Krieg war, ist und wird nie zur Lösung!
Als Gerd Zimmer, Heimatpfleger des Westallgäuer Marktes Weiler-Simmerberg, 2018 mit dem Buch zu einem Freilicht-Theater über den Dreißigjährigen Krieg
begann, wusste er Nichts von Corona.
Obendrein auch nicht, wie brandaktuell sein Thema durch die, in der Pandemie bedingten Aufführungs-Verzögerungen hinsichtlich des gegenwärtigen Ukraine-Krieges werden würde.
Freitag 10. Juni 2022 nun endlich war bei Kaiserwetter umjubelte Premiere zu 6 Spieltagen Elend und Tod im Westallgäu auf dem Kirchplatz von Weiler!
Unter Regie von Helmut Wiedemann lassen die ausnahmslos Laiendarsteller in 26 Spielszenen nicht nur die wohl schrecklichste Zeit dieser Region Revue passieren, sondern legen in höchst nachdenkenswerter Weise offen, dass Ursachen und leidvolle Auswirkungen ebenso zeitlos sind, als die bislang unerfüllte Erwartung, dass die Menschheit ihre Ziele anders erreichen muss, als durch gegenseitige Vernichtung – zumindest wenn sie die Krone der Schöpfung sein soll/will!
1. Bürgermeister Tobias Paintner begrüßte mit launigen Worten des Publikum der ausverkauften Premieren-Vorstellung und stattete Sponsoren, Mitwirkenden und den vielen Helfern seinen Dank ab, ehe Gerd Zimmer selbst in das Stück einführte.
Bald 30 Jahre hatte der verheerende Krieg gewütet, in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts Glück und Wohlstand der deutschen Länder auf lange Zeit hinaus vernichtet.
Das Land, seine Menschen waren ausgelaugt, ausgesogen. Blühende Gewerbe dem Verfall preisgegeben, Handel und Wandel gestört, die Städte verwüstet, die Dörfer – auch hier im Westallgäu – verbrannt, die Felder über Jahre hinweg unbebaut, Not, Hunger und Seuchen, vor allem die schreckliche Pestilenz, überall. Weite Teile Deutschlands lagen ohnmächtig, der Willkür der Soldateska ausgeliefert am Boden, waren ohne Zukunftsperspektiven.
Der, dem Namen nach, um der Religion willen begonnene 30 Jahre dauernde Krieg zwischen Protestanten und Katholiken ward bald ein reiner Macht- und Eroberungsfeldzug geworden. Fast schien es, als fräße die dämonische Flamme nur um sich, damit sie nicht mehr erlösche.
Der Krieg wurde um des Krieges willen geführt!
Ein großes Problem stellte die Uneinigkeit zwischen den oberen und unteren Landständen dar. Die Landstände waren verantwortlich für den bewaffneten Schutz der Heimat. Aus dem Bauern- und Bürgerstand rekrutierten sich die Einheiten der Landstände. Sie hatten das Recht ihre eigenen Offiziere zu bestimmen. Die oberen Landstände mit den Städten Bludenz und Feldkirch und die unteren Landstände mit Bregenz, der Bodenseeregion und dem westlichen Allgäu, waren sich alles Andere einig, was auch im Schauspiel hervorgehoben wird. Ein großes Problem, das die Menschen hier 1646/47 bitter erfahren mussten.
Bedeutende Zeitzeugen, wie Andreas Gryphius, Paul Gerhardt oder ein später lebender Schriftsteller, der gebürtige Lindauer Hermann Lingg, werden in ihrer Sprache zitiert.
In von Tränen fast erstickter Stimme wurde das Herzblut spürbar, mit dem verdeutlicht werden soll, dass Geschichte wiederholbar ist, als Gerd Zimmer resümierte: wir Alle denken derzeit an die Menschen im Osten Europas. Auch sie verteidigen ihre Heimat, ihre Freiheit, aber auch sie bleiben letztlich nur die Verlierer!
Im diametralen Kontrast starte das Spiel mit prallem Dorfleben: Tanz der vom Bevorstehenden noch ahnungslosen Bürger, während sich Ortspfarrer Mathias Dobler mit Amtmann von Egg über die Schwierigkeiten der Zeit austauscht.
