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125 Jahre organisierter Sport in Uetze - VfL Uetze feiert Jubiläum - Interview mit dem 1. Vorsitzenden

  • Hartmut Otte, seit 1997 1. Vorsitzender des VfL Uetze
  • hochgeladen von Peter Doms

Vorsitzender Hartmut Otte: Wir sind stolz auf das vielfältige und zeitgemäße Angebot im VfL und die Schaffung einer neuen Übungsstätte

Sie sind der Vorsitzende des VfL Uetze. Was zeichnet Ihren Verein aus? Und wo zwickt es?

Der Verein hat ein vielfältiges und zeitgemäßes Angebot für alle Altersgruppen. Der 125 Jahre alte VfL ist, gemessen an seiner Mitgliederstruktur, ein recht junger Verein. Gut die Hälfte seiner 1154 Mitglieder, nämlich 546, hat das Volljährigkeitsalter noch nicht erreicht. Dass sich in ihm aber alle Altersstufen wohl fühlen, zeigt sich auch daran, dass er eine stattliche Anzahl an Männern und Frauen in seinen Reihen hat, die das 65. Lebensjahr überschritten haben; darunter auch etliche jenseits des 80. Lebensjahres, von denen noch einige im Seniorenbereich und Gesundheitssport aktiv sind.

Wie in allen mir bekannten Vereinen unseres Zuschnitts zwickt es in erster Linie an den Finanzen.

Der VfL wurde vor 125 Jahren gegründet. Gibt es Werte oder Traditionen, die Sie heute noch fortleben lassen? Wenn ja, welche und wie?

Der Verein hat sich zu einem modernen, leistungsfähigen Mehrspartenverein entwickelt. Herzstück ist nach wie vor die Turnabteilung, die seit dem 19. Januar 1885 besteht. Dabei sieht sich die Herrenturnriege in der Tradition der Gründer, ohne dass sich diese in deren heutigen sportlichen Aktivitäten widerspiegeln würden.

Können Sie auch den Nachwuchs damit begeistern?

Die Verantwortlichen im VfL sind stolz darauf, dass der Verein - wie schon erwähnt - nicht nur eine junge Mitgliederstruktur besitzt. Das Durchschnittsalter liegt bei 27,5 Jahren, und das, obwohl die ältesten Mitglieder mehr als acht Lebensjahrzehnte aufzuweisen haben; aber wir haben aufgrund unseres Spielkreises und dem dort integrierten Bewegungsangebot schon für Einjährige eine tolle Basis, Kinder frühzeitig für den Sport zu begeistern und dann über die älteren Jahrgänge auch als Jugendliche an den Verein zu binden. Stolz sind die Verantwortlichen aber auch auf die vielen jugendlichen Mitglieder, die sich für verantwortungsvolle Aufgaben als Vorturner, Sportassistenten oder sogar Übungsleitungen, aber auch für besondere Aufgaben bei Veranstaltungen zur Verfügung stellen. Sie können sich und ihre Möglichkeiten dort unter fach- und sachkundiger Aufsicht ausprobieren, und ich betone: sie probieren sich erfolgreich aus!

Der Verein für Leibesübungen ist heute ein Zwölf-Sparten-Verein. Welches war denn die erste Sparte? Was hatte sich der Verein bei der Vereinsgründung auf die Fahnen geschrieben?

Die jungen Uetzer Männer, die sich vor 125 Jahren zu einem Turnverein zusammenschlossen, waren von den Ideen des Friedrich Ludwig Jahn inspiriert, der das Turnen und die Leibesübungen volkstümlich machte. Als gegen Mitte der ersten Hälfte des Neunzehnten Jahrhunderts die Industrialisierung immer stärker das allgemeine Leben beeinflusste und es in seinem natürlichen Ablauf gefährdete, entstanden in den Turn- und Sportvereinen die Keimzellen eines neuen Lebensgefühls. In den Städten, wo sich die Menschenmassen zusammenballten, um sich notgedrungen der modernen Arbeitsfron zu unterwerfen, wurden natürlicherweise zuerst die Turnvereine gegründet. Allmählich fasste der Gedanke des Turnens und damit des Sports auch auf dem Lande Fuß. Uetze kann stolz darauf sein, dass es in dem seinerzeit doch sehr ländlich strukturierten Bauerndorf schon so früh Zeitgeiste gab, die sich neuem Gedankengut nicht verschlossen haben.

Der VfL hat sogar einen eigenen Spielkreis. Seit wann und warum gibt es ihn? Was zeichnet ihn aus?

Ehrlich gesagt, war es ein Zufall, der dem VfL einen Spielkreis in den Schoß pflanzte: Kurz nachdem Vereinsmitglieder nach einer Idee und unter der Regie von Karl-Heinz Seffer, dem damaligen Leiter der Volleyballabteilung, Anfang der 1990-er Jahre den Dachboden über der Normalsporthalle am Uetzer Schulzentrum zu einem Vereinsheim ausgebaut hatten, suchte eine Elterninitiative eine Bleibe für ihren Nachwuchs. Der VfL bot die an den Vormittagen für Vereinszwecke ungenutzten Zeiten in den Räumen an. Zwar zeigten die sich alsbald als wenig geeignet, weil nicht kleinkindgerecht, aber der VfL hatte quasi die Patenschaft über die kleinen Nutzer der VfL-Räumlichkeiten übernommen. Heute residiert der Spielkreis als "Bärenhöhle" im ehemaligen Rathaus an der Dollberger Straße in Uetze. Und was ihn auszeichnet: qualifizierte und liebevolle Betreuerinnen! Dass es Wartelisten für die Aufnahme in den VfL-Spielkreis gibt, spricht da wohl für sich!

