Center - nur eine neue Sprache, oder auch ein neues Denken?

Center - nur eine neue Sprache …
oder auch ein neues Denken?

Einkaufscenter, Freizeitcenter, Bowlingcenter, Hobbycenter, Gesund-heitscenter – die Reihe könnte ich bis zum Sankt Nimmerleinstag fortsetzen. Könnte ich! Denn ich habe ja Zeit, weil ich arbeitslos bin. Zeit bis zum erbrechen. Wenn ich nämlich soviel essen würde, wie ich an Zeit herunterwürge, müsste ich mich wohl unweigerlich ständig übergeben – wenn ich denn nicht vom Zuviel platzen wollte.
Damit ich nicht selber dem Denken anheim falle, faul zu sein – diesen Spruch über Arbeitslose hört man ja häufig aus bessergestellten Kreisen – benutze ich meine Hände zum schreiben. Eindrücke festhalten, Gedanken zu Papier bringen, um Wortbilder zu malen.
Die eingangs aufgeführte Reihe der „Center“ hat nun Zuwachs bekommen. Die „Jobcenter“ im Lande. Das ins Leben bringen dieser neuen Einrichtungen war zumindest so schwierig wie die Geburt eines Kindes, bei einer Frau mit zu engem Becken.
Den geistigen „Vätern“ dieser neuen Einrichtung flatterten - ob der ungewissen Lebensfähigkeit ihres Sprösslings - schon mal kräftig die Hosen. Und so wie bei einer, von Komplikationen bedrohten, menschlichen Geburt, so hatte man auch hier vorsorglich Ambulanzen, Rettungsdienste alarmiert. So ganz ist das Neugeborene auch wohl noch nicht über den Berg – in den meisten Kreisen und Städten in der Republik jedenfalls nicht. Es gärt vielerorts unter der Decke.
Das „Jobcenter“ in Jever gehört augenscheinlich zu einer der wenigen Ausnahmen im Lande, in der ein „guter Draht“ zwischen Besuchern - sprich: „Hilfesuchenden“ und Bediensteten, sprich: „ Hilfegewährenden“ besteht.
Um eventuelles Hosiannageschrei der politisch Verantwortlichen im Kreise gar nicht erst aufkommen zu lassen, muß gesagt werden:
Die relative Ruhe im „Jobcenter Jever“, und der zivilisierte Umgang der Menschen miteinander, ist nicht Verdienst irgendwelcher Politiker oder Spitzenverwaltungskräfte im Kreise oder anderswo.
Mitnichten. Es ist vielmehr das Ergebnis des besonnenen und hilfsbereiten Verhaltens der angestellten Mitarbeiter im Hause.
Ich frage mich allen Ernstes, ob sich auf höherer Kreisebene schon einmal jemand Gedanken über die seelische Belastung der Bediensteten gemacht hat.
Viele der Mitarbeiter, die Tag für Tag mit so unendlich viel Elend, Leid und Hoffnungslosigkeit konfrontiert werden, werden sich vermutlich irgendwann in psychiatrische Behandlung begeben müssen. Ich wünsche es auf dieser Dienststelle persönlich keinem – aber den dafür verantwortlichen Politikern wünsche ich von ganzem Herzen, dass sie einmal als Hilfesuchende in einem Jobcenter erscheinen müssen..

ewald eden

Bürgerreporter:in:

Ewald Eden aus Wilhelmshaven

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