Wanderausstellung „Mit allen Sinnen - Gewaltfrei Leben" auf dem 52. Hessentag in Wetzlar von Staatsminister Hahn eröffnet

Hans Helmut Hofmann gibt einer Schulklasse Informationen zur richtigen Reaktion bei häuslicher Gewalt (01.06.2012)
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  • Hans Helmut Hofmann gibt einer Schulklasse Informationen zur richtigen Reaktion bei häuslicher Gewalt (01.06.2012)
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Wetzlar/ Stadtallendorf. „Mit allen Sinnen - Gewaltfrei Leben" heißt der Erlebnisparcours, den Staatsminister Jörg-Uwe Hahn gemeinsam mit dem Wetzlarer Bürgermeister Manfred Wagner und dem Vorsitzenden von Gewaltfrei Leben e.V., Pfarrer Thomas Peters, im Beisein von viel Politikprominenz aus Hessen und dem Regierungspräsidium Giessen, sowie dem Gospelchor „Young Voices" der Kestnerschule am 01.06.2012 eröffnete. Nach der ersten Präsentation auf dem Jubiläumshessentag in Stadtallendorf wird der Parcours zum Thema Gewaltprävention zum vierten Mal präsentiert. Gemeinsam wurde der Parcours nach der Eröffnung begangen und der mögliche Tag eines Jugendlichen beschriften.
Täglich von 9 bis 17 Uhr können Hessentagsbesucher den Erlebnisparcours in der Kestnerschule durchlaufen. Insbesondere für Jugendgruppen, Schulklassen oder Konfirmandengruppen ist dieses Angebot geeignet.

Hintergrundinformationen zum Weg durch die Stationen
Start: Zu Beginn wird aktiv mit den Teilnehmern ein Gewaltbarometer erarbeitet. Bei dieser Übung g es um die persönliche Wahrnehmung von Gewalt und die Einordnung von Gewaltformen: Ab wann handelt es sich bei einer Situation um Gewalt - und warum? Welche unterschiedlichen Formen von Gewalt gibt es?

1. Station: In einem Hausflur ist extremer Lärm zu hören. Eine Beleidigung, Schläge, ein Kind schreit. Bei jeder Station gab es eine Postkarte zum Mitnehmen. Hier bietet ein Karte am Ausgang „Wer schlägt, fliegt raus?" hilfreiche Tipps als Reaktion auf häusliche Gewalt.

2. Station : Auf dem Weg in die Schule kommen in einer Unterführung zwei Jugendliche immer näher und gehen auf eine junge Frau zu. Sie dreht um, rennt weg und versteckt sich. Spontan treten die Jugendlichen, die zu nah am Geschehen, immer wieder einen oder zwei Schritte zurück. Es gibt eine klare Empfehlung: Haltet in bedrohlichen Situationen einen Mindestabstand von 3 + Xm gegenüber der bedrohlich wirkenden Person ein. Innerhalb dieses Schutzraumes gibt es viele Möglichkeiten aus der Gefahrenzone zu entkommen.

3. Station: Der Schüler betritt ein Klassenzimmer und hier riecht's! Mobbing ist eine tickende Zeitbombe und der erste und wichtigste Schritt zum Ausstieg ist die Veröffentlichung des Mobbings. Im Gespräch wird schnell deutlich: „Es gibt viele Möglichkeiten, aktiv gegen Mobbing vorzugehen. Häufig wird von den Opfern erwartet, sich zu wehren oder es nicht so ernst zu nehmen. Allerdings ist das Opfer in der Regel das schwächste Glied in diesem System, gerade wenn das Mobbing schon über längere Zeit läuft." Deshalb wird vorgeschlagen:
• Aktiv gegen Mobbing vorgehen heißt hinsehen und hinhören.
• Aktiv gegen Mobbing vorgehen heißt Opfer stärken, damit sie wieder aktiv werden können.
• Aktiv gegen Mobbing vorgehen heißt Mobber in die Verantwortung nehmen und ihnen die Möglichkeit zum Ausstieg geben.
• Aktiv gegen Mobbing vorgehen heißt Verantwortung für das Gruppenklima übernehmen.

4. Station: Nach der Schule führt der Weg ins Kaufhaus. In einem hellen und freundlichen Raum wird der Weg zu einem engen Gang. Rechts und links berühren Hände die Besucher. Es ist wirklich unangenehm. Und nun? Es gibt folgende Verhaltensempfehlungen für ähnliche Situationen im öffentlichen Raum: Laufe nicht blind durch die Gegend. Frühzeitiges Erkennen schützt vor Gefahren. Zurück gehen tut nicht weh.

