Igeleien

Aus der Serie Unser wilder Garten.
Normalerweise braucht es eine gewisse – lange – Zeit, bis ich morgens den Wecker höre. Morgens, das bedeutet nach Normalzeit 4:50 Uhr. Sagt jedenfalls meine innere Uhr, die sich mit der sommerlichen Zeitumstellung nicht anfreunden kann. Ein paar Mal wurde ich allerdings in den letzten Nächten vorher von einem anderen Geräusch alarmiert: Der Hundenapf vor der Haustür schepperte über die Pflastersteine.
Beim anschließenden morgendlichen Füttern des Hundes musste der Napf immer erst mühsam gesucht werden und fand sich dann Meter entfernt etwa unter dem Gartenzaun verklemmt wieder. Ich hatte da so einen Verdacht, wer als nächtlicher Ruhestörer in Frage käme. Und tatsächlich schaffte ich es in einer der folgenden Nächte beim erneuten Dengeln der Metallschüssel aus dem Bett und in den Morgenmantel und die Pantoffeln zu kommen. Die Kamera steht sowieso immer griffbereit auf dem Schreibtisch und so stolperte ich damit hinunter zur Haustür. Es war stockfinster, daher hatte ich wegen der Nachbarn keine Bedenken, nur mit Morgenmantel bekleidet ins Freie zu gehen.
Zum Glück war kein Mensch weit und breit, allerdings auch kein Tier zu sehen. Doch die Schüssel war wieder unter das Gartentor gewandert. Damit war die Richtung klar, der ich auch zu folgen gewillt war. Die Kamera voraus tappte ich also in das dunkele nasse Grün, richtete das Objektiv, ohne etwas zu sehen, ungefähr in Richtung Wiesenmitte und ... traf ins Schwarze, genauer: Ich blitzte einen dicken Igel, der sich still und abwartend in das taufeuchte Gras duckte. Ob das wohl einer der beiden ehemaligen Winzlinge war, die ich vor drei Jahren durch den Winter päppelte? Deren Mutter hatte sich damals auf einer Straße mit diesem Igel-typischen Gebaren ziemlich fehlverhalten und wir brauchten zur Beerdigung des plattgefahrenen Körpers eine Pizzaschachtel.
Da nun meine Neugier befriedigt war, konnte ich getrost wieder in mein warmes Bett schlüpfen und auf das Klingeln des Weckers warten – was ich natürlich einmal mehr verschlafen habe.

Bürgerreporter:in:

Moor Frau aus Uetze

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