Ein alter Quell mit neuem Wasser ...
Ein Nachmittag mit Bild und Ton …
es zog mich mal wieder nach Grafschaft ins alte Kaffeehaus Barkel. Korrekt heißt es ja seit vielen Jahren nun schon das „Fair-Cafe“ und hat sich dank der rührigen Wirtsleute Jutta und Reinhard Hartwig zu einer respektablen Größe im Reigen der regionalen Repräsentanten internationaler Interpreten aus der Musikerwelt emporgearbeitet. Korrekterweise – um noch einmal dieses etwas steife und angestaubte Wort zu benutzen – müßte es heissen HATTE, denn die Veranstaltungen rund ums Musizieren sind in diesem Hause nicht mehr Gegenwart sondern seit etlichen Wochen Vergangenheit. Nach wie vor ist aber das Innere dieser gastlichen Stätte ein Ort der Töne – nur eben auf einer anderen Ebene und auch des Öfteren einer anderen Quelle entspringend. Zum einen als der Schreiberlinge Wörter das Herz und die Seele einhüllend – wie zuvor der Gesang und die Musik – und zum anderen als vom klappern der Töpfe und Pfannen begleitetes Gaumengeschmeichel für die Geschmacksnerven der speisenden Gäste während der exzellent opulenten Büffetzeiten oder der meisterlich gekonnt zelebrierten veganen Kochkurse.
Am Sonntag nun saß eine Debütantin auf dem Gebiet der Wortkunst im Lesesessel auf der Wortbühne des „Waldcafes“. Ich kann mich dieser Bezeichnung nicht enthalten, weil mich beim Denken an das „Kaffeehaus Barkel“ jedesmal eine Welle nostalgischer Gefühle und Erinnerungen überrollt. „Kaffeehaus Barkel“ am Barkeler Busch. 'Busch' für das hochdeutsche 'Wald' – also Waldcafe. Man möge es mir nachsehen – es ist für mich einfach zu schön - und zu wertvoll um es sein zu lassen - angesichts solcher Anlässe ein wenig in die Vergangenheit einzutauchen.
Während die kleinen wortgeschmiedeten Lebensweisheiten und -erkenntnisse von der Bühne herunter den Raum belebten und den Ohren der gespannt Lauschenden schmeichelten huschte mir ein Bild der vor Erwartung und Aufgeregtheit glühenden Debütantinnen der Wiener oder der Dresdner Opernbälle durch den Sinn. Ich fragte mich, ob die junge Frau als Vortragende auf der Bühne in ihrem Inneren ähnliche Empfindungen bewegten. Ich mußte, während ihre Worte durch die gespannte Stille des Raumes zogen, immer wieder in die Runde der Umsitzenden schauen – aller Hörsinne waren unverkennbar auf die Bühne gerichtet – kein sinnfremder Laut störte den Genuß – und was mich immer wieder und schon seit meinen Kindertagen fasziniert – hier waren Frauenhände am häkeln, dort sah ich im Stricknadelrund unter fleißigen Fingern einen Strumpf seiner Vollendung entgegenwachsen. Es schien mir, als würde die Kreativität der „Handarbeiterinnen“ durch die im Raume schwebenden Worte der Erzählerin auf der Bühne immer mehr Fahrt aufnehmen. Ich mag zum Ende meiner Betrachtung nur sagen, Beate – das haste gut gemacht. Ich freue mich jedenfalls schon auf den nächsten Platznehmer im Lesesessel auf der Wortbühne im Fair-Cafe am Rande des Barkeler Busches.
ewaldeden2016-02-29
Bürgerreporter:in:Ewald Eden aus Wilhelmshaven |
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