Eine Tour durch Rajasthan, Teil 2

Weiterfahrt in die Wüste Tharr
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Bikaner und Jaisalmer

Tag 4: Halb sieben Wecken, viertel nach sieben Frühstück, acht Uhr Abfahrt. Heute hatten wir eine Etappe von ca. 200 km vor uns, immer weiter hinein in die Wüste Tharr nach Bikaner 650.000 Einwohner. Die Fahrt dauerte wieder ca. 4 Stunden, an schlafen war aber nicht zu denken, man hatte so viel zu sehen. Hier gab es schon richtig „Wüste“ mit Sand und Buschwerk und seltsamen krüppeligen Bäumen. Gopal erklärte uns, dass die Bauern immer wieder die frischen Zweige der Bäume als Viehfutter abschneiden. Die Straßen in den Dörfern waren teilweise sehr schlecht und eng die Menschen winkten uns zu und freuten sich, dass ein Bus durch ihren Ort fuhr. Und auch darüber, daß sie fotografiert wurde. Die meisten Inder lassen sich sehr gerne fotografieren und sind richtig stolz darauf!
In Bikaner erwartete uns das herrliche Heritage Hotel „Lallgarh Palace“ in dem wir das Maharadscha-Zimmer beziehen durften, ein riesiges Zimmer mit Sitzgarnitur, Kamin, Stuck an der Decke.
Das Essen war allerdings ziemlich indisch-scharf und hatte für viele am nächsten Tag eine durchschlagende Wirkung… Aber angeblich ist auch so der vierte und fünfte Tag dafür prädestiniert.
Wir besichtigten das Junagarh Fort, den urtümlichsten der großen Rajasthanpalästen mit seiner kunstvollen Innendekoration, der Audienzhalle und dem Wolkenpalast.
Anschließend besuchten wir die einzige Kamelzuchtfarm Indiens, wobei die Kamele ja Dromedare sind, denn sie haben nur einen Höcker. Die kleinen Babys waren nett anzusehen mit ihren Müttern. Eins war erst ein paar Stunden alt.
Danach fuhren wir zum Rattentempel, da wollten allerdings nicht alle aus unserer Gruppe mit.
Es war sehr interessant: Ein Tempel aus Marmor gebaut für Ratten, im Innersten eine Art Altar-Höhle mit vergoldeten Figuren und Götterbildern. Hunderte Ratten laufen herum, werden gefüttert, gepflegt und verehrt. Im Hinduismus gilt ja das Prinzip der Wiedergeburt und alle Künstler und Denker werden im nächsten Leben als Ratte geboren, deshalb haben die Ratten ein großes Ansehen. Allerdings sind die Ratten dort nicht so groß wie man sie bei uns kennt, sondern viel kleiner. Ach ja, man geht übrigens in Tempeln barfuß oder mit Tempelsocken. Hier gab es einmal- Socken zum überziehen und wegwerfen. Nachdem wir beim Schuhwächter unsere Schuhe wieder ausgelöst hatten, ging es zurück ins Hotel.

Tag 5: Mit 330 km erwartete uns heute die längste Strecke der Tour, 9 Std. Fahrt durch die Wüste zum Fort der einstigen Karawanenstation nach Jaisalmer (60.000 Einwohner). Diese Stadt liegt nur ca. 50 km von der pakistanischen Grenze entfernt, was man deutlich daran erkennen konnte daß überall Panzer und Zelte standen und Hubschrauber und Jets flogen. Ich hatte schon ein bischen komisches Gefühl dort.
Deshalb ging es ganz früh los und das war auch gut so. Unterwegs hielten wir an einer riesiggroßen Ziegelei. Hier werden die Steine noch an der Luft getrocknet und unter der Erde mit Stroh aufgeschichtet gebrannt. Die Arbeiter wohnen mit ihren Familien auf dem Gelände der Ziegelei. Wir wurden nett empfangen und durften gerne alles anschauen.
Auf einer Sanddüne stand ein kleines Rasthaus, hier machten wir eine Rast und tranken Masala Chai (das ist ein leckerer Gewürztee mit Milch) oder Kaffee. Von hier aus hatte man einen wundervollen Blick über die Landschaft. Mitten im trockenen Wüstenland sah man grüne Felder, denn teilweise werden sie mit Wasser beregnet.
Das ist nur durch den Indira-Ghandi-Kanal möglich, der 1958 im Rahmen der sogenannten ‚grünen Revolution‘ gebaut wurde und das Wasser aus dem Himalaja über 650km weit bis hier hin bringt.
Unterwegs gab es auch viele, teilweise sehr große Steinmetzbetriebe. Indischer Sandstein ist auch in Deutschland erhältlich.
Ein Höhepunkt dieser Fahrt war jedoch der Abstecher an zwei kleine Seen, an denen tausende von Jungfernkranichen Rast machten.
Am späten Nachmittag kamen wir dann im Hotel an. Als wir unsere Zimmer bezogen hatten, fuhren wir noch mal mit dem Bus zu einem Lokal, von dem man einen tollen Blick auf Jaisalmer in der untergehenden Sonne hatte.

Bürgerreporter:in:

Doris Nolte aus Volkmarsen

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