Myra (Lykien) – das heutige Demre in der Türkei – Teil 1

Vor Hunderten von Jahren begruben die Menschen ihre Toten in diesen Felsengräbern hoch über Myra.
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  • Vor Hunderten von Jahren begruben die Menschen ihre Toten in diesen Felsengräbern hoch über Myra.
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Unsere Reise durch die Türkei führt uns entlang der Spuren antiker, und christlicher Orte. Dieser erste Teil führt uns nach Myra. Alles, was wir gesehen haben, hat uns Vedat Sürer, Historiker und Dozent der Uni Istanbul, eindrucksvoll geschildert. Die Geschichte der Türkei unter dem Blickwinkel der Römer, Griechen und Christen zu erfahren, war eine Bereicherung; die wir mit außergewöhnlichen Ruinenstädten und einer traumhaften Landschaft verbinden konnten.

Myra liegt in der heutigen Provinz Antalya und war zur Römer- und Griechenzeit eine antike Stadt in Lykien. Myra war die sechstgrößte Stadt des Lykischen Bundes und nach der Trennung der Region von Pamphylien (401-450 n.Chr.) Verwaltungs- und Bischofssitz.

Eindrucksvoll liegt heute das alte römische Theater am Berghang, in dem sich viele Felsengräber befinden, die wir allerdings nur von unten betrachten können.

Dafür aber faszinieren die Ruinen des Theaters. Ein Römisches Theater (cavea – „Aushöhlung“), das aus halbkreisförmig angeordneten Sitzreihen besteht, die nach oben ansteigen und mehrere Zugänge hat. Ein Szenetheater also, weil der Zuschauer einen weiten Blick über Stadt und Land hatte.
Die Vergabe der Sitzplätze erfolgte streng nach politischer, wirtschaftlicher und sozialer Herkunft; das Theater in Myra bot Platz für 12.000 Besucher.

Typisch für Römische Theater ist der Bühnenkomplex, bestehend aus Bühnenhaus (scaena) und Bühne (pulpitum). Diese war überdacht als Schutz vor dem Wetter. Imposant erhob sich die Fassade; verziert von prachtvollen Säumen, Fenstern und Nischen.

Myra lag einst direkt am Meer; doch der alte Hafen Andriake liegt heute fünf Kilometer südwestlich von Demre; er ist verlandet. Die Gründung des Hafens lässt sich in der frühhellenistischen Zeit festschreiben; der Apostel Paulus ging hier im Jahr 59 n.Chr. an Land während seiner Reise nach Rom.
In der frühbyzantischen Zeit erlebte Myra mit den Hafenanlagen eine Blüte. Sechs Kirchen zeugen vom Wohlstand der Stadt ebenso wie Badehäuser und eben das Theater. Die Stadt wurde allerdings in Laufe der Jahrhunderte unter dem Schlamm des Demre-Flusses begraben; erst 1965 und 68 begann es mit den Ausgrabunden der Ruinen durch den deutschen Archäologen Jürgen Borchhardt.

Myra war Bischofssitz, ab 300 n.Chr. amiterte Nikolaus von Myra als Bischof. Über Nikolaus gibt es viele Geschichten; nicht alle sind fundiert nachzuweisen. So ist er um 280/86 in Patara (Lykien) geboren und 345/351 verstorben. Nikolaus von Myra ist der Schutzpatron Russlands, Kroatiens und Serbiens, sowie der Kaufleute, Seefahrer, Schüler und Kinder; sein Name bedeutet „Sieg(reich)er des Volkes“.

Die Basilika von Myra wurde über die Jahrhunderte hinweg oft erweitert und umgebaut; die heutige dreischiffige Basilika stammt in den Grundmauern aus dem 8. Jahrhundert. Ein Kloster vervollständigte im 11. Jahrhundert den Komplex; den Mönchen wurde die Pflege der Pilgerstätte übertragen.

Nikolaus Gebeine wurden in der Basilika beigesetzt; doch italienische Kaufleute brachten sie – nach der Evakuierung von Myra und vor der Eroberung durch seldschukische Truppen im Jahre 1087 in das sichere Bar; dort wird ein Fest am Tag der Ankuft der Reliquien, dem 9. Mai, gefeiert. Die Gebeine werden in der Basilika von San Nicola aufgebahrt.
Die türkische Nikolaus-Stiftung fordert bis heute von Bari die Herausgabe der Reliquien vergebens.

Erst 1863 kaufte der russische Zar Alexander II. die Kirche und lies sie wieder vom Schlamm des Flusses befreien. 1963 wurden die östlichen und westlichen Seiten der Kirche ausgegraben; seit 1990 finden immer wieder Ausgrabungen statt.

Sehr schön erhalten sie die byzantinischen Fresken an Wänden und Decke, sowie römische Sarkophage, die aus Spolien (von lateinisch spolium „Beute, Raub, dem Feind Abgenommenes“) wiederverwendet wurden.

Heute ist Nikolaus von Myra in vielen Ländern unter ebenso vielen Namen bekannt: Sviatoi Nikolai (Russland), Sveti Nikolaj (Slowenien), Sveti Nikola (Kroatien und Serbien), Sint Nicolaas oder Sinter klaas (Niederlande und Flandern).

Nikolaus ist von jeher einer der populärsten katholischen Heiligen. In der Russisch-Orthodoxen Kirche wird Nikolaus neben Christus und Maria mit Kind die dritte große Ikone auf der Ikonostase der Kirchen gewidmet.
Am 6.Dezember 2007 konnte der griechisch-orthodoxe ökomenische Patriach von Konstantinopel einen Gottesdienst nach griechisch-orthoxer Liturgie in der jetzt dem Heiligen Nikolaus geweihten Basilika von Myra feiern, nachdem die Kirche mit einer Spende des Kultusministeriums fertig restauriert werden konnte.

Nach Deutschland kam der Nikolauskult im 10. Jahrhundert; viele Nikolauskirchen wurden gespendet.

In vielen Ländern ist der Nikolaustag als Feiertag abgeschafft. Spanien allerdings hat diesen Tag noch, da das Land an diesem Tag 1978 seine Verfasung ratifiziert hat, sowie auch Finnland, das 1917 an diesem Tag unabhängig wurde.
Der Heilige Nikolaus trägt traditionell das Gewand eines katholischen Bischofs mit Mitra und Hirtenstab. Unsere Kinder allerdings lieben den Nikolaus wohl eher in seinem rot-weißen Outfit.

Bürgerreporter:in:

Uta Kubik-Ritter aus Uetze

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