Das Taschentuch und das richtige Schnäuzen
Als um 1300 der Trittwebstuhl nach Europa kam, begann sich allmählich auch hier das Weben durchzusetzen und es entstanden verschiedene Stoffe. Der Zeitraum bis etwa 1270 spielte in der Geschichte des Taschentuches eine wichtige Rolle. Handelsbeziehungen Europas mit dem Orient, besonders die der Stadt Venedig, die als der „europäische Orient“ bezeichnet wurde, galten damals als reichste Handelsstadt und als Ausgangspunkt des Taschentuches. Neben anderen orientalischen Handelsgütern kam auch der Stoff nach Europa. Als um 1300 der Trittwebstuhl nach Europa kam, begann sich allmählich auch in Europa das Weben durchzusetzen. Dann im 11. Jahrhundert spielten Tücher eine Rolle als heimliches Liebespfand und als Liebesbeweis. Als Treuepfand nahmen es Ritter mit in den Kampf und gaben es der Angebeteten, meist getränkt mit Schweiß und Blut, hinterher wieder zurück. Mitunter wurden solche Tücher auch offen an der Lanze befestigt, wenn die Besitzerin nicht mit einem anderen verheiratet war. Nach 1300 wurden dann angeblich die ersten Taschentücher aus Stoff hergestellt. Das Taschentuch wurde in einer Tasche am Gürtel aufbewahrt, aber es wurde nur vereinzelt zum Naseputzen verwendet. Um 1880 gab es Schweiß- und Mundtücher, die oftmals als Etikettetücher bezeichnet werden. Zum Naseputzen wurden sie bisweilen aber nicht benutzt. Schweißtücher waren aus Leinen und wurden in eine Gewandfalte gesteckt. Das 20. Jahrhundert veränderte die Benutzung des Taschentuchs auf vielfältige Art und Weise. Ein Taschentuch in der Neuzeit ist ein Stück Stoff oder Papier, das vor allem zur Säuberung der Nase verwendet wird. Erst das Papiertaschentuch eroberte dann die Nasen der Leute und befreite bei einem Schnupfen die Verschnupften wirkungsvoll von den Verstopfungssekreten in der Nase (Im Volksmund auch Popel genannt), für alle die nicht studiert haben. Taschentücher gibt es als waschbare Stofftaschentücher oder als Papiertaschentücher. Stofftaschentücher werden überwiegend und größtenteils aus hygienischen Gründen nur noch für den Notfall mitgeführt, beliebter sind die Papiertaschentücher, die nach dem Gebrauch entsorgt werden.
Nicht in jeder Kultur wird zum Naseputzen ein Taschentuch benutzt. Auch in Europa war das Naseputzen mit einem Taschentuch bis in die Neuzeit hinein nicht üblich. Meistens wurde ein Nasenloch zugedrückt und mit einem kräftigen Schnäuzen das andere Nasenloch gereinigt. Diese Unart verbreitete sich meist auf dem Lande. Vehementes Ausschnauben, bei dem das letzte bisschen Schleim aus der Nase gepustet werden soll, produziert einen extremen Innendruck in der Nase. Ein hoher Druck treibt den bakteriellen Nasenschleim in die Nebenhöhlen, so dass sich dort eine klassische Nasennebenhöhlenentzündung entwickeln kann. Generell ist es daher besser, ein Nasenloch nach dem anderen zu entleeren und nie beide zugleich. Dadurch baut sich kein so starker Druck in der Nase auf. Das gilt besonders bei kleinen Kindern. Bringen Sie dem Kind das richtige Schnäuzen bei. Die Nase in die Mitte des Taschentuches bringen, ein Nasenloch zuhalten und mit geschlossenem Mund schnäuzen lassen. So kann kein Sekret in die Ohren gelangen. Nicht die feine Art, aber wesentlich gesünder als kräftiges trompeten ist, die Nase hochziehen. Viren werden nicht nur durch Niesen übertragen, sondern auch über die Hände. Um nicht andere anzustecken, ist es deshalb sinnvoll, nach dem Putzen der Nase die Hände gründlich zu waschen. Gebrauchte Papiertaschentücher gehören sofort in den Müll und nicht in den offenen Papierkorb, um die Ansteckungsgefahr zu begrenzen. Das Nasensekret selbst sowie häufiges Schnäuzen und Reiben verursachen oft und besonders bei Kindern eine wunde Nase und wunde Lippen. Dem können Sie vorbeugen, indem Sie die betroffenen Partien dünn mit Vaseline bestreichen.
Wer häufig unter Nasenbluten leidet, sollte allerdings ganz auf Taschentücher und Schnäuzen verzichten. Durch den hohen Druck im Kopf kann es ansonsten schnell wieder zu einer Blutung kommen. Betroffene sollten - nach Möglichkeit - einfach "hochziehen" oder die Nase ganz vorsichtig über dem Waschbecken entleeren. Gelegendlich kann sich auch beim kräftigen Schnäuzen der Schließmuskel öffnen und es können sich Verdauungssekrete in die Unterwäsche einnisten. Unangenehm, aber nicht ganz so schlimm ist der Verlust von Darmwinden - allerdings hinterlassen diese oftmals auch einen unangenehmen Geruch. Eine Sonderform des Taschentuchs ist das Einstecktuch, das Herren zu festlichen Anlässen tragen. Dieses Tuch wird oft in der Brusttasche des Sakkos tragen. Es dient nur zur Dekoration und hat auch keine praktische Funktion.
Bürgerreporter:in:Herbert Vollmer aus Weimar |
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