wilhelmshaven - Friesland

NABU fordert Schutz der Nonnengänse am westlichen Jadebusen

In den vergangenen Wochen weckte der Einsatz von Knallautomaten zur Vertreibung von Wildgänsen am Jadebusen öffentliche Diskussionen. Der Naturschutzbund NABU in Wilhelmshaven kritisiert den Einsatz von Knallautomaten, da dieser alle Vogelarten massiv beeinträchtigt und fordert einen besseren Schutz der Gastvögel insbesondere in den Landschaftsschutzgebieten am Wattenmeer.
Es ist wieder still geworden am Jadebusen beim Dangaster Tief. Die Böllerschüsse zur Vertreibung der Nonnengänse haben aufgehört, und die Vögel haben sich auf den Weg in ihre Sommerheimat im hohen Norden gemacht. Ob sie dort wohlbehalten ankommen, ist fraglich; fraglich sind auch die Erfolgsaussichten, wenn die Tiere auf Grund der Vertreibung von ihren angestammten Weideplätzen entkräftet zur Brut schreiten.
Doch es sind nicht nur die Nonnengänse, die unter den Schreckschussautomaten leiden. Deren Lärm stört eine Vielzahl geschützter und z.T. selten gewordener Vögel weit über die Weiden hinaus, von denen die Gänse fern gehalten werden sollen. Die Knallapparate beeinträchtigen die angrenzenden Gebiete wie das Weltnaturerbe Wattenmeer. Sie vertreiben die Watvögel des Wattenmeeres von ihren Hochwasserrastplätzen. Nur zusammen mit den im Deichhinterland gelegenen Grünflächen ist die Wattenmeerregion als eine einzigartige und unverzichtbare Kraftquelle insbesondere für die Wintergäste und rastenden Zugvögel funktionsfähig. Kommt die Flut, müssen die Vögel des Wattenmeers auf hohe Sandbänke und das Binnenland ausweichen.
Alle Gänsearten sind Grasfresser. Daher kann es auch zu Ertragsminderungen auf landwirtschaftlichen Flächen kommen. Der NABU setzt sich seit langem dafür ein, dass betroffene Landwirte nachgewiesene finanzielle Lasten nicht allein tragen sollen. Dies müssen sie auch nicht. Im Rahmen des Kooperationsprogramms Naturschutz können Landwirte Verträge mit dem Land abschließen und so einen auf wissenschaftlicher Basis ermittelten Betrag erhalten, der die Lasten durch die Gänse über die Jahre kompensiert.
Vor diesem Hintergrund erscheint es unverständlich, dass Landkreis und Landwirtschaft als Lösungsmöglichkeit für die Zukunft auch an „andere Arten der Vergrämung“ denken, wie berichtet wurde. Der NABU sieht den Einsatz von Knallautomaten in wichtigen Vogelrastgebieten als rechtlich fragwürdig an, zumal diese Geräte auf alle Vogelarten wirken. Alle Vögel der Küstenregion wie Goldregenpfeifer, Großer Brachvogel, Kampfläufer und viele mehr werden durch die Knallautomaten ebenso vertrieben wie Gänse, Enten und Schwäne. Eine derartig massive Kampagne gegen die gesamte Vogelwelt kann in Europäischen Vogelschutzgebieten wohl kaum rechtens sein. Dass hingegen durch Naturschutzbehörden erlassene Verbote der Vertreibung Bestand haben, beweist ein aktuelles Urteil des Verwaltungsgerichts Oldenburg (Az. 5A 1428/11 und 5A 1905/11) vom 30.04.2012.
Es gibt intelligentere Ansätze als die rigorose Vertreibung: Grünlandgebiete sollten für die Nonnengänse aufgewertet und erweitert werden, um sie hier zu konzentrieren. So kann vermieden werden, dass die Gänse in Getreidekulturen ausweichen, wo die finanziellen Einbußen vielfach höher ausfallen können. Für ein solches Konzept ist nach Ansicht des NABU aber eine überregionale Planung notwendig, die große Grünlandkomplexe erhält und ggf. wieder herstellt, die ausreichend Nahrung für die rastenden Gäste aus der Arktis bieten.
Der Naturschutzbund (NABU) Wilhelmshaven wird die weitere Entwicklung aufmerksam begleiten und sich mit einer evtl. Fortsetzung der Vertreibung der Nonnengänse am westlichen Jadebusen nicht abfinden.

c/o Axel Bürgener
Pressesprecher

Bürgerreporter:in:

Ewald Eden aus Wilhelmshaven

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