Curacao. Unser Urlaub Teil 2
Wilhelmstadt, Post und Destillerie
Nachdem wir nun wussten, dass die Busse nicht immer so pünktlich fuhren, brachen wir am nächsten Tag auf nach Willemstad, um die Destillerie Senior&co zu besuchen, in der der berühmte original Curacao hergestellt wird. Und um Briefmarken zu kaufen, die es nur in der Hauptstadt gibt. Die Einheimischen im Bus kannten uns schon und begrüssten uns wie alte Freunde mit dem fröhlichen ‚Bon Dia‘. In Otrobanda angekommen sagte uns der wieder sehr nette Busfahrer, dass wir über die Brücke müssen und dann nach Punda zur Busstation. Als wir über die Königin-Emma-Brücke gegangen waren, erlebten wir zum ersten Mal, wie diese auf vielen Luftpolstern schwimmende Brücke ‚weggeklappt‘ wurde: Am einem Ende der Brücke ist eine Art Führerhaus mit einem Schiffsmotor. Die Brücke wurde in voller Länge weggefahren, sozusagen weggeklappt, um die Küstenwache durchzulassen.
Nun gingen wir am großen Obst- und Gemüsemarkt vorbei und suchten die Post. An einem Riesengebäude stand Nieuwe Post und wir gingen hinein. An der gegenübergelegenen Seite der Halle sah man vier verglaste Schalter. In der Mitte ein offener Schalter mit einem Herrn in Uniform, der nach der Frage um Briefmarken auf einen Automaten zeigte und sagte: ‘Press the 4‘ . Komisch, dachten wir und als wir die 4 gedrückt hatten, kam ein kleiner Zettel mit einer Nummer heraus auf dem ‘Post‘ stand. Aha! Alles klar, Nummernzettel - wie beim Arbeitsamt. Nur mit dem Unterschied, dass hier kaum jemand wartete, aber der einzige Beamte hinter dem Glas musste alle 4 Schalter bedienen und das tat er mit dieser unglaublichen karibischen Gelassenheit, die uns noch oft begegnete. Als unsere Nummer endlich aufgerufen wurde, waren wir von der Klimaanlage durchgekühlt und wussten auch, warum viele Einheimische eine Jacke bei sich hatten. Wieder was gelernt!
Jetzt ging‘s los zur Destillerie. Hinein in den Bus und dem Busfahrer erklärt, dass wir zum Landhaus Chobolobo wollten. Der freundliche Busfahrer bedeutete uns, dass er uns ein Zeichen geben würde, wann wir aussteigen müssen. Entspannte Fahrt im Bus durch Willemstad mit einem laut und fröhlich telefonierenden Busfahrer, der plötzlich unvermittelt anhielt mit den Worten: ‘Shit, I forgot You!‘ und uns dann mit Händen und Füssen erklärte wir müssten 100 Meter zurücklaufen und dann rechts die Strasse abbiegen und dann die nächste wieder rechts und ‚Than You see it!‘ Die Beschreibung war perfekt, wir kamen an und besichtigten das Landhaus und die kleine Brennerei in der wir durch Scheiben sehen konnten, wie der Likör abgefüllt wird und auch noch alle Sorten probieren durften. Hier bekamen wir auch endlich die ersten Postkarten zu kaufen. Abends fuhren wir mit einem fast pünktlichen Bus zurück nach Westpunt.
