Unplatte Künste ...
Abschied vom Nordland
Es zieht mich nach Norden
es zieht mich nach Haus
die Schönheit des Landes
macht trunken
ich steh’ an Deck
in des Sturmes Gebraus
hab’ oft schon vergebens gewunken
die Sonne
sie will nicht versinken
am Horizont hält sie sich fest
einmal muß ich noch winken
bevor mein Traum mich verläßt
um mich herum nur die Wellen
um mich herum Einsamkeit
im Wasser - dem mittsommerlich’ hellen
macht meine Sehnsucht sich breit
ich weiß nicht
wie soll ich’s beschreiben
durch mein Herz
geht ein schmerzhafter Stich
ich lasse mich einfach nur treiben
und denke
ich denke an dich
ewaldeden
Am alten Hafen …
Die Steine grün von Algen
ein Kutter dümpelt still
an Bord noch schemenhaft die Taljen
die Taue drüseln schlaff im Spill
Die Ankerkette aus dem Klüver
hängt rostrot nun seit Jahren schon
kein Käpt’n Rass und kein Hein Stüver
drehen mehr an Rohr und Kron’
Das Fanggeschirr am Ladebaum
reibt quietschend sich im Lüftehauch
der Kessel steht im leeren Raum
über dem Schornstein fehlt der Rauch
Die Dalben dort am Ankerplatz
geschundene Gestalten
als hüteten sie einen Schatz
als würden sie die Zeit verwalten
ewaldeden
Am falschen Ort . . .
Ich stehe hier an Meeres Säumen
mein Innerstes ist weit von hier
ach könnt’ ich endlos Sehnsucht träumen
ach wär’ mein Sein ohn’ End’ bei dir
Ist mir als ob ich hüllenlos
wohl über Welten schwebe
der Zwang in mir wird riesengroß
flieg’ übers Meer und lebe
Ich kann mich wenden still und dreh’n
will alles das vergessen
muß immer wieder rückwärts geh’n
von Nordlands Weiten sinnbesessen
Mein Traum der harret der Erfüllung
durchdringt mich bis ins kleinste Haar
ist weit entfernt von jeder Stillung
fesselt mich - so Jahr auf Jahr
ewaldeden
Das verlassene Dorf . . .
Ein Schleier liegt über den Dünen -
vom Meer zieht Nebel grau ins Land,
die Möwe fliegt mit großem kühnen
Bogen über Deich und Strand.
Noch schickt der Turm in hellen Bahnen -
sein Licht zum Horizont hinaus,
der Wellenkämme weiße Fahnen -
seh’n wie Gespensterreiter aus.
Im Hafen - wie gestrandet’ Wale -
die Kutter liegen auf dem Schlick,
die Lampen wie gespenstisch kahle
Augen, mit verlor’nem Blick.
Die Fischerhäuser sind verlassen -
aus Fensterhöhlens Einsamkeit,
sieht man die Zukunft hier verblassen -
Leben hier liegt lang schon weit.
Zehn Alte - deren Weg bald endet -
die sieht man noch - in Dorfes Rund,
die Jungen hat die Welt verblendet -
mit ihrem Machwerk - ganz in bunt.
ewaldeden
Der ‚Rote Sand’
Der Heimat letzter Gruß,
der Heimat letztes Zeichen -
der Leuchtturm in der Deutschen Bucht.
Soweit seine Signale reichen
der Wanderer den Lichtpunkt sucht.
Erst wenn am Horizont verschwunden
der schlanke Turm in dunkler Nacht -
glaubt er den Abschied überwunden,
und fühlt, daß Hoffnung neu erwacht.
Hoffnung auf ein neues Leben,
in einer weit entfernten Welt -
doch wird man ihm dort anderes geben,
als das was er hier weggestellt?
Er weiß nicht was ihn dort erwartet,
im fremden unbekannten Land -
hofft nur, daß er ins Glück gestartet -
das in der Heimat er nicht fand
ee
Der Voslapper Leuchtturm
In unserer Jugend Kinderstunden
war er für uns der Freiheit Ziel
wie haben wir uns durchs Watt geschunden
und brackerten durch manchen Priel
oft sah’n wir aus wie schwarze Mohren
wenn wir erreichten weißen Strand
Muscheln saßen in den Ohren
und in der Badbux knirschte Sand
es konnte niemand mehr erkennen
wen er da nun vor sich sah
wir waren rein nicht mehr zu trennen
in blond und rot und schwarzes Haar
erst wenn das Wasser Klarheit schaffte
dann war’n wir wieder der und die
so mancher Strandgast Klötze gaffte
wenn Er war plötzlich eine Sie
ee
Die See …
Schaue der See in ihr rauhes Gesicht
wenn der Nordweststurm in Zorn sie gebracht
sieh hoch auf den Kämmen der Wellen die Gischt
wenn Meeresgott Neptun sie wütend gemacht
höre ihr toben – höre ihr krachen
höre das Heulen des Windes
es klingt wie Teufels schauriges Lachen
oder wie weinen eines ängstlichen Kindes
wenn die Wogen stürzen ins Tal sich hinab
und unter sich alles vernichten
dann ist es so vieler Seemänner Grab
von denen die Menschen berichten
schaue der See in ihr lieblich’ Gesicht
wenn Südwinde machen sie schweigen
kein Wellenschlag die Stille hier bricht
kein Wind macht den Strandhafer neigen
kein Blau ist dann blauer
kein Spiegel so weit
am endlosen Himmel ein Seevogel schreit
die blinkenden Watten
der schneeweiße Strand
der lichtvolle Schatten am Dünenrand
schau in der See ihr eisig Gesicht
wenn Ostwinde machen sie starren
wenn in des Winters frostklarem Licht
die Schiffe im Eise knarren
wenn Schnee weht über sich türmende Schollen
den der Sturm über die Fläche hin treibt
wenn des Eisbrechers stampfen wie fernes Grollen
unter den Wolken hängen bleibt
wenn du das alles nur einmal geschaut
dann hat es dich zu fassen
egal ob es stürmt, ob es friert oder taut
du kannst von der See nicht mehr lassen
ewaldeden
Die Insel …
Türkisenes Wasser - schneeweißer Sand
blauender Himmel - rötelndes Land
das alles auf einer handvoll Fläche
zu umrunden im Bruchteil der Tagesbahn
die Menschen hier leben in ihrer eigenen Welt
bestaunt und beneidet von täglichen Gästen
die sich wundern daß es jemand auf Dauer gefällt
abseits zu sein von Rummel und Festen
bewundert von Wesen
die nicht mehr wissen wie’s geht
wenn Mensch der Natur gegenübersteht
ewaldeden
Sommermorgen am Siel
Die See liegt glatt wie ein Spiegel
die Flügel der Mühle stehen still
inmitten der ruhenden Schafe am Deich
sonnt sich behaglich ein nachtmüder Igel
der Leuchtturmwärter löscht die Laterne
er putzt ihre Scheiben, damit sie nicht blind
über der Kimm in seeweiter Ferne
spielt in bauschenden Segeln
ein säuselnder Wind
die Möven im Hafen ruhen sich aus
sie sitzen auf Masten und Schlengen
an den Leinen vor des Sielwärters Haus
sieht man die Leibwäsche hängen
der Hafenwirt öffnet die Bierkellerklappe
es naht mit poltern ein Pferdegespann
der Schulmeister klemmt seine Büchermappe
und geht gut gelaunt an sein Tagewerk ran
jedes Dorfkind sitzt schon in seinem Bänkel
mit sauberen Fingern und strichgradem Scheitel
hier und da tönt noch Wörtergeplänkel
über des Burmeisters Else – die ist nämlich eitel
der Schipper schrubbt rüstig sein Oberdeck
blitzsauber sein müssen die Planken
sonst bleiben ihm die Ausflügler weg
und bringen sein zollfrei’ Geschäft ins wanken
Krögers Stine, die pult frischen Granat
Krabbenbrot steht auf dem Frühstücksplan
garniert mit zwei Blättern vom grünen Salat
serviert sie’s den Gästen mit Schwung und Elan
wenn alle wieder weg in Richtung Jever
kehrt Ruhe ein ins Dörfchen am Siel
der Wirt spendiert seinen Leuten Genever
und Morgen beginnt dann aufs Neue das Spiel
ee
Ein Morgen am Deich . . .