Auf welche Errungenschaften sind Sie besonders stolz? Was hätte dem MTV erspart bleiben können?

Stolz? - Auf die VfL-Sporthalle in der Wilhelmstraße. - Sie ermöglicht es dem Verein seit gut zwei Jahren, Sport auch zu Zeiten anzubieten, die in den Schulsporthallen nicht zur Verfügung stehen: die Vormittage und die frühen Nachmittage. Das ermöglichte es uns, Angebote insbesondere für junge Mütter und Frauen auf- und auszubauen, die sich nun fit halten können, wenn der Nachwuchs im Spielkreis, im Kindergarten oder in der Schule ist und die "Muttis" nicht ans Haus bindet. Es ermöglichte es uns aber auch, den Senioren- und Gesundheitssport anders aufzustellen, denn gerade Ältere waren daran interessiert, nicht unbedingt am späten Nachmittag oder in den Abendstunden Sport treiben zu müssen.

Schmerzlich für den MTV, den Sie namentlich ansprechen, waren sicherlich zwei schreckliche Kriege und deren Folgen. Was aber den VfL als direkten Nachfolger des MTV und des SV Germania anbetrifft, so dürfte das die Herauslösung der Tischtennisabteilung und die Abspaltung der Fußballabteilung in den 50-er Jahren gewesen sein. Was dem Hallensportvereinen, und damit auch dem VfL hätte erspart bleiben können, ist die Einführung der Beteiligung der Vereinsmitglieder an den Kosten der kommunalen Hallen durch die Gemeinde. 20.000 Euro, davon 4.000 bis 6.000 Euro pro Jahr für einen Verein wie den VfL, sind kontraproduktiv, denn wenn dadurch die Mitgliedschaft in den Sportvereinen nicht mehr für alle Einwohner bezahlbar bleibt, werden gerade die sozial weniger gut Situierten auf dieses Angebot der örtlichen Gemeinschaft verzichten. Für diesen Personenkreis angemessene Freizeitbeschäftigungen anzubieten oder andere Begleiterscheinungen auszugleichen, wird die Gemeinde und die Gesellschaft um ein Vielfaches mehr Geld kosten, als sie von den Vereinen einnehmen wird.

Dieses Jahr steht ganz im Zeichen der Feiern zum 125. Geburtstag. Was sind danach die nächsten Anliegen, um die Sie und die Mitglieder sich kümmern wollen?

Ohne den Kinder- und Jugendbereich oder die wettkampfaktiven Erwachsenen zu vernachlässigen, die insbesondere im Volleyball und Handball wieder an vergangene Erfolge anknüpfen wollen, wird sich der Verein weiterhin verstärkt dem Freizeit- und in stärkerem Maße dem Präventionssport widmen müssen. Und ohne das Feigenblatt und der Lückenbüßer für Versäumnisse der Politik werden zu wollen, sehe ich auch sinnvolle und notwendige Betätigungsfelder in der Zusammenarbeit mit den Schulen und Kindergärten.

Wo sehen Sie den VfL in zehn Jahren?

Dank der vielen engagierten Mitglieder und der innovativen Vorstandsmitglieder, die den Verein bislang ausgezeichnet haben und an denen es ihm nach meiner Überzeugung auch in Zukunft nicht mangeln wird, dort, wo er sich in den vergangenen 125 Jahren hin entwickelt hat: als den größten und attraktivsten, weil mit stets zeitgemäßen Angeboten aufwartenden Uetzer Sportverein.
Auf welche Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums dürfen sich die Uetzer in diesem Jahr freuen?

Jede unserer Abteilungen und der Spielkreis werden sich und ihre Arbeit in einem anderen Monat des Jubiläumsjahres präsentieren. Das beginnt mit der Jazzdance-Show Ende Januar, setzt sich über offene Bezirksmeisterschaften der Fechter im Februar und attraktive Veranstaltungen der Handballer, des Gesundheitssports, der Volleyballer, unserer Tennisabteilung und der Judokas fort bis hin zu einem Jubiläumsball am 6. November, den die Abteilung Gesellschaftstanzen ausrichtet. Den Abschluss bildet ein Hallenkinderturnfest des Turnkreises Hannover.
Besonders hervorheben möchte ich aber den Sportabzeichentag unserer Leichtathleten, der in Zusammenarbeit mit dem Regionssportbund Hannover am 16. Juni 2010 ausgerichtet wird und zu dem schon annähernd 1.500 Anmeldungen aus den Uetzer Schulen und über 300 Anmeldungen aus den Uetzer Kindergärten vorliegen.

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