Jäh wird die Szenerie unterbrochen, als Seherin Agath ruft: schaut auf dieses Zeichen am Himmel! Übt Euch in Demut! Schreckliches wird unser Land heimsuchen!
Und ganz, als wäre es Gegenwart, wiegelt Pfarrer Dobler ab: Agath schweig! Es ist nur ein Stern, ein Komet wie er immer wieder am Himmel seine Bahn zieht. Macht die Leut´ nicht irre!
Deren Erwiderung Hochwürden, es ist ein Zeichen Gottes – Ihr wisst es! Schlimmes wird über unser Land kommen! Wird lediglich mit einem Agath, versündige dich nit! Abgetan.
Habsburgischen Soldatenwerbern treten die Bauern mit Hinweis auf seit Alters her bestehendes Recht der eigenen Landesverteidigung entgegen und Amtmann von Egg versucht zu schlichten, doch letztlich zieht Joseph Huber entgegen dem Flehen seiner Verlobten Maria und dem inständigen Bitten der Eltern Johann und Anna ins Soldatenleben, sieht darin die vielleicht einzige Chance, Etwas von der Welt zu sehen und Geld zu verdienen.
Als eine jüdische Familie auf dem Weg von Augsburg in die Grafschaft Hohenems in den Ort kommt, ist es Amtmann von Egg, der den kirchlichen Widerstand bricht, damit Sie für eine Nacht wenigstens mit Wasser vom Brunnen im Heustadel rasten können, wenngleich dies ohne Verpflegung bleibt.
Als der aus Isny stammende Oberst Schoch auf Joseph trifft, von dessen Tapferkeit er bereits gehört hat, wirbt er den Landsmann in sein Reiter-Regiment.
Während Pfarrer Dobler und Amtmann von Egg einmal mehr über die bedrohliche Lage grübeln, scheitert Oberst Escher, verantwortlich für die Verteidigung von Bregenz beim Versuch Oberst Schoch hinzuzugewinnen, da die Oberländer Bauern die Not der Seebauern wohl nicht richtig erkennen, die Westallgäuer, die Ober- und Unterländer den Sold der kaiserlichen Truppen nicht bezahlen.
Joseph kommt in seine Heimat. Bei aller Wiedersehensfreude hat er jedoch einen militärischen Auftrag: die Herstellung der Verteidigungsbereitschaft zu veranlassen.
Agath mahnt einmal mehr: ich habe es allerweil gesehen! Der Komet hat viel Unheil vorausgesagt und gebracht! Es ist noch lange kein Ende in Sicht! Soldaten, Mord, Krankheiten und Seuchen überschwemmen das Land. Ein schlimmes Ende steht uns bevor!
Pfarrer Dobler weiß darauf nur ein lass deine gottlosen Prophezeiungen! Wer weiß, mit wem Du im Bunde stehst?!
Als Carl Gustav Wrangel, der schwedische Heerführer, Generalmajor Kaspar Kornelius de Montaigne und Generalmajor Robert Douglas, vom Rückzug des Oberst Schoch informiert, erwidert Schotte Douglas unsere Truppen brennen nach fetter Beute im habsburgisch-katholischen Bregenz, erteilt uns den Marschbefehl!
Seinem Kollegen de Montaigne erklärt er: ich habe meine britannische Heimat verlassen, um als Offizier in diesem schon ewig lange währenden Krieg auf dem europäischen Kontinent meine Finanzen und meine Karriere zu mehren. Mit Generalissimus Wrangel haben wir uns dem fähigsten Feldherren gegenüber verpflichtet!
Dieser antwortet: Graf, da habt ihr in der Tat die Wahrheit gesprochen. Ich bin glücklich darüber meiner kleinen wallonischen Heimat den Rücken gekehrt zu haben. Hier machen wir als Sold-Offiziere im Generalsrang wahrlich unser Glück. Also mein Verehrtester, holen wir uns die goldene Gans in Bregenz! Es lebe Wrangel!
Amtmann von Egg: berichtet Pfarrer Dobler, dass Wrangel mit über 1000 Mann und vielen Reitern durchs Gebiet ziehen wird. Der fähigste und zugleich grausamste schwedische Feldherr, ja der beste Heerführer der Schweden, ein Mann ohne Gefühle, der nur auf Plünderung und Schändung der Menschen ausgeht, ausgerechnet dieser teuflische Mann bedroht unser Land. Gott helf´ uns!