Der Morgen hat mit vieler Mühe
sich von der dunklen Nacht befreit
in Nebelfeldern stehen Kühe
in Baumes Wipfel Krähenstreit
das feuchte Gras umspielt die Füße
man fühlt die Mutter Erde pur
sie sind wie zärtlich liebe Grüße
aus Gottes unberührter Flur
Stille liegt auf braunen Watten
der Deich - er schlängelt sich dahin
er wehrt die See - vor der wir hatten
Respekt in unserem Kindersinn
die Möven segeln zu den Wolken
ihr kreischen macht den Tag mobil
über schimmernd schwarzen Kolken
streicht ein Kiebitz ohne Ziel
der Blick er streift den Horizont
verhält an schwarzen Muschelstrichen
bis dahinter - dicht in Front
ist das Meer zurückgewichen
im Sand am Flutsaum meine Zeichen
verschwinden in der Ewigkeit
nichts kann dauern – muß stets weichen
alles hier hat seine Zeit
ewaldeden
Ein vergessener Ort
Einsamkeit zerrt hier am Gemüt
verlassen der Ort bis auf wenige Seelen
früher da lebt hier ein stolzes Geblüt
wo Heute Verlassenheit ruht an den Pfählen
nur selten verirrt sich noch Boot oder Prahm
in das lange verschlickte Gewässer
vor Jahren da lag hier so manch stolzer Kahn
vor Jahren da war es noch besser
man sah Wimpel flattern
man hörte Musik
und vom Wind geblähte Segel laut knattern
da war es noch schön – hier achtern Diek
da war noch Leben im lebenden Priel
da gab es noch Kindergeschrei
doch Heut’ ist der Ruf einer Möwe schon viel
die Zukunft scheint hier schon lange vorbei
ee
Glaube, Liebe, Hoffnung
Nebel liegt wie Brei über allem
Tröpfchen an Tröpfchen gewebt
knorrige Bäume ins Nichts gefallen
in endlicher Weite die Sagenwelt lebt
vom Turm auf der Klippe der Düne
die Glocke erklingt - unendlich weit
zehn Männer da draußen tun Buße und Sühne
machen sich und ihr Schiff zum Sterben bereit
sie hören die Glocke in tobender See
sie lauschen mit schmerzenden Ohren
das Ruder gedreht von Luv hin nach Lee
drei Strich in Südwest liegt der rettende Hafen
noch sind sie nicht auf ewig verloren
an Backbord da brechen die Wanten
die Wellen zerschlagen den Mast
der Kiel knirscht auf des Riffes Kanten
von Deck verschwindet die Last
der Bug nicht zu sehen
das Heck schwebt auf dem Wellenkamm
für die Mannen unmöglich noch aufrecht zu stehen
Hände und Füße eishart und klamm
plötzlich erschüttert ein ächzen das Schiff
es schüttelt sich und liegt dann ganz still
das Wasser verzieht sich vom sandigen Kliff
Neptun die Mannschaft doch noch nicht will
er wartet und lauert auf neues Versuchen
nie streckt er die Waffen - ist ständig bereit
da hilft nur leis’ beten – vermischt mit laut fluchen
und Hoffen, daß Gott jede Reise begleit’
ee
Heimweh . . .
Das dunkle Rauschen der Wogen
schwebt über dem heißen Sand
es spannt sich wie ein Bogen
vom Meer aufs einsame Land
Verbindet die Elemente
ist Himmel und Hölle zugleich
Feuer und Wasser es trennte
berauschend und unendlich weich
Nur einmal die Mächte gespüret
die Ahnung von Endlosigkeit
nur einmal nach Hause geführet
im Herzen im Übermaß reich
ewaldeden
Nacht am Strand
Ich höre den Nachtwind leise grüßen -
Ich fühle wie das Meer mich lockt,
der Sand flieht unter meinen Füßen –
während Neptun auf den Wellen hockt.
Das Mondlicht tanzt auf den Kämmen der Wogen,
das Wasser spielt am Dünenrand.
Es scheint, das Leben hat mich betrogen,
ums Glück, das ich hier auf der Insel einst fand.
Ich suche jetzt die vergangenen Jahre,
vermisse die Wärme – entbehre das Glück.
Das Schicksal gibt mir am Ende das Wahre –
gibt mir die einzige Liebe zurück.
Ich lausche auf der Sterne Sagen,
der Himmel flüstert es mir zu.
Die Wolken meine Sehnsucht tragen –
denn wo sie sind, da bist auch du.
Ich spüre deiner Seele Fühlen –
bist du auch weit, weit von mir weg,
ich muß mein dich begehren kühlen,
sonst sterbe ich an diesem Fleck.
ee
Inhausersiel …
Die letzten Höfe schwinden aus dem Blick,
vorbei an aufgelass'nen Häuslerstellen -
vorbei an aufgegeb'nem Glück –
führt uns der alte Klinkerpfad
in großen Bögen und in kleinen Wellen.
Jahrhunderte er gute Dienste tat.
Mit in die Marsch gedrückten Spuren -
hochgewölbt im Mittelstück,
so zieht er sich durch grüne Fluren -
die alte Zeit kommt nicht zurück.
Die Stimmung wie auf schlichten Bildern
von Malern - hier aus diesem Küstenstrich,
die Wassergräben sind schon am verwildern -
Natur - die ist hier unter sich.
Querab des Deiches grünes Band sich schlängelt,
als Wehr der Menschen gegen Wassers Macht.
Auf ihm sich Schaf an Schafes Kopfe drängelt -
versunken schon in der Geschichte Nacht.
Überragt von Spitzen einer Handvoll Masten
von Schiffen - die wohl hier zu Haus noch sind.
Wir fahr’n vorbei an manchem alten Kasten -
mit verstaubten Fenstern - Scheiben stumpf und blind.
Drei Häuser noch - mit strohgedeckten Dächern -
die Jungen - scheint’s - sind lang’ schon von hier fort,
man sieht jedoch noch Heu in off’nen Fächern -
wir sind in einem weltvergess’nen Ort.
Der Junge dort - unter der großen Linde -
schaut uns mit krausem Haar und off’nem Munde nach,
er kaut – genussvoll still - ein Stückchen Rinde -
das er sich irgendwo im Garten brach.
Rechter Hand - weit auf - des Sieles hölzern Schlote,
noch gut geölt und relativ in Schuss.
An altersschwacher Hafenmauer liegen Boote,
weich - in grauem Grund - und wie aus einem Guss.
Hier und da an Molenköpfen
brutzeln Würste hoch am Stock -
dazu in schwarzen Eisentöpfen
siedet Wasser für den heißen Grog.
Ein Mädchen - zart - mit langen Flechten,
schleckt Eiskristalle - leuchtend bunt.
