Zu "hässlich" für Walsrode
Vor rund 200 Jahren soll das Christusantlitz als viel zu hässlich für die Einwohner der Stadt Walsrode gegolten haben und deshalb aus der Kirche entfernt worden sein. Das schrieb Superintendent i. R. Herbert Krüger 1986 in einem Beitrag unter dem Titel „1000 Jahre Kirche St.-Johannis-der-Täufer zu Walsrode“ (veröffentlicht in „Walsrode, 1000 Jahre Kloster und Ortschaft 986 – 1986“).
Das expressionistisch wirkende Kreuz, das so genannte "Walsroder Kreuz", stammt aus dem 15. Jahrhundert und lässt das Leiden Christi in ungewohnter Deutlichkeit sichtbar werden. Supertintendent Krüger verwies darauf, dass dieser Kruzifixus aus dem Jahr um 1450 an das Petrus-Wort erinnere: „Den ihr ans Kreuz geschlagen habt, den hat Gott auferweckt.“ Und der Superintendent fügte hinzu: Das Kreuz hing in den beiden Vorgängerkirchen über der Taufe. Denn „alle, die getauft sind, sind in Christi Tod getauft“ (Römer 6,3).
Das Kreuz sei damals aus der Kirche geschafft worden, und zwar „in der Hochstimmung des großen Friedensfestes aus Anlass des Sieges über den Tyrannen Napoleon“. „So ein schreckliches Bild wird es nun nicht mehr geben in dieser Welt“, dachte man, schrieb Superintendent Krüger und ergänzte: „Inzwischen haben die Menschen in zwei Weltkriegen buchstäblich Bilder der Hölle erlebt. Jetzt wissen sie wieder, wie tröstlich es ist, dass unser Herr auch in diese Tiefe der Gottverlassenheit gestoßen wurde und wir nun auch da nicht mehr allein sind.“
(Anm.: In den Jahren nach den Befreiungskriegen 1813 – 1815 wurden an verschiedenen Stätten Deutschlands Friedensfeste begangen.)