Auch mein geistlicher Beistand kann den Menschen wenig an Hilfe und Trost spenden, bedauert Pfarrer Dobler.
Musikalisch unterlegt vom Wallkürenritt fallen schwedische Soldaten in Weiler ein, ergreifen sich David Engel, foltern ihn mit einem Schwedentrunk, ehe – da Nichts zu erbeuten – er ihr Mordopfer wird.
Zum Pilgerchor aus Richard Wagners Tannhäuser weint und sinniert Maria vor sich hin, hadert: Herrgott im Himmel, hast Du wirklich die Menschen so gewollt und erschaffen – oder ist das nur ein Bild wie die Hölle aussieht? Hab´ mich so gefreut, als der Joseph da war. Er hat sich verändert, hat selbst Menschen auf Befehl getötet, ja vielleicht gemordet. Er hat uns verlassen als die Schweden grad´ gekommen waren. Was haben diese Bestien mit den Frauen, Kindern, den wehrlosen Alten getrieben? Was haben sie mir angetan? Sie haben mir unter schallendem Gelächter meine Ehre in den Schmutz getreten! Nicht einmal Tiere gehen mit ihresgleichen so um! Die Wenigen, die uns schützen wollten, haben sie erschlagen! Das Haus, die Frucht auf den Äckern verbrannt oder gestohlen! Das heilige Kirchengerät ausgeräumt, besudelt und entweiht! Herrgott, wenn´s Dich gibt, warum hast Du das Alles zugelassen? Ich verlier´ den Glauben an Dich, Du gütiger – Du grausamer Gott!
Pfarrer Dobler beschwichtigt: Maria, versündige Dich nicht. Verfluch´ Deinen Herrgott nicht, auch wenn wir das Alles nicht verstehen!
Ach, Hochwürden, wen haben wir noch, wenn uns selbst der da droben verlassen, ja verflucht hat? antwortet Maria in aller Verzweiflung.
Maria, wir verstehen seine Entscheidungen oft nicht – aber er schickt uns auch wieder bessere Zeichen und Tage – glaub´ mir Maria! Antwortet ihr Pfarrer Dobler.
Amtmann von Egg fragt Pfarrer Dobler, was er im Amtsbezirk noch verwalten soll, für welche Ordnung sorgen? Das Jüngste Gericht kann nicht schrecklicher auf die Menschen wirken!
Der Herr prüft uns durch Handlungen und Zeichen, erwidert der gegenüber Agath dahingehend abweisende Geistliche, die wir uns so nie vorstellen können. Auch ich, mein lieber Amtmann, hadere manchmal mit meinem Glauben, vor Allem wenn ich die Menschen nicht mehr erreiche, ihnen keinen Trost mehr spenden kann. Sie glauben mir nicht mehr! Warum auch?
Probst Christopherus von Bach kommt aus Augsburg im Auftrag von Bischof Heinrich von Knöringen auf dem Weg zu Papst Innocenz X. nach Rom vorbei und berichtet den Beiden, dass er in der Ewigen Stadt um Rat und Hilfe vom Hl. Vater und durch den Kaiser nachsuchen soll!
Geht denn das ganze Hl. Römische Reich jetzt zugrunde? Kein Friede, keine Hoffnung für die Zukunft? Fragt Amtmann von Egg den Probst.
Man könnte es so glauben! Von den einst 45.000 Seelen, die vor dem endlosen Krieg zufrieden und selbstbewusst ihrem Tagewerk nachgehen konnten, leben heute keine 10.000 mehr innerhalb der Stadtmauern. Es scheint, dass das einst stolze Augusta Vindelicorum vom endgültigen Untergang bedroht wird.
Jungfrauen wurden und werden eingefangen wie Stückvieh, den Soldaten preisgegeben und weitergereicht. Ehefrauen vor den Augen ihrer Männer vergewaltigt. Bei Gegenwehr erschlagen sie die Verzweifelten wie räudige Hunde. Die Gassen sind voll mit Leichen und Kadavern. Die Häuser werden geplündert und zerstört oder niedergebrannt. Das Schlimmste derzeit ist jedoch: in Augsburg gelten Leichen von noch nicht einen Monat alten Kindern, ja selbst wenn sie an der Pest gestorben sind, als Leckerbissen. Ja: Lebende schlachten lebende Menschen. Unser Bischof weiß keinen Rat mehr! antwortet dieser.