Groß wie der Mond in blauen Nächten -
sieht man ihren Erdbeermund.
Die Schipper haben geflaggt über die Toppen -
die Wimpel hängen alle schlaff im Wind,
ein Teddybär mit ausgefransten Noppen -
das Glück für einer Mutter Kind.
Vom Hafentor verliert sich in der Ferne -
in langen Jahren zugeschlickter Priel,
nur Birkenreiser - und keine Laterne -
begleiten ihn - vom Anfang bis zum Ziel.
Am Horizont die Wolkenbänke leuchten -
die Sonne badet sie in feuerrotem Licht,
die Wellen sanft die Watten feuchten -
sie spiegeln des Himmels Angesicht.
Die Möven steh’n als Silhouetten -
auf Dalben und auf Fahnenbaum,
zeichnen soubrettengleich die Schatten -
in diesen Sommerabendtraum.
Langsam fällt die Nacht hernieder -
auf sommerheißen stillen Ort,
da - jetzt hört man es schon wieder -
der Wind trägt weit die Klänge fort.
Ein Mädchen singt von Seemannsliebe -
und vom Glück als Seemannsbraut,
in stimmungsvolle weiche Töne
einer Harmonika gebaut.
Aus runden Bootskajütenfenstern -
streichelt gelbes Lampenlicht
grünbemooste Pfähle -
an denen man gebunden liegt.
Vom Andelgroden zieht in Schwaden -
der Duft von frisch gemähtem Gras,
die Luft ist knattervoll geladen -
man weiß nur nicht genau mit was.
Der Ort ist lange schon verschwunden -
und der Name auch schon fast,
die Erinnerung - sie ist gebunden -
ist das, was du auf Ewig hast!
ee
Jungmannszeit . . .
Ich bin oft in jungen Jahren
nächtelang zur See gefahren
immer wenn es dunkelte
mein Liebchen gerne munkelte
mußt' ich an Bord
fort
Oft in meiner Jungmannszeit
liebt ich zwei Mädchen - himmelweit
die eine wohnt in Haren
wo wir stets holten Waren
die andere saß auf Norderney
nah dabei
In meiner Fahrzeit als Matrose
hatt’ ich viel Schlag in meiner Hose
Genever floß in großen Massen
wir taten unsere Heuer lassen
an manch Schöner grüner Seite
pleite
Auf großer Fahrt als Feuermann
kam ich nicht an die Heuer ran
es wurd' schnell mal ein kleiner Berg
ich kam mir vor wie ’n großer Zwerg
manch Fäßchen Rum konnt’ ich dann kaufen
saufen
Und wenn ich wieder pleite war
immer war ein Dampfer da
so entstand Seefahrtsromantik
auf Nord - und West - und Südatlantik
an Bord so manches Lied gesungen
notgedrungen
Wenn ich heut’ im Kneipenschummer
erzähl von mancher Glanzesnummer
so ist das alles ganz weit fort
es war nicht alles so an Bord
ich bin weit durch die Welt gefahr’n
Seemannsgarn
ewaldeden
Nachtleben – Seemanns Landgang
Im Taumel der Liebe
trunken vor Lust
ob es so bliebe
hätt’ er’s nur gewußt
In nachtheißen Stunden
sich schlingende Leiber
hat man sich gefunden
der Trieb und der Treiber
Schweißnasser Körper Dämpfe
in brennendkaltem Neonlicht
es finden statt die Kämpfe
die er zu Hause hält für Pflicht
Nach schaurig süßen Stunden
in bunter Sinnennacht
hat oft schon er empfunden
dass hinter ihm man lacht
Er läuft mit hohlen Beinen
im Kopfe nur noch Stroh
er möchte von sich meinen
er würde nie mehr froh
Prisen
Wassertäler - Wellenberge
im Mondlicht blinkt der weiße Sand
auf Wogenkämmen tanzen Zwerge
Gott Neptun liegt am hellen Strand
Es irren die Lichter in den Klippen
so manches Schiff vom Kurs abkam
der Wind hat Lieder auf den Lippen
da strandete so mancher Prahm
Zerschlagen an der Felsenküste
liegt Schiff auf Schiffsleib Jahre schon
wenn man nicht um das Irrlicht wüßte
man hielte es für Teufels Lohn
Denn wie des Sensenmanns Gerippe
leuchten gebleichte Spanten - weiß
es scheint wie eine große Sippe
entsprungen aus der Hölle heiß
Den Menschen in dem Küstenstreifen
ist jede Prise lieb und wert
alles was sie sich ergreifen
auf jetzt und immer ihnen gehört
Das wohl auch in fernen Welten
manch’ Träne manches Auge feuchtet
mag Recht auch noch so rechtens gelten
an diesem Strand das Irrlicht leuchtet
Seemannslos
Der Wind pfeift schrill durch das Getakel
der Nordnordwest hält uns gefangen
das Schiff hat einen großen Makel
Klabauter ist von Bord gegangen
Die Ratten haben schon Tschüß gesagt
die Brecher werfen das Schiff hin und her
sich niemand mehr an Deck ‘rauswagt
man ist ein Spielball auf dem Meer
Das Ruder ist in Dutt gegangen
der Teufel das Schiff durch die Hölle hetzt
die Segel in den Masten hangen
vom Schlagen schon sehr stark zerfetzt
Die Mannschaft pullt sich die Hände wund
stemmt sich mit aller Kraft gegen die See
vergebens - es jagt sie der Höllenhund
ein letztes Messias - und Liebchen ade
Sehnsucht
Der Wind - er weht von Norden -
und ist doch gar nicht rauh.
Er zeichnet Geistgestalten
in des Novembers Grau.
Die Luft - sie riecht nach Ferne -
Gedanken brechen los -
sie wandern über Sterne -
benutzen sie als Floß.
Und dann - an fremden Ufern -
so neu und doch vertraut
hört man von stillen Rufern
kommt her zu uns und schaut.
Und wenn wir uns dann wagen
in diese Sehnsuchtswelt,
sind plötzlich wir getragen
hoch über Sund und Belt!
ewaldeden
Strandnacht
Der Wind schläft hinter Helgoland,
am Strand hört man bloß leises Schlagen -
der Fußabdruck im Dünensand
kann nur ganz kurz dein Hiersein sagen.
Der Wellen Krone blitzt im Licht
der silberhellen Sterne -
tausendfach das Leben bricht
von hier in alle Ferne.
Die Seelen der Mannen
die draußen geblieben -
da draußen in endloser See -
ihr Heil das sollte die Welt umspannen,
für Frieden nach Luv und nach Lee.
Es sollt’ alle bewegen,
sollt’ alle bestärken -
mit Gottes Segen
zu guten Werken.
ewaldeden
Traumwelt
Die Luft bewegt sich in zitternden Wellen
kein Wölkchen am Himmel - im Lichte dem Grellen
die Sonne beherrscht das Firmament
kein Strich mehr Himmel und Erde trennt
alles ist fließender Übergang
ob weite Strände - ob steiler Hang
das Rauschen der Brandung vereint sich im Wind
mit Tönen die aus der Ferne sind
die Laute der sich wiegenden Bäume
erwecken im Kopfe die herrlichsten Träume
die Natur - sie spielt ein großes Konzert
niemand die fleißigen Spieler stört
so erhofft man sich den Zustand der Welt
bis man dann aus dem Traume fällt
ewaldeden
Verbundenheit . . .
