Bildvortrag über Studienreise nach Südfrankreich
/Eddesse
Pastorin Sabine Ahlbrecht besuchte die Heimatfreunde Eddesse.
Jeden ersten Freitag im Monat treffen sich die Heimatfreunde Eddesse im Dorfgemeinschaftshaus, um bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen die Gemeinschaft zu pflegen. Verschiedene Themenangebote runden die Treffen ab. Für das letzte Treffen konnte Initiatorin Adelheid Schmidt Pastorin Sabine Ahlbrecht gewinnen, die neben den Kirchengemeinden Abbensen und Oelerse seit dem 1.Oktober 2007 auch die Eddesser Kirchengemeinde betreut. Sabine Ahlbrecht
berichtete über eine 2001 durchgeführte Studienfahrt nach Südfrankreich und zeigte von dieser Reise beeindruckende Bilder. Sie selbst hatte während ihres Studiums 1997 ein Jahr in Montpellier gelebt und so Land, Leute und die wechselvolle Religionsgeschichte Frankreichs kennen gelernt. Die Studienfahrt führte die Gruppe abseits der klassischen touristischen Reiseziele in teilweise abgelegene Orte. Übernachtet wurde in einfachen Unterkünften, mehrmals in Kommunitäten.
Der erste Aufenthalt war Taizé in Burgund. Die dortige Kommunität ist 1940 von dem Schweizer Ordensbruder Roger Schutz gegründet. Hier treffen sich bevorzugt Jugendliche aus Europa und der ganzen Welt. Jeder Teilnehmer der Treffen ist eingeladen, im christlichen Glauben einen Sinn für das eigene Leben zu finden und sich darauf vorzubereiten, zu Hause Verantwortung zu übernehmen. Das Essen ist einfach und ausreichend. Das hängt damit zusammen, dass im Essen die Solidarität mit den Menschen, die viel weniger haben, deutlich werden soll.
Der weitere Weg führte nach Cluny. Die Abtei von Cluny in Burgund war als Ausgangspunkt bedeutender Klosterreformen eines der einflussreichsten religiösen Zentren des Mittelalters. Ihre Kirche war zeitweise das größte Gotteshaus des Christentums. Mehrere Gebäude der Benediktinerabtei und einige Reste der im Zuge der Französischen Revolution gesprengten Abteikirche sind noch erhalten.
Nächster Anlaufpunkt war die Kommunität Pomeyrol bei Arles in der Provence, die kleinste der Kommunitäten des französischen Sprachgebiets. Die evangelische Schwesternschaft wurde 1951 gegründet. Zu ihr gehören heute zwölf Schwestern, darunter zwei aus Deutschland. Diese klösterliche Gemeinschaft hat sich einer verbindlichen Lebensordnung unterworfen und die drei Gelübde der Armut, Ehelosigkeit und der Demut abgelegt. Beten und insbesondere Fürbitten gehören zum Alltag sowie viele Stunden der Stille und des Schweigens, Zeiten der Meditation.
Auch für die Reisegruppe gab es dann Stunden der Ruhe und Einsamkeit. Sie erwanderte von Arles nach St. Gilles eine Etappe des Jakobsweges. Der 20 km lange Weg zwischen den beiden Rhône-Armen führte durch den nördlichen Teil des Naturschutzparks Camargue. Eindrucksvolle Bilder von der typischen Landschaft mit seinen Seen, Sümpfen und Reisfeldern sowie den weissen Camargue-Pferden und den schwarzen Kampfstieren begeisterten die Eddesser Heimatfreunde. Beeindruckend war dann auch der Besuch des Meeresfriedhofes bei Séte. Die Ruhestatt mit seinen Steinkreuzen, Marmorbaldachinen und Pinien liegt unmittelbar vor dem gleißenden Meer. Auch der bekannte Sänger Georges Brassens hat diesem Friedhof ein Chanson gewidmet. Sein größter Wunsch, hier mal beerdigt zu werden, wurde ihm allerdings nicht erfüllt.
Montpellier war ein weiteres Ziel der Reisegruppe. Auf dem Programm standen der Besuch einer evangelischen Kirche sowie ein Rundgang im Stadtteil Antigone mit seiner Sozialbau-Siedlung im römischen Stil. Im 16. Jahrhundert hatten die Hugenotten, durch die Hugenottenkriege in den Süden Frankreichs abgedrängt, großen Einfluss in Montpellier. Nach 36 Jahren Krieg brachte das Edikt von Nantes 1598 der Stadt für die nächsten Jahre Frieden. Im Edikt von Fontainebleau wurde 1685 das Edikt von Nantes widerrufen und die katholische Religion als einzige Staatsreligion festgelegt. Es kam zu einer Massenflucht der Hugenotten aus Frankreich. Als Zeuge der erneuten Verfolgung wurde in der Stadt Aigues-Mortes am Rande der Camargue auch der Turm der Beständigkeit (Tour de Constance) besucht. Der im 13. Jahrhundert gebaute Wehrturm, der bei einer Dicke der Grundmauer von 6 Metern einen Durchmesser von 22 Metern hat und 33 Meter in die Höhe ragt, diente immer wieder als Gefängnis. Wurden im 14. Jh. Mitglieder des Templerordens eingekerkert, wurden ab dem 17. Jh. Hugenotten dort gefangen gehalten, die nicht zum katholischen Glauben übergetreten waren und nicht mehr flüchten konnten. Bekanntester Häftling aus dieser Zeit war die Hugenottin Marie Durand, die hier seit ihrem 18. Lebensjahr für 38 Jahre inhaftiert war und im Jahr 1768 freigelassen wurde. Marie Durand soll nach der Überlieferung das heute noch lesbare Wort Resister (Widerstand) auf den Rand eines im Turm befindlichen Brunnens geritzt haben.
Ein weiterer Wandertag führte die Teilnehmer der Studienfahrt auf dem Jakobsweg in den mittelalterlichen Ort Saint-Guilhem-le-Désert mit seinem gut erhaltenen Kloster und weiter zur berühmten Pont du Diable (Teufelsbrücke), die als zweibogiges Steinbauwerk seit dem 11. Jh. den Fluss Hérault überquert.
Die letzte Station der Reise war dann Marseille, Frankreichs bedeutendste Hafenstadt und mit rund 1 Mio Einwohnern nach Paris zweitgrößte Stadt des Landes.
Die Studiengruppe besuchte hier neben dem alten Hafen mit seinem Fischmarkt natürlich auch die 162 m hoch auf einem Kalkfelsen errichtete Notre-Dame de la Garde, das Wahrzeichen von Marseille. Rückzug in der lärmenden Großstadt fand man dann im evangelischen Gemeindezentrum. Der Abend endete mit dem Besuch einer armenischen Kirche.
Der Vortrag fand viel Anklang bei den Eddesser Heimatfreunden und ermöglichte einen Blick in ein anderes Land, mal abseits von großen Touristenzentren und unter einer anderen Sichtweise. Adelheid Schmidt bedankte sich bei Pastorin Sabine Ahlbrecht für den informativen und unterhaltsamen Nachmittag mit einem guten Tropfen Wein.
Bürgerreporter:in:Peter Doms aus Uetze |
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