Mir fehlen die Worte, das übersteigt meine Fantasie, wenn das stimmt ehrwürdiger Probst, was Ihr berichtet! Ihr könnt, ehe ihr weiterzieht, in meinem Haus übernachten und wohnen und ein bescheidenes Mahl – er ist ja schließlich kein Jude: Samariter und Levit galt demnach auch damals! – kann ich Euch auch anbieten!
Während der Pestarzt zu verschiedenen Kranken geht und Schergen auf ihrem Karren die Toten wegfahren, stirbt Barbara Engel in den Armen ihrer Tochter Maria, nachdem sie ihr das Warten auf den Joseph ans Herz legte und Gebet von oben für bessere Zeiten zusicherte.
Der personifizierte Tod trägt auf den Kirchenstufen das Pestgedicht von Hermann Lingg (* 22.01.1820, † 18.06.1905) vor.
Nach der Pause gibt Gerd Zimmer eine weitere Einführung: Carl Gustav Wrangel, der gefürchtete Generalfeldmarschall der schwedischen Armee, brach mit seinen Truppen am 1. Januar 1647 von Leutkirch aus über Isny in Richtung Bodensee auf. Sein Ziel war Bregenz. Die beiden Generale de Montaigne und Douglas führten zusammen mit ihm die schwedische Streitmacht an. Bereits am 3. Januar besetzte die Armee Lochau, Wrangel nahm Quartier in Schloss Hofen. Seine Truppenstärke betrug ca. 8.000 Söldner, überwiegend Kavallerie. Die Sollstärke der Vorarlberger Stände umfasste 2.200 Mann, und dieselben waren unzureichend bewaffnet.
Oberst Escher von Benningen, der Bregenz und das Westallgäu verteidigen musste, war mit dieser Aufgabe überfordert und zudem besaß er nicht die erforderlichen Voraussetzungen eines dafür geeigneten Heerführers.
Am 4. Januar 1647 ereignete sich für die Stadt die militärische Katastrophe: Bregenz musste nach dem Fall des Haggen, der Klausenbachschanze und der Übergabe von Schloss Bregenz/ Gebhardsberg kapitulieren. Mit Glück, vielleicht auch durch Verrat, gelang es den Schweden ohne große Verluste die bis dahin als uneinnehmbar geltende Stadt zu erobern. Zahlreiche Schiffe und Beute im Wert von etwa 2 Millionen Gulden fielen den Eroberern relativ leicht in die Hände. Bis 5.00 Abends war es den Schweden, mit Genehmigung Wrangels, erlaubt, Plünderungen und auch Gräueltaten gegenüber der wehrlosen Bevölkerung vorzunehmen.
Am 28. März 1647 sprengten die Besatzer die Festung Hohenbregenz auf dem Gebhardsberg, das Bendiktinerkloster Mehrerau wurde restlos geplündert. Die schwedischen Regimenter verließen bald darauf die Stadt. Bregenz und sein Umland, das Westallgäu, blieben öde und verwahrlost, seine geschundenen Menschen sich hilflos selbst überlassen.
Die Allgäuer Städte und Dörfer lagen in Schutt und Asche. Kriegshandlungen und deren Folgen, Hunger und Pest haben den überwiegenden Teil der Bevölkerung hinweggerafft. Wer überlebte zog als Flüchtling durch das eigene Land, immer auf der Hut vor marodierenden Soldaten. Das Allgäu lag auch nach dem Westfälischen Frieden von Münster und Osnabrück, anno 1648, noch Jahrzehnte in weiten Teilen darnieder.
Agath trägt alsdann Tränen des Vaterlandes (1636) und Menschliches Elende (1637) von Andreas Gryphius vor.
Adrian Deuring, Bürgermeister von Bregenz berät sich mit Oberst Escher und Oberstleutnant Singer über die Notlage. Nicht nur, dass der Schwed´ Alles niedergebrannt, die Frauen geschändet, die Alten erschlagen und die Kirchen angezündet hat – jetzt hält auch noch der Schwarze Tod – die Pest – das Land im Würgegriff, fasst Singer zusammen.