Silbern funkelnde Sterne
nachtesheller Strand
die Wellen laufen von ferne
auf endlos weißen Sand
Strandkörbe stehen wie bunte Eulen
im watteweichen Mondeslicht
von Wattenbänken Seehundheulen
ihr Lied sich an den Dünen bricht
Am Strandkorb siebzehn ‘ne Laterne
beleuchtet still ein Liebespaar
er flüstert leis’ - ich hab’ dich gerne
und streichelt sacht ihr weißes Haar
Seit über fünfundfünfzig Jahren
ist dieser Strandkorb ihr Revier
wenn sie auf diese Insel fahren
verleben ihre Sommer hier
Sie haben hier in all’ den Jahren
viel schöne Dinge kommen seh’n
sie haben aber auch erfahren
daß viele Menschen mußten geh’n
Sie genießen hier jetzt jede Stunde
so - wie sie aus dem Himmel fällt
in dieser wunderbaren Runde
in dieser schönen Inselwelt
ewaldeden
Nacht am Deich …
Wenn der Nordwest mit brüllenden Tönen
und schauriger Macht die Wellen treibt
wenn Neptun mit seinen mächtigen Söhnen
hervortritt und nicht mehr am Meeresgrund bleibt
dann horch einmal still in die Nacht hinaus
gehe hinaus auf den Deich
ganz hinten - weit hinter des Sturmes Gebraus
hörst du es klingen – sehr leise und weich
es klingt wie das singen verlorener Seelen
es klingt wie der Harfen zitterndes Spiel
es klingt wie Rufe aus heiseren Kehlen
es weht durch die Weite – es findet kein Ziel
kein Ziel in den endlosen Weiten der Meere
kein Ziel in der endlichen Tiefe der See
kein Ziel in der dunklen randlosen Sphäre
vergeht sacht wie auf der Haut schmelzender Schnee
zurück bleiben Spuren gelebter Gefühle
die zärtlich und zart die Erinnerungen feuchten
die dann in erschauernder Kühle
als Sterne am nächtlichen Himmel leuchten
ewaldeden
Winter ade . . .
Über’s weite Land am Meere
weht schon linder Frühlingswind
in der Runde Blütenheere
die aus Nacht erstanden sind
An der Deiche grüner Mauer
bricht sich kläglich der Nordost
er schickt so manchen Regenschauer
es reicht nicht mehr zu kahlem Frost
Schwarze Kuppeln auf den Wiesen
zeigen uns des Maulwurfs Spur
erstes Grün in hohen Riesen
Lebenszeichen der Natur
Es sprenkelt bunt auf schwarzen Flügeln
der Star ist fröhlich heimgekehrt
im Geestland - hinter sanften Hügeln
Frau Schaf die ersten Schäfchen lehrt
Nun haben wir bald überwunden
des Winters unbequeme Last
man sieht es an der Sonne Stunden
die täglich mehr ins Dunkel fasst
ewaldeden
Am See
Wir geh’n Hand in Hand
durch den schwindenden Tag
mit verbundenen Seelen
und Herzensgleichschlag
am Himmel ein Licht
wie des Herdfeuers glühen
hoch in den Lüften
schnatternd die Wildgänse ziehen
die Luft ist so warm
wie Milch frisch gemolken
die Lerchen sie trillern und dudeln
wie von der Sonne trunken
über den Kolken
Wasser und Stille rings um uns her
der See scheint
wie ein glänzendes Rosenölmeer
die Espenblätter am Ufersaum schlafen
Musik und Gesang klingt leise vom Hafen
wir bleiben verliebt am Dünenrand steh’n
in deinen rehbraunen Augen
sind die Wolken am Himmel zu seh’n
am Bootshaus blinkern auf weißen Tischen
Windlichter die den Schatten der Bäume verwischen
am Steg im Wasser dümpelt ein Floß
der schwarzgrüne Wald scheint wie Brunnenmoos
es erfüllt mich ein Glück
ich bin endlos verliebt
ich will nie mehr zurück
solang’ es dich gibt
ewaldeden
Zu Hause . . .
Zartes Gefühl - wie blühende Weite -
weich wie ostfriesischer Sand,
die Heimat mir den Himmel bereite -
ich sehn' mich zum endlosen Strand.
Die Wellen streicheln wie innige Liebe
die Körper in sternheller Nacht ,
heißes Verlangen weckt zärtliche Triebe -
das Glück über'm Dünenkamm lacht.
Nie hab ich empfunden so inniges Leben -
wie hier zwischen Wasser und Land,
mag die Welt auch vieles mir geben -
Heimat ich nur zu Hause empfand.
Der Leuchtturm streut sein Licht übers Meer -
zeigt Schippern den Weg in den Hafen,
Ostfriesen kommen von überall her -
überall Ostfriesen sie trafen.
Ostfriesenland, du Waterkant -
wie lieb ich dich so sehr,
hast mir dein Bild ins Herz gebrannt -
der Abschied fällt mir schwer.
Muß ich einst gehn, dann schwör ich dir -
egal auch wo ich bin,
was in der Welt geschieht mit mir -
stets hab ich dich im Sinn.
ewaldeden
Wo ist sie - die Zeit . . .
Ich liege im Grase - im Sommerwind -
die Sonne blinkert über die Wellen,
ich träum’ vor mich hin – ich fühl mich als Kind -
seh’ Fische aus dem Wasser schnellen.
Die Brandung malt Bilder in meinem Ohr -
ich höre dein heimliches Raunen,
wie Engelsgesang kommt es mir vor -
schickt mich von Staunen zu Staunen.
In mir ist Ruhe - verpackt in Gefühl -
wie kosen von zärtlichen Lippen,
der Männlichkeit Hitze wird wunderbar kühl -
du läßt mich am Lebensquell nippen.
Ein Feuerwerk schießt mich in traumhohe Höhen -
ein Staunen bloß - über die Säfte,
du läßt mich in goldene Tiefen sehn -
genießt meine liebenden Kräfte.
ewaldeden
Sturmtag
Wie grauschwarze Tinte düstert der Himmel
grellweiße Blitze schießen herab
der alte Deichvogt auf seinem Schimmel
schaut über die See in ein klatschnasses Grab
er wittert und wettert vor den Sturmböen her
er kann seine Augen nicht lassen
von den Armen der Männer die in ständiger Wehr
Strauchwerk und Sandsäcke fassen
Die Deichkrone höhen - die Sieltore stärken
das ist ihr Bemühen seit Stunden nun schon
ohn’ zu verschnaufen sie werken
das nackte Leben ist ihr endlicher Lohn
das Land ist gerettet die Lücke geschlossen
die schwieligen Hände zu Fäusten geballt
wird schweigend der heiße Grog genossen
bevor ein „Geschafft“ zum Himmel erschallt
ewaldeden
Vergänglichkeit . . .
Nebel herrscht wie im Schattenreich
die Bilder verwischen
unendlich und weich
Außendeichs tutet ein Nebelhorn
es klingt so verloren -
mal achtern, mal vorn
du siehst nicht
wo Wasser und Land sich vereinen
an Gräsern hängen Tropfen
als würden sie weinen
man hört seine
eigenen Schritte nicht mehr
es ist alles versunken
im Nebel so schwer
du weißt nicht wo’s lang geht
die Zeit - sie steht still
als wenn sich Gott Neptun
die Welt holen will -
die Welt holen -
heim in sein Schattenreich
in dem Gut und Böse
auf ewig sind gleich
ewaldeden
Unser Leuchtturm …
Fünfundfünfzig lange Jahre
hielt er die Wacht bei uns im Watt
dann machten ein paar nicht ganz gare
ihn über Nacht ganz einfach platt
er stand noch nicht einmal im Wege
bei dem was dort als neu entstand
und mit ein klein bißchen Pflege
wär er ein Schmuckstück für das Land
doch leider hat man ihn vernichtet
als zu gering fürs Gnadenbrot
obwohl er gerne noch berichtet
von Seemannsfreud und Wassersnot
einzig den Kopf mit der Laterne
den findet man weitab vom Meer
in Münchens weiter Baziferne
wiegt das Interesse nicht sehr schwer
drum lassen wir sie hoch und leben
die hohlköpfige Beamtenschar
denn taube Nüsse wird’s noch geben
wenn wir schon lange nicht mehr da
ewaldeden
Traumhaft . . .
