Umgebindehäuser: Lebendige Zeugnisse der Vergangenheit
Bei der Fahrt mit dem Uetzer Heimatbund in die Oberlausitz begegnete mir eine Hausbauweise, die ich bis dahin noch nie gesehen hatte: Das Umgebindehaus. Das Umgebindehaus ist ein besonderer Haustyp, der Blockbauweise, Fachwerk und Massivbauweise miteinander verbindet. Charakteristisch ist die bauliche Trennung von Stubenkörper und Dach, bzw. Obergeschoss. In den Umgebindehäusern verläuft der Flur quer durch das Haus und trennt im Erdgeschoss Wohn- und Wirtschaftsbereich. Während der Wohnbereich eine eigenständige Einheit als Block- oder Bohlenstube bildet, ist der angeschlossene Wirtschaftsbereich (Stall, Speicher) massiv gebaut, meistens als Feldsteinmauerwerk.
Um die Block- oder Bohlenstube herum stehen unabhängig voneinander auf einem hölzernen Stützsystem (Umgebinde) in der Regel in Fachwerkbauweise Obergeschoss und Dach.
Die Entstehung dieser Bauweise geht in das 15./16. Jahrhundert zurück. Die Erklärung ist nicht ganz eindeutig. Der Volksmund führt die Trennung auf das damals in dieser Gegend ansässige Weberhandwerk zurück. Danach konnten sich die durch den Webstuhl entstandenen Schwingungen nicht auf das ganze Haus übertragen. Vorteil dieser Bauweise war auf jeden Fall, dass die Blockstuben im Vergleich zu den Fachwerkstuben ein gleichmäßiges Klima hatten und somit eine annähernd gleich bleibende Qualität der Webereierzeugnisse gewährleistet war.
Heute gibt es noch schätzungsweise rund 19.000 Bauwerke dieser Art, die in der südlichen Oberlausitz, Nordböhmen und im polnischen Niederschlesien die Ortsbilder prägen. Der Großteil der Umgebindehäuser ist renoviert und beeindruckt durch seine Farbenvielfalt. Auffallend sind auch die meisterhaften Verzierungen, die ornamentreich verzierten Sandstein- oder Granittürstöcke oder aufwändige Verschieferungen.
Ein paar Bilder geben einfach mal einen Querschnitt von der auf hohem ästhetischem Niveau stehenden Handwerkskunst wieder.
Bürgerreporter:in:Peter Doms aus Uetze |
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