5. Station: Der Tag endet mit einem Besuch in der Disco. Der Partyteufel reicht verführerische Drinks und ermutigt zum Alkoholkonsum. Gleich im Anschluss wurde das Ergebnis von zu viel Alkoholkonsum präsentiert: Totaler Kontrollverlust. Thomas Graf von der Drogen- und Suchtberatungsstelle in Stadtallendorf hat diese Station konzipiert und erklärt: „Wir werben mit dieser Station für eine Kultur der
Verantwortungsübernahme für sich selbst und für andere. Zum einen sollen Kinder und Jugendliche sensibilisiert werden, sich nicht in einen Zustand des „totalen Kontrollverlustes" zu begeben. Zum anderen sollen ältere Jugendliche und Erwachsene mit der Abgabe von Alkohol an Kids zu verantwortungsvollem Verhalten geschult werden. Alkohol ist noch immer Suchtmittel Nr. 1 bei Jugendlichen."
Ganz bewusst wurde hier das Präventionsprogramm BOB implementiert, da Fahranfänger überproportional häufig an Unfällen mit besonders schweren Folgen beteiligt sind. Ziel von BOB ist die Senkung der Unfallzahlen. BOB ist die Person mit der Verantwortung fürs Fahren. Mit dem Bobschlüsselanhänger signalisiert er „heute" Abend zu fahren, keinen Alkohol zu trinken und sich und seine Freunde sicher nach Hause zu fahren. Zahlreiche Gaststätten in Hessen beteiligen sich an der BOB-Aktion und der Fahrer des Abends erhält, nachdem er sich mit seinem Schlüsselanhänger ausgewiesen hat, ein alkoholfreies Getränk kostenlos. So werden die Jugendlichen eingeladen zu einem alkoholfreien Cocktail und die Hoffnung ist nah, einen weiteren Partyengel gefunden zu haben.

Die Initiative „Gewaltfrei Leben“ stellt sich vor
Seit 2004 engagiert sich eine Gruppe von ehrenamtlichen Mitarbeitern aus Vertretern von Diakonie, Jugendkonflikthilfe, Jugendamt, Polizei, Schule, Stadt und Evangelischer Jugend um gemeinsam in Stadtallendorf Integrations- und Gewaltpräventionsarbeit zu leisten. Hintergrund für das Engagement ist die soziale Struktur vor Ort. Mit und nach dem zweiten Weltkrieg erlebte das damalige Allendorf einen enormen Zuzug von Menschen (Heimatvertriebene, Kriegsflüchtlinge, ehemalige Kriegsgefangene, sog. „Gastarbeiter" insbesondere aus Italien und der Türkei , Aussiedler). Heute ist die Sozialstruktur geprägt durch mehr als 21.000 Personen aus über 70 Nationen und dem Arbeitsangebot dreier großer Industriebetriebe wie Ferrero, der Gießerei Winter und dem Tür- und Fenstergriffhersteller Hoppe, sowie zahlreicher Zulieferfirmen. Die Mitarbeiter engagieren sich für eine gewaltfreie Zukunft mit einer kinderfreundlichen Gesellschaft in Stadtallendorf und wollen durch verschiedenste Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Stadt Stadtallendorf, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und dem Land Hessen zum Hinsehen, zum Handeln und zum Hilfe holen ermutigen. Am 29. April 2010 wurde der Verein Gewaltfrei leben gegründet.

Daten, Fakten, Zahlen: Jede Station kostete ca. 9.000 Euro, insgesamt rund 50.000 Euro. Der Parcours kann nun von Schulen und interessierten Gemeinden für ca. 5.000 Euro gemietet werden.

Material: 10.000 Flyer „Erlebnisparcours", 500 Plakate, je Station 10.000 Postkarten, 100 Schulungsordner für Lotsen, 1.000 Cocktail-Becher, 10.000 TicTac, Ton- und Videotechnik, Riechkästen, Geschmacksproben, 200 Meter Messewände, Tapeten, Farbe, Dekostoffe u.v.a.

Verantwortlich in Wetzlar:Hans-Helmut Hofmann, Leiter der Abteilung Jugend /Jugendbildungswerk

Finanzen: Das Land Hessen, das Regierungspräsidium Gießen, die Stadt Stadtallendorf, die Bürgerstiftung Mittelhessen, die Bausparkasse Schwäbisch Hall, easy credit, die R + V Versicherung, die Volksbank Mittelhessen und die Firmen Geckologic, Hoppe, Messe Pro, Polk Systems und VW, der Rotary Club Marburg ermöglichten die Finanzierung des Projektes in der Entstehung. Die Finanzierung des Wetzlarer Hessentagsprojektes wird über das „Toleranz fördern - Kompetenz stärken" des Bundesfamilienministeriums finanziert.

Kontakt:Für Rückfragen steht Pfarrer Thomas Peters, Tel. 06428-448703 gerne zur Verfügung. E-Mail info@gewalt-frei-leben.de
Internet: www.gewalt-frei-leben.de

-Presseinformation der Initiative Gewaltfrei Leben, Fotos: Leif-Erik Zaschke-

Bürgerreporter:in:

Leif-Erik Zaschke aus Stadtallendorf

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