Mein Denken geht die alten Pfade -
an Wassers Saum - durch feuchten Sand,
Erinnerung führt mich schnurgerade -
zu uns’rer Liebe Platz am Strand.
Ich fühle deine traute Nähe -
riech deines Wollens Wohlgeruch,
schließ meine Augen, wenn ich sehe
des Dünengrases Liebestuch.
Ich spür die Wärme deiner Haut -
hör die geliebte Stimme,
sie ist noch fern - doch so vertraut -
sie koset meine Sinne.
Deiner Haare goldner Schleier
hüllt mich und mein Empfinden ein,
meine Gedanken werden freier -
baden in hellem Sonnenschein.
Sonnenschein an Liebesstränden -
verpackt in Meeres Melodie,
ich halt das Glück in meinen Händen,
und weiß gewiß - es endet nie.
ewaldeden
Tagerwachen …
In endloser Weite die schimmernde See
aus der Schwärze der Nacht ein neues Gebären
still verharrend am Ufer ich steh’
zögernd beginnt sich der Himmel zu klären
die Finsternis weicht dem goldenen Licht
eines erwachenden Morgen
durch fliehende Wolken die Sonnenkraft bricht
ich fühl’ mich unendlich geborgen
ich schau auf den Weiser in schleiernder Fern’
im Morgendunst blinkert sein Feuer
wie habe ich dich - du See doch so gern
auch wenn du mir oftmals nicht ganz geheuer
ewaldeden
Sichere Wächter
In einsamer Weite
von Wasser umgeben
steht der Leuchtturm
auf sicherer Wacht
Mensch hat ihn gebaut
daß er Schiffe geleite
mit gleißendem Licht
durch stockdunkle Nacht
auf dass sie nicht stranden
an Riffen und Stränden
nicht irren in Luv oder Lee
dass sie jede Reise
in einem Hafen beenden
und nicht auf dem Grunde
der wütenden See
ewaldeden
Ostfriesland
Die Wolken zieh’n ihr krauses Band
es scheint wie aus Omas Häkelbüdel
der Regen streichelt sacht das Land
wie Sahnesoß’ den Puddinghüdel
Die Sonne lugt durchs Wolkenloch
streut gold’nes Licht über die Erde
in Schleiern steigt der Nebel hoch
ein schöner Tag es wieder werde
Frisch gepflügt der Marschenboden
warmer Duft steigt aus der Scholle
Möven kreischen fern im Groden
kriegen sich ums Futter in die Wolle
Wellen brechen sich am Strand
belecken Wandrers Fußabdrücke
Muscheln blinken feucht im Sand
und bilden eine Muschelbrücke
Ein Torfschiff zieht still seine Bahn
von unsichtbarer Hand gelenkt
der Schiffer grüßt von seinem Kahn
indem er seine Mütze schwenkt
Im hohen Andelgras - im feuchten
zwischen Deich und Wassers Saum
sieht man die Butterblumen leuchten
als wär’s ein gelber Sommertraum
Dazwischen - in des Nebels Grau
der wie ein Schleier hängt im Winde
zaubert der Strandhafer sein Blau
verwaschen nur und ganz gelinde
Über allem dann der Wind zu brisen
wie leiser Worte warmer Hauch
das ist die Heimat der Ostfriesen
denk ich so unterm Ginsterstrauch
ewaldeden
Norderney
Der Möve Flug durchkreuzt die Dünen
begleitet dich auf deinem Weg
mal verschwindest du im Grünen
mal benutzt du dünnen Steg
Unter dir das quirlige Strudeln
von Prielen die zum Meere zieh’n
nicht weit von dir in kleinen Rudeln
ruh’n Seehunde im Abendglüh’n
Weit nach Osten vorgeschoben
sehr entfernt von Stadt und Land
ragt der Leuchtturm schlank nach oben
in Nacht und Sturm auf festem Stand
Einmal muß man bei ihm weilen
in warmer klarer Sommernacht
er schickt sein Licht in weißen Pfeilen
in großen Strahlenkranzes Pracht
Kommst du dann nach langen Runden
näherst dich deinem Quartier
behalt für dich, was du empfunden
sag einfach nur – ich bin gern hier
ewaldeden
Mittsommer
Der Tag er schüttelt sein müdes Haupt
ist Stunden des Weges gezogen
er hat nicht mehr an den Abend geglaubt
fühlte sich schon um die Ruhe betrogen
die Ruhe nach des Sommers Hitze
die Ruhe nach den flirrend Lüften
aus denen zitternd schossen Blitze
bis tief hinein in Berges Klüften
der Tag streicht sich sein heißes Tagesgesicht
er wischt sich den Schweiß aus den Augen
ganz langsam erschöpft sich sein helles Licht
mag kaum noch zum Adjöh sagen taugen
sucht tastend am westlichen Himmelsrand
mit rötlich scheinenden Händen
die ausseh’n wie schwelender Wolkenbrand
nach des Abends schützenden Wänden
als er sie endlich gefunden
ist fast schon der neue Tag nah
am Horizont bläuend gebunden
im nordischen Mittsommernachtsjahr
ewaldeden
Küstendörfer …
Dörfer wie Perlen aufgereiht
auf grünem Band - an Deiches Fuß
im Groden hell der Kiebitz schreit
es klingt wie froher Göttergruß
Mit Tönen wie aus fernen Tagen
die Brandung an die Dünen schlägt
man sieht die Wellenkämme nagen
an Strand und Deichen - unentwegt
Der alte Hafen ist Geschichte
du spürst sie auf marodem Kahn
wenn du im fahlen Abendlichte
verlierst dich in des Mondes Bahn
Es riecht nach Teer und heißen Gläsern
gefüllt mit Rum und Ingwerwein
der Wind, er spielt in harten Gräsern
wenn abends fällt die Nacht herein
In dem Krug am Hafentore
ein alter Maat die Quetsche zieht
er singt von Sehnsucht und Amore
ein herzergreifend’ Liebeslied
Alles lauscht gebannt den Tönen
und fühlt die Zeit im Raume steh’n
wenn er erzählet von den Schönen
die er in aller Welt geseh’n
Der Mond zieht weiter seine Runde
am Hafen löscht das letzte Licht
zum Abschied tönt aus Wirtes Munde
gut’ Nacht ihr Leut’ - vergeßt mich nicht
ewaldeden
Die Kieler Woche
Unter blaugewölbtem Himmel
blähen Segel pralleweiß -
am Fördeufer Menschgewimmel,
in Kneipen läuft der Zapfhahn heiß.
Alles drängt zum Bootsspektakel -
jeder will am Ufer steh’n.
Um mitzuhalten beim Gekakel
muß man ja die Schiffe seh’n.
Was wäre Kiel ohne die Woche -
eine Sprotte ohne Kopf und Schwanz,
eine Küche ohn’ Gekoche.
ein Windei ohne Eiertanz.