Verflucht seien die dummen und geizigen Oberländer, empört sich Escher, Sie opfern die Heimat wegen ein paar 1000 Gulden, ohne Oberst Schoch und sein Regiment haben wir schlechte Karten. Schoch hätte ich die Rettung und Sicherung von Bregenz zugetraut. Er besitzt die Waffen, die ausgebildeten Männer und eine große strategische Erfahrung! Gott steh´ uns bei!“ Aber die Oberländer wollten nicht für sein Heer bezahlen!
Bürgermeister Deuring appelliert: meine Herren Offiziere, wenn Bregenz von den Schweden erobert wird, so erbeuten sie alle Rücklagen und Schätze der Grafen von Zeil, von Königsegg, Hohenems, des großen Stiftes Kempten und unseres Benediktinerklosters Mehrerau, welche in der Stadt aufbewahrt sind, gilt doch Bregenz als sicherer Ort. Ganz abgesehen davon wäre die Stadt mit ihren Bürgern bei Plünderungen den Schweden hilflos ausgeliefert!
Amtmann von Egg beschwört: meine geschätzten Landsleute, ich sehe Eure große Not! Ihr habt Alles verloren, lebt in unwegsamen Wäldern und habt nicht mehr Viel zu essen. Die Heimat niedergebrannt und zerstört! Seit Menschen Gedenken war unser Westallgäu, unsere Orte noch nie in so einer schlimmen Lage! Dennoch: der Feind, die Schweden, sie werden nicht ewig bleiben. Wir müssen überleben! Und dann bauen wir unsere Häuser, unsere Dörfer neu! Gott möge seine Hand künftig wieder gnädig über uns halten! Der Herrgott wird uns auch aus dieser Not retten!
Amtmann, glaubt Ihr wirklich, Eure Zuversicht, Euer Glaube kann uns noch Mut und Hoffnung machen, uns und unsere Familien nach all´ diesen schrecklichen Prüfungen retten? Meint Ihr das wirklich? Die Meisten von uns haben diesen Mut verloren. Wir sind doch völlig hilflos und der Willkür dieser menschlichen Bestien ausgeliefert fragt Anna Huber für die Bauern und Bäuerinnen.
Männer, Frauen: es kommen auch wieder bessere Jahre! Die Fürsten des Reiches, auch die Schweden und Franzosen wollen diesen grausamen Krieg beenden!
Die Friedensverhandlungen haben begonnen, betont Amtmann von Egg.
Für uns kommt das zu spät! Lieber tot als weiterhin diese Not! Gott sei unseren Seelen gnädig, rumort das Volk.
Im Lager von General Wrangel sinniert dieser vor sich hin: ich habe gelernt wie man Soldaten und Schlachten führt. Das verdanke ich meinem hoch verehrten König Gustav Adolf, der anno 1632 bei Lützen in der großen Schlacht sein Leben unglücklich verloren hatte. Wallenstein, unser größter Gegner, war unser, ja sein Bezwinger. Dennoch, ich werde auch künftig die Fahne Schwedens hochhalten. Wallenstein wurde dann ehrlos von seinen eigenen Leuten gemordet! Aber jetzt zu unserer Lage hier: noch nie hat mir der Krieg so viel Beute und Gewinn versprochen wie die Eroberung dieser reichen Bodenseeregion. Das wohlhabende Bregenz muss mein werden! Der Bodensee ist der Lohn für meine und die meiner Soldaten Treue!
Bürgermeister Deuring, Oberst Escher und Oberstleutnant Singer erklären in Bregenz gegenüber General Wrangel und Graf Robert Douglas die Kapitulation.
Pfarrer Dobler und Amtmann von Egg beobachten resignierend, wie Bürger in die Wälder fliehen.
Oberst Schoch fragt Söldner Joseph Huber, wie das nur geschehen konnte?
Die Oberländer: die Bludenzer, Feldkircher und Hohenemser haben die Heimat, zu der auch das Unterland mit dem Bodensee und das westliche Allgäu zählen, im Stich gelassen, stellt dieser unumwunden fest. Eine Schande fürs Land auch für uns, aber vor Allem zum Leidwesen unserer wehrlosen Bauern und Bürger!
