myheimat.de setzt auf dieser Seite ggf. Cookies, um Ihren Besuch noch angenehmer zu gestalten. Mit der Nutzung der AMP-Seite stimmen Sie der Verwendung von notwendigen und funktionalen Cookies gemäß unserer Richtlinie zu. Sie befinden sich auf einer sogenannten AMP-Seite von myheimat.de, die für Mobilgeräte optimiert ist und möglicherweise nicht von unseren Servern, sondern direkt aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern, wie z.B. Google ausgeliefert wird. Bei Aufrufen aus dem Zwischenspeicher von Drittanbietern haben wir keinen Einfluss auf die Datenverarbeitung durch diese.

Weitere Informationen

Wilhelmshaven, du ewige Braut ....

Heimatredaktion

Wilhelmshaven, du ewige Braut …

Wie oft du altes Fräulein
hat man dir schon was vorgemacht
wie oft du altes Fräulein
hat echt für dich das Glück gelacht

Mit Königsprunk und Kaisergehabe
großmächtig in die Welt gesetzt
dein erstes Kleid in Preußens Farbe
wurd’ schon bald darauf zerfetzt

Das war das Ende deiner Jugend
fortan gingst du in Lumpen nur
verdecktest schamhaft deine Tugend
verwischtest deiner Unschuld Spur

Jedoch die Freier waren rege
erkannten deines Leibes Kraft
ein Braunauer kreuzt deine Wege
hat deinen Widerstand geschafft

Mit Brautversprechen und Geschenken
hat er dich willenlos gemacht
so konnt’ bedenkenlos er lenken
dich zu Heilsgeschrei und Eisen kracht

Was hat man dir nicht all versprochen
an Gütern und Gesellschaftsweihen
für lichte tausend Ehejahre
die reichten bis zum Morgengrauen
denn da war alles schon zerbrochen

Wieder gingst du arg in Lumpen
mit zerschlag’nen Gliedern
deine Beine waren Stumpen
nix war mehr mit Heldenliedern

Als du endlich dann genesen
konntest wieder dich am Körper freu’n
trat das nächste Freierswesen
an – und tat dir Blumen streu’n

Dein Lechzen nach des Lebens Blüte
machte dir das Denken blind
du schautest gar nicht in die Tüte
warst wie ein ausgehungert Kind

Und wieder tönten die Trompeten
von Wohlstand und von Arbeit satt
doch als du dann zum Tanz gebeten
war nichts mehr da als nur noch Watt

Der Strand, die Düne und die Sandbank
war vieler Binnenländer Traum
der Ruhrpotthimmel machte krank
Genesung gab’s am Jadesaum

Du hast dich gut damit beschieden
und wurd’st zum kleinen Paradies
doch irgendwer hat’s dir gemieden
und griff erneut zum Hochzeitsvlies

Man kannte deine wunden Stellen
dein Sehnen nach der großen Welt
drum schlug man riesengroße Wellen
hat dir damit den Blick verstellt

Alu wollt man produzieren
als der Zukunft tragend Säule
doch nach hin und herprobieren
wurd daraus ’ne Chlorgaskeule

Als dann die fremde Lust befriedigt
stand’st du erneut alleine da
hast sogar noch den verteidigt
der mit dir Teufels Kind gebar

Ich frage dich du ew’ge Braut
wie schnell erholen sich deine Schätze
weil schon der nächste Freier schaut
zu fangen dich in seinem Netze

Man macht dir wieder groß’ Versprechen
übertrumpft sich in der Größe Wahn
und ist dabei sie schon zu brechen
bevor die Hochzeitsnacht fängt an

Man qualmt dass bald die Schlote krachen
sogar das Schlafgemach dir voll
wenn du erstickst dann hört man Lachen
und reden dass doch alles toll

Gewiß wirst du auch dieses Werben
noch einmal leidlich überstehn
doch wenn die letzten Bürger sterben
wie wird’s mit dir dann weitergeh’n

ee

Weitere Beiträge zu den Themen

WilhelmshavenIndustriestadtKriegsstadtArmenhaus

3 Kommentare

Wilhelmhaven -- Deine große Liebe Ewald. In Deinen Zeilen verspürt man die große Verbundenheit mit "Deiner Braut".
LG Fred

Tja ... Fred, Freund,
in einer Zeit der schrecklichsten Bombennächte in sie hineingeboren ...
so etwas prägt, und man bekommt Gespür dafür, was der Stadt gut tut und was nicht - was meiner Braut durch die Zeiten von zum Teil gewissenlosen oder zumindest bedenkenlosen Stadtverwesern angetan worden ist, das schreit einfach zum Himmel. Durch den Zeitlauf hindurch hat sich daran nichts, aber auch gar nichts geändert. mich betrübt nur immer wieder, dass die Menschen in dieser Stadt nicht in der Lage zu sein scheinen, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Es ist vielleicht der Fluch der frühen Kaiserstadt.
Sei mir gegrüßt, alter Schwede
Ewald

Die Wehr lieber Ewald - Notwehr würdest Du schreiben liegt im Herzen der Menschen-- Es kann nur noch eines geben: der Wiederstand, die ehrlichen Tugenden der Menschheit und das Verstehen, das wir als und als mehr manipuliert werden ( leider klappt diese Manipulation der Betuchzten und der Medien immer noch zu gut -- aber irgendwann einmal ist auch diese künstliche Augenmalerei vorbei und dann: atmen, leben und ehrlich sein.
LG Fred

Beteiligen Sie sich!

Um zu kommentieren, öffnen Sie den Artikel auf unserer Webseite.

Zur Webseite