Es wär ein Mädchen ohne Beine,
es wär ein Mastbaum ohne Boot,
es wär des hellen Tages Scheine
ohne des Abends Abendrot.
Es wär ’ne Küste ohne Wasser,
es wär ein Schnapsglas ohne Köhm,
ohn’ sie wär dort der Himmel blasser -
Kiel wär ganz einfach nicht mehr schön.
ewaldeden
Insel des Glücks . . .
Mich trieb das Leben durch die Welt -
in nordischen Jurten Nächte verbracht,
geschwitzt im Beduinenzelt -
auf Hawaii hat mir die Sonne gelacht.
In Kanadas Wäldern Bären geseh’n -
um Feuerland elend gelitten,
irgendwie war es überall schön -
selbst tief in Grönland - auf Eskimos Schlitten.
Vor Florida mit Delphinen geschwommen -
am Zuckerhut tanzte ich Samba,
in Mexiko viele Tequila genommen -
wie schlecht war mir da - Caracho, Caramba.
Im schaukelnden Zug durch Sibirien -
Tabak gepflückt auf Batavia,
Kaukasier erlebt in Delirien -
an der Wolga geschwelgt in Kaviar.
Stürme fegten über mich hin -
Hitze dörrte die Kehle,
doch wo ich auch war, stand mir der Sinn
nach Norderneys sinnlicher Seele.
Nirgendwo sind die Nächte so schön
und streicheln die Blüten der Triebe.
Nirgendwo ist mir Schön’res gescheh’n,
als auf der Insel der Liebe.
Drum möchte’ ich in die Welt rausschrei’n -
im Herz und in der Seele frei,
für dich mein Schatz - und mich allein -
wir sehen uns auf Norderney.
ewaldeden
Ich möchte ein Baum sein …
Ich möchte ein Baum sein in nordischen Weiten -
zwischen Bergwand und Wasser
fest in der Erde verwurzelt -
dort möcht’ ich mich selber durchs Leben begleiten.
Möcht’ spüren den harschigen Wind von der See
und hören wenn Brocken auf Brocken
polternd vom Felsen herunterpurzelt -
die Stelle verschonend an der ich dort steh’.
Ich möcht’ fühlen wenn der Regen meine Blätter streichelt
und Tropfen um Tropfen zu Boden fällt.
Ich möcht’ meine Zweige unendlich dehnen
wenn die Sonne mir schmeichelt
und mir erzählt ich wär allein auf der Welt.
Am Fuß meines Stammes wäre Platz für Geschichten
die in meiner Krone ihr schützend Zuhaus’
und von all den schönen Dingen berichten
mit denen sie gefüllt durch des Sturmes Gebraus.
Ich möchte die Sterne über mir zählen
und würde keinen dabei vergessen.
Ich würde den schönsten und größten erwählen
und träumen ich hätt’ schon mal auf ihm gesessen.
ewaldeden
Heute wie damals . . .
Die Wellen der See belecken den Strand -
ihr plätschern ist zärtliche Weise,
verzaubert die Körper im nachtheißen Sand -
erwecket Verlangen - ganz leise.
Der Mond zeigt ein mildes Lächeln -
huschende Wolken - wie Schäfchen so zart,
mit Worten wie zärtliches Fächeln -
loderndes Feuer - mit Liebe gepaart.
Die Finger - begierig sie streben -
sie streicheln die samteste Haut,
Gefühle beginnen zu leben -
Erregung goldene Brücken baut.
Die Schmetterlinge werden zu Riesen -
verlassen den Platz im Bauch,
sie suchen nach bunten Wiesen -
über die Spitzen der Brüste weht warmer Hauch.
Der Venusberg in Flammen steht -
es brennen alle Sinne,
die Liebe in die Lenden weht -
ich dich im Sturm gewinne.
Wenn wir im Sinnenrausch vergehen -
wenn wir verschmelzen wie ein Stern,
laß Zeit über die Zeit hinwehen -
wir sind uns nie mehr fern.
ewaldeden
Gorch Fock
Unter weißen Segeln
vom Winde gebläht
der Rudergast seefest am Steuerrad steht
des Käptens Kommando schallt über das Deck
die Kadetten, sie schrubben die Müdigkeit weg
hoch über der See in Rahen und Wanten
schleift ihnen der Alltag stahlharte Kanten
kein Unwetter stört sie, kein Sturm hält sie auf
das Schiffswohl bestimmt den täglichen Lauf
selbst wenn sie die Planken des Schiffes verlassen
ist ihr Gang der See angepasst
beim Bummel durch des Hafens Gassen
haben sie vergessen, daß die Schinderei sie gehasst
sie lieben die Lady, die Windsbraut der Meere
und auf ihr zu fahren, das ist für sie Ehre
ewaldeden
Friesische Sommernacht
Der Mond versilbert den nächtlichen Himmel
ein Uhu streicht in lautlosem Flug
von See herüber klingt leises Gebimmel
über den Bäumen die Gänse in schnatterndem Zug
am Ufer des Weihers die ruhende Mühle
reckt schweigend die Flügel in samtweiche Luft
vom Grunde des Baches steigt fächelnde Kühle
geheimnisvoll krächzend ein Nachtvogel ruft
die Stimmung ist leicht wie eine fröhliche Seele
ein Ahnen von endlos trägt sie vor sich her
befreit für Stunden von des Tages Krakeele
und legt schweigend sich über Marschen und Meer
ewaldeden
Ein Tag am Deich
Stille liegt über dem gleißenden Strand
die Sonne steht flammend und gelb im Zenit
vergehende Zeichen am Flutsaum im Sand
von Bord eines Seglers klingt leise ein Lied
Möven hocken auf Pfählen und dösen
ein Seehund sonnt sich im schimmernden Watt
Ketten scheppern in rostigen Ösen
ab und zu weht ein Wort durch die Luft
in friesischem Platt
im Hafenschlick liegen – wie gestrandete Wale
ein Kutter aus Borkum und zwei aus Südarle
die Ebbe hat ihnen die Ruhe beschert
sie verhökern Granat – vor Stunden gefangen
und von allen begehrt
vorm Krug unter der uralten windschiefen Linde
hocken vier Alte bei Köhm und bei Bier
einer von ihnen läßt krachend zwei Winde
darüber erschrocken und in seiner Ruhe gestört
kläfft schläfrig des Wirtes Hundegetier
nach einmal prusten und freizügig schneuzen
ist schnell wieder Ruh’ eingekehrt
so schlendert der Sonntag geruhlich vorüber
er springt hin und wieder
wie Kinder beim Spiel
räkelt sich faul in seinem sommerlich’ Mieder
und wartet gelassen auf sein abendlich’ Ziel
ewaldeden
Ein kleines Dorf am Siel
Nebel lastet auf dem Land
macht uns’re Welt ganz klein
Wellen laufen auf den Strand
sich von der Last der See befrei’n
Das Nebelhorn der Dünenbake
schickt Rufe aus in Richtung Meer
es klingt ganz leise nur das Starke
und müht es sich auch noch so sehr
Die Schiffe die noch draussen sind
die Mannschaft horcht nach allen Seiten
die Töne dringen durch den Wind
soll’n sie zum sich’ren Hafen leiten
Die Möven sitzen auf den Dalben
im Nebel als Konturen nur
der Schimmelreiter auf dem Falben
zieht auf den Deichen seine Spur
In reedgedeckten kleinen Katen
die Fischersfrau die Kinder eit
wie lange müssen sie noch warten
bis Vaters Ruf sie angstbefreit
Und wenn er in der Türe steht
vom Nebel noch umfangen
ist in dem kleinen Haus am Fleet
die Sonne aufgegangen
ewaldeden
Was ist geschehen …
Die tote Stadt am Meer