Wegen ein paar lumpigen tausend Gulden zur Versorgung meines Regimentes, haben sie ihr Land, die Menschen verraten, hadert Oberst Schoch. Der Raubzug der Schweden war unvorstellbar: Ffst 6 Millionen fl. an Schätzen und alle Schiffe im Hafen haben dieselben fortgeführt. Eines der dunkelsten Kapitel in unserer langen Geschichte für Bregenz, ja fürs ganze Land.
Die Lindauer haben ihr Geld für Waffen und Lebensmittel gegeben. Es hat sich für die freie Reichsstadt bezahlt gemacht! An den Lindauern haben sich die Schweden die Zähne vergeblich ausgebissen!
Wrangel lacht sich tot über die Unfähigkeit und den Geiz der Vorarlberger Landstände!
Wenn nur endlich Friede gemacht würde! -Seit beinahe 30 Jahren blutet unser Land, ja das ganze Heilige Römische Reich! Niemals hat die Geschichte einen grausameren Krieg erlebt!
Ich glaube mein getreuer Leutnant Huber, es ist an der Zeit, dass auch wir ruhigeren und friedfertigen Zeiten entgegensehen müssen! So wie er – Huber – habe auch ich als junger, dummer und unerfahrener Bursche meine Heimat Isny verlassen, um die große Welt kennen zu lernen. Auch ich habe im Soldatenleben meine Chance gesehen. Ich verrate ihm jetzt ein Geheimnis: als Knecht und Leibeigener des Klosters Isny habe ich gegen geltendes Recht das Land verlassen. Das ist strafbar!
Aber ohne diesen schrecklichen Krieg wäre ich wohl niemals aus unserer kleinen Allgäuer Heimat hinausgekommen. Den Wohlstand, den ich heute mein Eigen nennen darf, war mit viel Blut und Menschenleben erkauft. Hat das, was wir erlebt haben unser Leben reicher gemacht mein lieber Huber?
Hier nimm diesen Beutel und mache etwas Sinnvolles damit. Geh´ heim und baue Dir eine beständigere und bessere Existenz auf! Elend haben wir Beide genug sehen müssen!
Huber, Sie waren mir stets ein treuer Freund und Kamerad! Helfen Sie ihren Landsleuten, denen doch wahrlich Alles genommen wurde!!
Reiten sie mit ihren Soldaten ins Westallgäu, in ihre Heimat, erkunden sie die Schäden und das traurige Los der Menschen und helfen sie, wo sie können!
Nachdem ein Kind singt: Maikäfer, flieg. Der Vater ist im Krieg.
Die Mutter ist in Pommerland, Pommerland ist abgebrannt. Maikäfer, flieg! Bringt Agath auf den Punkt, was immer die einzige Wahrheit war, ist und bleibt:
Die Welt hat Krieg geführt jetzt über Jahr. Nunmehr soll Friede sein, soll werden, wie es war.
Sie hat gekriegt um das, o lachenswerte Tat: was sie, eh sie gekriegt, zuvor besessen hat!
Joseph kehrt in seine Heimat zurück und findet eine zerstörte Maria vor, die ihn nicht mehr erkennt und in seinen Armen stirbt, während Mutter Barbara Mutter in weißem langen Leinengewand auf den Kirchenstufen erscheint und Paul Gerhardt, Danklied für die Verkündigung des Friedens rezitiert.
Das Laientheater auf beachtlichem Niveau ist – ohne das Engagement auch nur eines Einzigen nicht oder zu wenig zu würdigen – nicht das, was letztlich zählt und bewegt.
Die Tatsache, dass in beeindruckender Art und Weise der Bogen zur Gegenwart geschlagen wird und Niemand, wirklich absolut Niemand zum Schluss kommen kann, dass das, was gegenwärtig in einer verrückten, aus dem Ruder laufenden Welt geschieht, dafür stehen kann, dass die Menschheit hinzugelernt hätte, ist das Verdienst dieser höchst sehenswerten Produktion.
Dass die Welt in der Ukraine und allen anderen Kriegsorten weiter nur auf Irrwegen schreitet, ist unzweifelhaft!
Erich Neumann, freier investigativer Journalist www.cmp-medien.de
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Oberst Schoch
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https://www.youtube.com/watch?v=SPwSdN1xi3M
Bürgerreporter:in:Erich Neumann aus Kempten |
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