Der Würger von Unterschleißheim
Jugendliche beschimpfen und würgen Polizisten
1704.02.10|München Nord|6 KommentareFacebook Münchner Merkur
Unterschleißheim - Nach einer Volksfest-Schlägerei sind zwei junge Burschen zu Sozialstunden und Geldstrafe verurteilt worden.
Den Abend auf dem Volksfest in Freising hätte sich ein 19-jährige Freisinger Schüler und sein Spezl (21) aus Unterschleißheim harmonischer vorgestellt. Gegen 4.30 Uhr gerieten sie am 5. September vergangenen Jahres in eine Schlägerei und mussten sich nun wegen versuchter Gefangenenbefreiung, Widerstand, Beleidigung und Körperverletzung verantworten.
Die beiden sind bereits auf dem Heimweg, als sie eine Rangelei am „Hau den Lukas“ bemerken. Der 19-jährige Schüler will schlichten. Während sein Freund ein paar Meter weiter entspannt auf einem Zaun hockt, ist der Freisinger plötzlich mittendrin in der Rauferei. Fäuste fliegen, Menschen schreien, Polizei und Sicherheitsdienst eilen herbei. Der Unterschleißheimer sieht seinen Freund plötzlich ernsthaft in Not. Als ein Polizist den Freisinger packt, rennt der Unterschleißheimer los und springt dem Beamten von hinten auf den Rücken, seine Hände krallen sich um dessen Gurgel.
Vor dem Amtsgericht Freising erinnerte sich der Polizist, wie ihn der Schüler immer wütender angegangen sei. Er habe erst gar nicht verstanden, was der 19-Jährige in dem Gerangel überhaupt zu suchen hatte. „Der hatte schließlich nichts damit zu tun.“ Er habe versucht, ihn zu beruhigen und aus dem Getümmel herauszuziehen. Der Freisinger aber habe sich nicht beruhigen lassen: „Der hat sich richtig aufgeplustert.“ Als der Polizist ihn am Arm fassen wollte, habe der 19-Jährige zum Schlag ausgeholt. Der Beamte hatte nun genug, fixierte den Schüler im Hebelgriff. In diesem Moment habe ihn der Unterschleißheimer von hinten angesprungen. Dem Polizisten gelang es auszuweichen und er fixierte auch den 21-Jährigen am Boden, was dieser mit wilden Flüchen quittiert habe. Welcher Art die Beleidigungen waren, wollte Jugendrichter Christian Baier wissen. „Das Übliche“, antwortete der Polizist: „Schwuler, Witzfigur, Arschloch, Wichser.“
Inzwischen war es einem Kollegen gelungen, den Freisinger in einen Streifenwagen zu bugsieren. Sein Freund aber gab nicht auf. Wütend soll sich der 21-Jährige auf den Wagen gestürzt und an der Tür gezerrt haben, was ihm als versuchte Gefangenenbefreiung ausgelegt worden war. Der Unterschleißheimer beteuerte, missverstanden worden zu sein. Nach dem Volksfest hätte er beim 19-Jährigen übernachten sollen. Deshalb habe er beschlossen, seinen Freund zu begleiten, weil er sonst nicht gewusst hätte, wo er hin soll. Das Gericht stellte diesen Vorwurf schließlich ein.
„Alkoholenthemmt“ hätten die beiden, sich ungerecht behandelt gefühlt und überreagiert, sagte der Verteidiger.
Das Gericht stimmte zu, dass sich die Sache wohl etwas „hochgeschaukelt“ habe. Die Angeklagten entschuldigten sich bei den Polizisten. „Die Nacht in der Ausnüchterungszelle“, berichtete der 19-Jährige geknickt. „Das war nicht schön.“ So etwas wolle er nicht mehr erleben.
Das Gericht verurteilte den 19-jährigen Schüler zu 40 Sozialstunden, gegen den 21-jährigen Unterschleißheimer wurde eine Geldstrafe in Höhe von 1800 Euro (40 Tagessätze zu 45 Euro) verhängt. „Das hätte es nicht gebraucht“, verabschiedete Richter Baier die beiden Freunde.
Ich glaube, daß Unterschleißheim auch nicht krimineller ist, als Städte dieser Größe. Der Zufall will es so, daß sich solche Vorfälle manchmal häufen.