Haus an Haus mit blinden Scheiben
man sieht kein städtisch’ Leben
man hört – und horcht man noch so sehr
kein Lärmen durch die Strassen treiben
die Händler scheinen fortgezogen
den Geldausgebern auf der Spur
Gestalten stehen angstverbogen
vor windesschiefer Wohnungstür
dann und wann ertönt ein Krächzen
blechern und gemütszerhackt
ihm antwortet ein stöhnend’ Ächzen
als wenn das Grauen es gepackt
wo früher Bäume blühend zweigten
streicht heute nackter kalter Wind
wo früher Wipfel stolz sich neigten
ich nur noch öde Wüste find’
grau ist die bestimmend’ Farbe
kein fröhlich’ Bunt und leuchtend’ Ton
das Bild ist eine einzig’ Narbe
scheint wie des Teufels Arbeitslohn
ewaldeden
Die entfesselte See
Der Sturm peitscht die rauhe, die tobende See
zerrissene Wolken durcheilen den Himmel
lang’ schon ich auf der Deichkrone steh’
und wart’ auf den Reiter auf seinem Schimmel
nächtens soll er das Land bewachen
berichtet die Sage aus voriger Zeit
ich höre lauthals die Meergeister lachen
wenn sie sich von ihren Fesseln befreit
mit gierigen Mäulern schlagen sie die Dünen
Stück für Stück bröckelt das Land
hier wird nichts mehr wachsen – hier wird nichts mehr grünen
verschwunden der weiße schimmernde Strand
das Wasser hat sich sein Erbe geholt
das man ihm mühsam abgerungen
es hat dem menschlichen Geist den Hintern versohlt
und dabei sein schauriges Lied gesungen
es läßt sich nicht knechten - es läßt sich nicht zähmen
es bleibt ein freies, ein unbändiges Werk
es läßt sich in seinen Rechten nur zeitweise lähmen
der Mensch ist dagegen ein ganz kleiner Zwerg
ewaldeden
Der Strandläufer …
Flüchtige Spuren im fließenden Sand
die Wellen umspielen die Füße
in morgendlich Kühle am endlosen Strand
suche ich der Vergänglichkeit Grüße
auf den Weiten der See verlorene Fracht
von Schiffen die längst in der Zeit versunken
von harten Männern an Bord einst verstaut
die irgendwo da draußen ertrunken
ich find’ Reste von zersplitterten Masten
die vor Zeiten stolze Segel getragen
und verrottete Planken von manch altem Kasten
mit bräunlichem Eisen und Kupfer beschlagen
jedes Teil davon erzählt mir Geschichten
von krachendem Sturm und dräuender Not
jedes einzelne kann mir von Kämpfen berichten
deren Ende stets war der einsame Tod
ewaldeden
Der Mann aus dem Watt
Guck mal Papa – da hinten im Watt …
Der Bengel schwenkt aufgeregt seinen Kieker.
Da ist so ein komischer Seehund zugange -
mal ist er ganz groß – und dann wieder platt.
Ach wat, sagt der Papa - und klopft seinen Spieker,
du siehst bestimmt wieder irgendwelche Geister
die es hier gar nicht gibt.
Wir sind doch in Dangast und nicht mehr im Deister,
wo solche Gruselgeschichten äußerst beliebt
Das wird wohl ein altes Stück Treibholz sein
von einem versunkenen Bananendampfer.
Oder du siehst im Sonnenschein
ein zu groß geratenes Stück Sauerampfer
Egon - du bist aber rein gar nicht im Bilde.
Da draußen da wächst überhaupt nicht so ’n Kram,
sagt darauf pikiert die Mutter Brunhilde.
Tatsächlich? - entgegnet der Papa nur lahm
Der Bengel pliert weiter – und lässt dann vor Schreck
den Kieker fallen – denn der Seehund ist weg.
Was soll er nun machen - er ist rein betrübt,
denn das herrliche Bild reizte zum lachen.
Zumal er sich grade in Naturkunde übt
Er macht sich ganz viele kindlich’ Gedanken,
denkt auch mal kräftig daneben,
springt mit den Wünschen über die Schranken,
wie das so ist im erwachenden Leben.
Er hofft voller Hoffnung hoffnungsvoll,
das sich wieder was regt - da draußen im Watt.
Er malt sich schon Bilder - mit Texten wie toll -
und drückt vor Begeisterung die Nase sich platt
Stattdessen steigt dann kurze Zeit später
ein blauschwarzer Mann aus dem Hafenpriel -
siehste grinst Papa – da isser, da geht er
aber vielleicht hat er ja doch Sauerampfer am Kiel
ewaldeden
Der Höllenritt . . .
Der Sturm heult mit Windstärke zehn
er peitscht die tobenden Wellen
die Hand nicht vor Augen zu sehn
Gott Neptun tobt mit seinen Gesellen
Sie reiten auf schäumenden Wogen
stürzen aufs Schiff sich herab
wer Angst fühlt - der hat nicht gelogen
man schaut in ein offenes Grab
Die Brecher reißen die Decksfracht fort
die Wanten und Leinen sie brechen
Jan Maat verflucht diesen höllischen Ort
schwört - nie mehr in See zu stechen
'ne Meile voraus - in schillernder Pracht
das Riff in der Brandung kauert
ein Ungeheuer in dunkler Nacht
dort im verborgenen lauert
Drei Mann ans Ruder - hart Steuerbord
fünf Strich nach Südwesten
der Käpten – er brüllt manch’ sündiges Wort
seine Männer - die sind trotzdem die Besten
Der Trawler beugt sich - er ächzt in den Spanten
die letzte Ratte verläßt schon das Schiff
mit einer handbreit Platz an den Kanten
passiert er das tödliche Riff
Keiner der zwölf harten Mannen
der nicht ein " Vater Unser" denkt
als man aus zwei der letzten Kannen
die geschundenen Körper tränkt
Ein Augenschlag mit müden Lidern
länger dauert nicht die Zeit
liegt die See mit allen Gliedern
blank und glatt - unendlich weit
ewaldeden
Ade, Butterfahrten …
Petrus hat den Wind in die Koje geschickt
da soll er sich erstmal verpusten
Gott Neptun hat dazu gnädig genickt
ihn störte schon längst Sturmes Husten
ihn störten die brechenden Brecher
ihn störte der wehende Sand
ihm fehlten die lustigen Zecher
im Hafen und draußen am Strand
er vermisst die tuckernden Kutter
und wünscht sich das lärmende Völkchen
das lustig jagte nach dänischer Butter
und roch nach des Eiergrogs Wölkchen
das lärmende Völkchen von ältlichen Tanten
die oft schon sehr lange allein
beiseite geschoben von allen Verwandten
und deren Welt zu Hause ganz klein
die erst wieder erblühten auf knuffigen Schiffen
inmitten von Tauwerk und Schifferklavier
wenn sie träumten von südlichen Riffen
bei königlich schwedischem Bier
die siegreich kehrten mit vollgepackt Taschen
des Abends müde nach heim
und sich dann umgaben mit zollfreien Flaschen
und gingen dem Rausch auf den Leim
die Butterfahrtzeiten sind leider vorbei
es gibt nichts mehr billig zu kaufen
nicht Butter nicht Kekse und nicht Tanzerei
es ist alles im Sande verlaufen
ewaldeden
Am Ewigen Meer
Ein Knüppeldamm liegt längs an braunen Kolken.
Geht man diesen alten Weg
sieht man in den Wasserspiegeln Wolken.
