Türkischer Kaffee
Kaffee oder Tee
aus
Verlag für Die Frau
DDR - Leipzig
Die Türken hatten den Kaffee um 1520 kennengelernt, als sie Arabien eroberten.
Diese erste Begegnung bekam dem Kaffee nicht gut. Statthalter Kair Bey zog in Mekka ein, wo man schon seit Generationen den von Pilgern aus Äthiopien als Reiseandenken mitgebrachten schwarzen Trank schätzte. Er wunderte sich über die vielen Kaffeeschenken und die dort versammelten Menschenmengen. Es herrschte ein Höllenlärm.
Nachdem er erfuhr, dass die Kaffeehäuser Namen hatten, wie Haus der Erleuchtung oder Schule der Weisheit oder Quell der Erkenntnis, aufrührerische Bezeichnungen für das Ohr eines Eroberers, der solche Bezeichnungen nur für sich selber in Anspruch zu nehmen wünscht.
Und die Kaffeetrinker, überlebhaft, schwatzend und vom Koffein berauscht – welch eine politische Gefahr. Der Bey ließ schnell Gutachter aus Kairo kommen, die erfuhren, was man von ihnen erwartete. So wurden ruck zuck genügend religiöse Gründe gefunden, mit denen allen Gläubigen der Kaffeegenuss bei ewiger Verdammnis untersagt und die Kaffeehäuser geschlossen werden konnten.
Doch der Kaffee ließ sich nicht unterkriegen. Er eroberte die Türken.
Sie pflegen es des Morgens in der Frühe, auch an offenen Orten, vor jedermann und ohne allen Abscheu zu trinken, berichtete 1583 der erstaunte Leonhart Rauwolf in seiner Reisebeschreibung aus Aleppo.
Hundert Jahre später hatten die Türken Wien eingeschlossen, mit Kriegern, Pferden, Geschütz und Kaffeekännchen.
In der Stadt gab es einen Mann namens Franz Georg Kolschitzky, der aus Südungarn stammte und schon unter den Türken gedient hatte, der schlich sich durch die Belagerer und lotste die Hilfstruppen herbei. Die schlugen einen Monat später die Türken in die Flucht.
Die Türkenherrschaft in Mitteleuropa war zu Ende.
Die endgültige Herrschaft des Kaffees begann.
Zwar war schon 1668 in Wien Kaffee gehandelt worden, doch wusste niemand etwas mit dem Rohkaffee in der Türkenbeute anzufangen. Kolschitzky erbat sich diese Bohnen als Honorar und erwirkte die Genehmigung, eine Kaffeestube zu eröffnen. Andere folgten nach und das Wiener Kaffeehaus war geboren.
Bürgerreporter:in:Christel Löhle aus Wedemark |
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