Der Kuchenbäcker - WilhelmBusch1853 Text © Brigitte Obermaier, Muenchen, 2008-06-15
Der Kuchenbäcker
Text © Brigitte Obermaier, Muenchen, 2008-06-15
Bilder © Wilhelm Busch, Wiedensahl, 1853
Frau Mama hat bereitet
Um für Morgens ganz beizeiten
Brot und Zuckerstangen backen.
Dass der Kunden Herzen lachen
Rührt sie um im Trog den Teig
Klein-Mäxchen meint lecker fein.
Sitzend auf dem Stuhle dass es munde
Seine Zunge macht die leckere Runde
Schon hebt sie ihren Finger
Sei nur brav - wie liebe Kinder
Er lächelt nur darüber, ganz gewiss
Gehst du raus, ich dich nicht vermiss.
Gar nicht lange hält er Stille
Denn es siegt sein starker Wille
Den Teig ein Mal zu probieren.
Das könnt ihr mir nicht verwehren
War der Teig doch viel zu zähe
Was passiert da ach und wehe
Lecker, Schlecker, Ruckle, Rackle
Dass der Stuhle dabei wackle.
Klebrig die Masse eine Panne.
Stürzt er kopfüber in die Wanne.
Er dreht und wendet sich, welch Tücke
Der Teig ihn nur hinunterdrücke
Zurück sie kam zur Bäckerei
Fertig war das laut Geschrei
Stehend sie klein Mäxchen sah.
Da wurde ihr ein’ges klar.
Meister Bäcker hat’s gehört
Und hat für sich geschwört’
Warte, warte, wenn ich dich erwische.
Gibt’s heut Abend nichts bei Tische.
Rucke zucke, her und hin
Jammert dabei das Hefe-Kind.
Mit vereinten Kräften, ach oh graus
Zogen sie Klein-Mäxchen raus
Mama rief dem kleinen Buberl.
Schwups, hinein mit dir, in den Zuber
Sie schrubbte ihn mit dem Besen aus Buche.
Derweil der Vater nach dem Stocke suche.
Mama dreht sich um ganz schnelle
Will nicht hören des Peitschens Schelle
Vater zog sie über seinen Po.
Klein-Mäxchen wurd heut nicht mehr froh.
Und die Moral von der Geschicht
Hörst du auf deine Mama nicht.
Kann so mancher Streich misslingen.
Sie wollte dir nur das Beste beibringen
Der Schluß des Gedichts ist brutal - ein Klassiker eben, doch im Widerspruch zur modernen Pädagogik!