Durchatmen und luftholen ...
Durchatmen …
Nachdem das Orkantief „Christian Wilhelm Walther“ das in den letzten Wochen fortgesetzt an den Fundamenten der Moral und des politischen Anstandes rüttelte und sie immerfort wegzufegen drohte – sich besonnen hat und stattdessen nun den Urheber dieser Unpolarität ins politische Nirwana befördert hat, können die Menschen im Lande ein wenig innehalten und nüchtern und mit Bedacht die Vorspiele und Nachwehen dieser Fast-Katastrophe zu analysieren versuchen.
Da erhebt sich wohl zuvorderst die Frage, wie es zu diesem Desaster überhaupt kommen konnte.
Nachdem der Vorgänger im Amt des Präsidenten, Horst Köhler, durch seine eigentliche Profession als Bankmensch im Denken der „Profitmaximierung“ verhaftet, über die Stolpersteine seiner eigenen unbedachten Wortwahl strauchelte, und wenig später die Tür des Schlosses Bellevue endgültig von außen hinter sich zumachte, zauberte die Pastorentochter auf der Bühne des Kanzleramtes an der Spree erneut im Handumdrehen einen Kandidaten für die Besetzung des höchsten Staatsamtes aus dem Zylinder. Nur war es kein Kaninchen und keine Friedenstaube – wie das Publikum im Saale es für gewöhnlich von Magiern erwartet – es war ein Wulff, den die Zauberkünstlerin im Einheitsfrack an den Ohren aus dem Hut zog. Es war ein Wulff, der schon in den Jahren seiner regionalen Politkarriere Unmengen von Kreide vertilgt hatte – immer in dem Sinnen verhaftet, seine Opfer, die er zu reißen beabsichtigte, zuvor durch einlullende Stimmlaute zu besänftigen. Im Amt des Präsidenten witterte er eine Beute, die ihm bis an seiner Tage Ende einen vollen Bauch versprach. Was war das für eine Aussicht – was war das für ein Blick ins Schlaraffenland – sich nie mehr bei gutbetuchten Welt- oder Halbweltvermögern wegen einiger unbedeutender Vorteile willen von untenher anbiedern zu müssen – sich nie mehr wegen eines kostenlosen Urlaubs bei Freunden auf Kriechertour begeben zu müssen – nie mehr hinter einer „gesponserten“ Protzkarosse herhecheln zu müssen, denn das Amt bescherte ja Prunk- und Protzmobil samt Schofför bis zur letzten Stunde.
Heute mag er – der hungrige Wulff – die Zauberkünstlerin, die ihn da auf offener Bühne an den Horchern aus dem Hut gezogen, wohl bis auf den Grund seiner Meßdienertage verfluchen, und sich nie verzeihen, als gläubiger Kathole auf eine Evangelen Pastorentochter mit tiefrotem Lebenshintergrund vertraut zu haben. Als Resümee bleibt ihm doch letztendlich nur eine Erkenntnis: „Ein Wulff sollte nie den Versuch unternehmen, sich mit einer Tigerin paaren zu wollen.“
ewaldeden
... un nu up Plattdüütsch:
Döroahmen un lüchthoalen …
Nu, wor dat Stöörmdeep „Chrischan Willem Walther“, dat in de verleeden Wääken in een Tuur de Ünnerboo van de Moroal un dat politisch good Benäämen wächrieten un in Dutten haun wull, to Verstand koamen is , un statt dat Waark nu de Wuddel van dat Undoon noa Nargendwonshen befördert hett – nu köänt de Minschen in Düütschland een Spierke stillhollen und sükk in Ruh dat Vöörspill und dat Noaweihen van disse Binoast Katastrofe sükk klortomoaken versöken.
Tovörderst steit doch woll de Froach, wu dat överhaupts to dissen Schißlameng koamen kunn.
Noadem de Vöölöper in d’ Amt, Hotte Köhler, de dör sien van Huus ut Professchon as Bankminsch in sien Sinnen fast up d’ Doalerinstrieken utricht is, över sien eegen dusselige Vertelleree strumpelt is, un glieks dornoa ton letzden Moal de Dör van d’ Bellevü van buten in d’ Schlött schmäten hett, hett de Pastersdochter in d’ Regeerungskantor dor an d’ Spreegurkenwoater mit een Fingerschnipp een neeän „he schall dat nu warden“ as Handpupp ut hör Kompotthoot trukken.
Blossich wee dat keen Dakkhoas un ok keen witten Duw, so as dat de Tokiekers wennt sünd, wenneer een Magier up de Büün wat ut sien Klodd zaubert – dat wee een utwussen Wulff, de dat Wichtje in Sakklinnen dor an sien Läpels ut een Schappoklapp, een Beediekerstrumm trukk. Dat wee een Wulff, de schiens all siet Joahrenden – all in siene Boastied in Hannower – hüpenwies Kallik fräten har, üm mit een weeken Stiäm de, de he sükk rieten wull, säker föölen deen. In dat Präsidentenamt rook he nu een Beute, de hüm bit an dat Ennen van siene Läävensdoagen een vullen Buuk brengen dee.
Wat wee dat föör een Utsicht – wat wee dat föör een kieken in een Kuntrei wor Melk un Hönnich to Huus sünd. Denn bruks he ni nich mehr Welt- ov Halfweltgeldlüü in de Mors to krupen, üm sükk een Koat boen to köänen – denn bruks he sien leeve Doach ni nich mehr bi su halfsieden Speegelbildünnernäämers up Kneen kruupen föör een poar scheddrige Ümsünnsturlaubsdoach – denn bruksen he ov sien Olsch ni nich mehr achter een poar lumpich Perzenten Rabatt föör de een ov anner Protzkarosse antojoagen, denn bi de Boahntji dor in Bellevü, dor geev dat suwat joa allens bit in de letzde Stünnen hier up de Eerdengrund upto.
Vandoach mach he – de schmachtige Wulff – de Spigökenmoakerin, de hüm dor up de open Büün an sien Oohrn ut de Hoot trukken hett, woll bit up de Bodden van siene Messdeenerdoagen ton Düwel wünschen, un sükk sülven nich vergääven köänen, dat he as rejellen Katolen up een Evangelen Pastersdochter, mit een deeprodet Eergüstern an de Hakken, vertroot hett. Dat eenzich wat he woll dorut läärt hemmen schall, is dat Weeten, dat en Wulff ni nich versöken schall, een wilgen Katt to bespringen.
ewaldeden
Lieber Ewald, Heidi hat es auf den Punkt gebracht, dein Schreibstil, wie die Worte über deine Tastatur flutschen, ist einfach super und bringt immer wieder die Leser zum schmunzeln.
LG Erika