Bio ... und noch mehr Bio
Probieren ...
Brot ist die Grundlage unserer Nahrung – so wird es uns von Alters her gelehrt. Nicht umsonst bittet man in den christlichen Kirchen: "Unser täglich Brot gib uns heute."
Das Bäckerhandwerk ist ständig bestrebt, dem uralten Begriff Brot täglich neuen Glanz zu verleihen – täglich neue Geschmacksvarianten in dieses eigentlich profane Lebensmittel zu zaubern. Eine mir bislang unbekannte Ausführung sah ich auf einem Ladentisch in einem hiesigen Geschäft.
Der Brotlaib aus Roggen wurde mir als "Loggerbrot" angepriesen.
Loggerbrot – bei dieser Bezeichnung entstanden in meinem Kopf gleich rustikale Geschmacksbilder. Ich sah einen Heringslogger in wilder See unweit der Doggerbank den Heringsschwärmen hinterherjagen, und in den kurzen Pausen die harten Männer an Bord ihr Brot geniessen.
Verfestigt wurde dieses Bild durch die Lobpreisungen der Verkäuferin – untermauert von der Aussage, das ist Bio-Brot. Was ist Bio-Brot – drängte ich auf weitere Erklärungen. So ein wenig beschlich mich das Gefühl, als im Wissen nicht ganz auf der Höhe der Zeit angesiedelt betrachtet zu werden.
Wer weiß denn nicht, was Bio-Brot ist schwang unterschwellig in der Antwort mit. Unser Bio-Bäcker verarbeitet nur Mehl aus biologischem Getreideanbau. Das wußte ich nun auch.
Wissen wollte ich jetzt aber auch noch, ob mein Geschmacksahnen sich in den richtigen Bahnen bewegte – also, kaufen und probieren.
In Schwung kam mein Ahnen, als ich den Preis vernahm. Sechs Mark – pardon, zweifünfundneunzig Euro – das Pfund. Gutschmeckendes Brot vom Normalbäcker kostet weniger als die Hälfte – also muß der Genuß dieses Brotes mindestens doppelt so groß sein. DAS war mein direktes Denken. Ich Einfaltspinsel.
Zu Hause angekommen – das große Brotmesser geschnappt – und losgesäbelt. Ich konnte es kaum erwarten.in das Bio-Backwerk zu beissen. Das Wasser lief mir bereits im Munde zusammen.
Gottseidank kann ich nur sagen, denn ohne den vermehrten Speichel hätte ich den Kleister, als den sich die Backmasse entpuppte, nicht im Mund hin- und herbewegen können. Selbst mein Hund – der immer mein Mitprobierer ist – hatte Schwierigkeiten, seine Kiefer wieder auseinander zu bekommen. Tja – und das Schmecken nach Seeluft, nach Loggerleben – einfach den Beweis handwerklicher Backkunst – das alles habe ich nicht gefunden.
Einzig das ungute Gefühl, einen Steinbrocken im Magen liegen zu haben, begleitete mich durch die folgende Nacht.
Normalbäcker – ich bleib dir treu.
ewaldeden
Bürgerreporter:in:Ewald Eden aus Wilhelmshaven |
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