Willemstad, Straussenfarm und Aloe-Vera-Farm
Nachdem wir uns erst mal ein paar Tage im Resort ausgeruht hatten, wollten wir zur größten Straussenfarm außerhalb Afrika’s und zur Aloe-Vera-Farm, die beide dicht nebeneinander am anderen Ende der Insel noch hinter Willemstad liegen. Mit uns stiegen zwei Einheimische in den Bus und fuhren auch bis Willemstad mit. Wir fragten den Busfahrer, wie wir weiter fahren mussten, der sagte uns:‘ Take a little bus to Santa Rosa‘ wir mussten also in einen der kleinen Busse steigen, meist 8-Sitzer. Der nette Busfahrer erklärte uns noch, das in der Scheibe ein Schild hängt, aber wir sollten genau fragen, wo der Bus hinfährt! Also – wir an den ersten Bus nach Santa Rosa, ich hielt dem Fahrer den Flyer von der Straussenfarm hin und fragte ihn, ob er da hinfährt. Er überlegte kurz und nickte: ‚Come in and sit down‘ dann nahm er uns unterwegs einen etwas höheren Preis ab, der nicht auf seiner Tafel stand. Leute stiegen ein und aus, dann waren wir nur noch allein im Bus. Wir waren schon weit hinter Santa Rosa und der Busfahrer fuhr immer noch weiter. Plötzlich an einem Abzweig stand Ostrichfarm! Er hat uns direkt bis zur Straussenfarm gebracht, obwohl hier eigentlich kein Bus hinfährt! Jetzt wussten wir, warum die Busse hier nicht immer pünktlich sind!
Die Straussenfarm befuhren wir in einem Jeep, es war sehr interessant. Den Fahrer Alexander verstanden wir ganz gut, er sprach Holländisch, und was wir nicht verstanden konnte uns ein Paar aus Holland übersetzen. Wir durften unterwegs Strausse aus einer Schüssel füttern. Es erstaunte uns, dass so ein Straussenei bis zu 240kg aushält und als Alexander uns die Biotonne präsentierte gab es ein bisschen Gänsehaut: Zwei Nilkrokodile tummelten sich in einem Tümpel.
Dann gab es ein leckeres Straussensteak im Restaurant. Als wir die Bedienung fragten, wie weit es zur Aloe-Vera-Farm ist erwiderte die ganz erstaunt: ‘you have no car?‘ wir verneinten und sagten wir wollten laufen! Nach einer Weile kam sie wieder und erklärte uns, ihr Kollege würde draußen warten und uns hinbringen ‚No walk! It’s to far‘ Laufen geht nicht es ist zu weit! Wir gingen raus und da wartete der Kollege mit einem Pick-Up voller Werkzeug. Als wir hinten aufsteigen wollten bedeutete er uns, dass wir vorne einsteigen sollten. Also, die Füße irgendwie zwischen Werkzeug und Schalthebel verstaut und los ging’s zu dritt auf der Sitzbank. Aber schlecht gefahren ist besser als gut gelaufen, die etwa 3 km wären uns sicher bei der Hitze schwer gefallen.
Nachdem wir uns bedankt und ihm ein Trinkgeld gegeben hatten standen wir vor der Aloe-Vera-Farm. Wir sahen zwar die riesigen Felder und die Hallen, aber die Produktion war ein paar Tage vorher eingestellt worden, weil die Erntezeit um war. Also gab es nur ein kleines Filmchen über Anbau und Verarbeitung dann haben wir noch Aloe-Gel gekauft und standen mutterseelenallein vor dem Laden. Die Angestellte hatte uns gesagt, dass der Bus nur von Santa Rosa fährt und auch nur alle 4 Stunden. Es half alles nichts, wir mussten irgendwen fragen, der mit einem Auto kam.
Die zwei Amerikanerinnen im ersten Auto fuhren nicht nach Santa Rosa, das zweite Auto war voll beladen. Dann kam ein junger Holländer und der nahm uns dann zwar mit, aber wir merkten, dass er sich sehr unwohl dabei fühlte. Er ließ uns in Santa Rosa an der ersten Bushaltestelle raus und sagte noch, dass wir den Bus nach Punda nehmen müssten.