Sie begleiten allezeit schon diesen Steg.
Wenn ich die Augen schließ’ - an früher denke
und die Erinnerung mich warm umspielt,
die Gedanken sacht’ nach damals lenke,
als hätt’ ich anderes noch nie gefühlt.
Des Moores Schwanken mit dem Fuß zu spüren -
das Zittern in den Gräsern seh’n,
man wagt es nicht die Stimmung anzurühren
und möchte ewig hier im Moore steh’n.
ewaldeden
Am Strande ...
Schließ die Augen
laß dich fallen
spüre nur
der Sonne Hauch
von fern hörst du
den Schrei der Rallen
das Windgespiel
im Dünenstrauch
der Wellen Brandung
leises Rauschen
begleitet
deinen Tagestraum
hier kannst du noch
den Vögeln lauschen
hier hat Natur
noch ihren Raum
fernes Flügelschlagen kündet
von dem großen Kranichzug
alles was uns hier verbindet
ist ein Leben lang genug
ewaldeden
Abend auf See. . . .
Ich steh’ an Deck - schau in die Ferne
zur Sonne tief an Wassers Rand
am Himmel stehen sanfte Sterne
sie blinken im roten Nebelbrand
Die Mitternacht ist greifbar nah
des Nordlands Nächte sind wie Träume
das Feuer bleibt, ist ständig da
gibt der Wellen Kämme rosa Schäume
Die Luft - sie ist wie angefüllt
mit dem was meine Sehnsucht stillt
die Stunden gehen still vorüber
ich bin gebannt - steh’ wie im Fieber
Ich kann den Platz hier nicht verlassen
ich fühl’ die Stille - kann sie fassen
ein Jemand nimmt die Freiheit sich
er steht nur da - doch stört er mich
Seine Gedanken sind zu laut
ich höre wie er um sich schaut
ich spür’ - er kann sie nicht begreifen
die Zeichen - die den Himmel streifen
ewaldeden
Inselabend
Am Dünenkamm ein feiner Schleier
der Westwind kraust die Hänge hoch
als wolle er zur Abendfeier
Boten schicken ins grüne Loog
Unsere Spur im Dünensand
bald ausgelöscht und schnell verweht
am Himmel dort im Westenland
brennend die Sonne untergeht
In Glutrot getaucht der Inselstrand
irgendwann bricht der Mond hervor
Blinkfeuer grüßen vom festen Land
Wellen und Wind singen im Chor
Des Mondes Schein uns zärtlich führt
langsam zieht es uns nach Haus
die Seele die Hand Gottes spürt
ein Inseltag klingt friedlich aus
ewaldeden
Inselmorgen
Sand perlt unter deinen Füßen
rinnt geschwind den Hang hinab
der Leuchtturm läßt von ferne grüßen
ein Reitersmann in flottem Trab
Der Morgen ist erst eine Stunde
entfernt von kühler langer Nacht
die Sonne schaut schon in die Runde
ein strahlend Lachen mitgebracht
Die Watten blinken silberblank
die See hat sich zurückgezogen
man hört der Möven laut Gezank’
sie streiten sich am Schlengenbogen
Der Wind - er rüschelt in den Dünen
er zittert durch das dünne Gras
im Vorland - in dem dunkelgrünen
da mümmelt schon ein stolzer Has’
So kannst du dir die Zeit bereiten
im Wattenmeer am Inselstrand
doch schafft dies nur - wer früh beizeiten
aus nächtenswarmem Bette fand
ewaldeden
Meersommernachtstraum ...
dem Meere entstiegen
schaumgeboren
wie Sehnen am nachthellen Strande
die Mondvögel fliegen
wie traumverloren
sie folgen den Spuren im Sande
den Spuren der Liebe
den Spuren der Leiber
die flüchtig im Wasser zu sehen
als Begehren der Triebe
in den Süchten der Treiber
zärtlich werden sie
in der Hitze vergehen
ewaldeden
Mein altes Dorf Inhausersiel ...
War das hier eine schöne Zeit
man hatte die Tage so recht zu fassen
was ging von hier das Auge weit
kann dich aus meinem Herz nicht lassen
ich hör die Handorgel noch munkeln
wenn abends das Licht ganz sinnig wurd'
dann saßen wir bis spät im dunkeln
lauschten Erzählen von mancher Tour
der Rauch vom Torffeuer zog in Weihen
über den Deich und längs des Tiefs
geduckte Häuser in langen Reihen
es war als wenn das Dorf schon schlief
ab und zu ein heis'res Galpen
als wenn die Nacht sich selbst erschrickt
lautes Schackern - leises Schalpen
als hätt' die Zeit die Ruh' geschickt
der Himmel war wie seiden Linnen
die Luft strich wie 'ne zarte Hand
uns war als könnten wir bloß gewinnen
in diesem wunderbaren Land
vorbei ist all dies schöne Fühlen
dich gibt’s nicht mehr - mein altes Siel
ich muß nun erst mein Herzblut kühlen
sonst steh ich hier gleich und wein' und piel
ewaldeden
Tonnenleger Kapitän Meyer
Da hat doch tatsächlich einer einen Dampfer beschrieben
vom Kiel bis zum Mast akribisch genau
es hat ihn durch alle Schotten getrieben
vom Heck bis zum Bug macht er sich schlau
hat keinen Spanten vergessen – keinen Niet überseh’n
er hätt’ gern mit dem Mors auf der Reling gesessen
um einen Furz im Winde verwehen zu seh’n
hat geschwitzt in der Koje in sommerlich Hitz’
weil die Heizung auf Touren – und das ist kein Witz
es fehlte ihm nämlich die praktisch Erfahrung
im Umgang mit Ventilen und Hebeln
obwohl er Mariner besaß er nur Übung
im Umgang mit Fietzen und Säbeln
jetzt hat er im Alter die Liebe entdeckt
zu Bordleben und öligen Händen
und auch nicht davor zurückgeschreckt
‚die Meyer’ in ‚den Meyer’ zu wenden.
ewaldeden
16./17. Febr. 1962
Die See, sie bäumt sich Rössern gleich,
schlägt wild mit den vorderen Hufen
man kann sich kaum halten, oben am Deich
lautlos verhallt das lauteste Rufen
Der Sturm knallt wie Peitschen uns ins Gesicht –
zeichnet triefende Striemen.
Um Füße und Beine fliegt flimmernd die Gischt -
im Rettungsboot brechen die Riemen.
Hinter uns - unten am Innendeich –
herrscht ängstliches emsiges Treiben
geduckt die Häuser - Igeln gleich –
wenn sie versinken – wo soll Mensch bleiben?
Aus kleinen Fenstern dringt warmes Licht –
als Zeichen der Hoffnung auf Leben
Gebete zu Gott, daß der Deich nicht bricht –
bereit dafür alles zu geben.
Die Angst der Menschen gilt Kindern und Vieh –
sie sichern dem Lande das Morgen
denn was - was wäre man ohne sie?
Doch nur Kreatur voller Sorgen.
Der Sturm, er zieht weiter,
das Meer geht zurück -
die Friesen geh’n schlafen - und sprechen von Glück.
Der Herr hielt noch mal seine schützende Hand
über uns und unser Ostfriesenland.
ewaldeden
Das Leben jedes einzelnen Menschen ist endlich -
die Heimat dagegen ist unendlich in der Zeit.
Ich kleide doch nur in Worte, was ich empfinde und wie es sich mir zeigt, liebe Heidi (und all die andern Ihr) - aber, danke für Dein Kundtun ....