Keine fünf Minuten später kam der kleine Bus nach Punda. Das war die lustigste Busfahrt unseres Lebens, als erstes bekam jeder ein Bonbon. Der Fahrer war ein Karibe mit Rasterlocken und sang jedes Lied aus dem Radio lautstark mit und zwischendurch wurde noch der Takt geklatscht. Die gute Laune in Person! Ich hätte noch Stunden weiterfahren können!
In Willemstad angekommen gingen wir über die Königin-Emma-Brücke und wer stand da am Ende der Brücke? Der junge Holländer, der uns mitgenommen hatte! Zum Dank luden wir ihn auf Kaffee und Kuchen bei Subway ein.
Jetzt konnte ja nichts mehr schief gehen, hier kannten wir uns ja schon gut aus! Der Busbahnhof war um die Ecke, der Bus hielt an der ersten Haltestelle, wir hatten uns erkundigt und ausserdem saß der Mann aus Westpunt von heute Morgen auch an der Haltestelle und wollte nach Hause! Super, wir brauchten uns nur nach ihm zu richten! Auf der ersten Haltestelle stand ein anderer Bus, unser bunt beschriebener Bus kam an, wir hatten ihn gesehen aber er war eigentlich noch zu früh. Jetzt würde sicher erst der andere Bus wegfahren und unserer kam dann hier hin. Der Mann aus Westpunt saß auf seiner Bank und las weiter ungerührt in seiner Zeitung. Dann plötzlich sahen wir was buntes an uns vorbeifahren- unseren Bus –und weg war er! Der Mann aus Westpunt sah kurz von seiner Zeitung auf, zuckte mit den Schultern und sagte nur: Two hours later ‘In zwei Stunden fährt der nächste!‘ Das war die nächste Lektion in karibischer Gelassenheit…
Okay, gehen wir noch mal da hin, wo die Kreuzfahrtschiffe anlegen und schauen ein bischen den Wellen zu!
Das sollte uns nicht noch mal passieren! Zwanzig Minuten vor Abfahrt unseres Busses waren wir wieder am Busbahnhof. Diesmal darf nichts schiefgehen, das ist der letzte Bus für heute! Ah, da war ja auch der andere Mann von heute Morgen wieder! Der erklärte uns dann, dass der Bus immer an der ersten Haltestelle hält, es sei denn da steht schon einer: Dann hält er an der Zweiten. Wenn da auch einer steht hält er an der dritten. Wenn die aber wegfahren hält er natürlich an der Ersten! Ah - alles klar, jetzt verstanden wir auch die Völkerwanderungen von vorhin, wieder was gelernt!
Unser Bus war dann übrigens zwanzig Minuten zu spät!
Der nette Mann wohnte ein paar Haltestellen vor Westpunt, bei Shete Boca. Da wir die Strecke schon mehrmals gefahren waren, wussten wir ja wo das war. Wir näherten uns der Haltestelle, an der er aussteigen musste, aber er machte keine Anstalten auszusteigen. Kurz nach der Haltestelle weckte ihn eine Frau, er war eingeschlafen! Also zu Fuss eine Haltestelle zurück, gut dass die so dicht zusammen liegen!
Das ist hier übrigens an der Tagesordnung: In den Bus steigen, hinsetzen, einschlafen und kurz vor der Haltestelle wieder wach werden! That‘s Curacao!
Auch der schönste Urlaub geht mal zu Ende und zwei Wochen sind eine kurze Zeit.
Was wir aus diesem Urlaub nach Hause mitgenommen haben sind nicht nur tolle Bilder, Muscheln und eine Flasche Curacao-Likör; vielmehr auch den Wunsch, uns ab und zu mal ein bisschen in dieser karibischen Gelassenheit üben zu können, die Erinnerung an eine wunderschöne Insel, auf der die Menschen unglaublich freundlich und hilfsbereit sind und die Erfahrung, dass man selbst mal der Exotische andersfarbige ist.
Curacao, wir kommen wieder!
Bürgerreporter:in:Doris Nolte aus Volkmarsen |
4 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.