MontagsGedanken von Bernhard G. Suttner
Laschheit rettet nicht
Der Vorsitzende des BUND, Prof. Hubert Weiger, hat am Himmelfahrtstag in einer öffentlichen Rede am Ufer der Donau die Neuinterpretation der Umweltpolitik gefordert: Es gehe um „Wiedergutmachung“. Die Geschichte der Industriegesellschaften sei eine Geschichte der Reduzierung von Artenvielfalt und Lebensräumen. Weiger forderte die anwesende bayerische Umweltministerin dazu auf, sich ab sofort als „Ministerin für Wiedergutmachung“ zu verstehen.
Die amerikanische Wissenschafts-Journalistin Elisabeth Kolbert hat kürzlich den Pulitzerpreis für ein Buch erhalten, das die „Wiedergutmachung“ für unmöglich erklärt: Die Menschheit habe „Das 6. Sterben“ (so der Buchtitel) eingeleitet und werde wohl diese von ihr verursachte Megakatastrophe kaum noch korrigieren können. Während die erdgeschichtlich vorausgegangenen 5 großen Sterben durch nicht beeinflussbare Vorgänge (z.B. Meteoriteneinschlag) ausgelöst wurden, seien die von homo sapiens zu verantwortenden Zusammenbrüche ganzer Lebenssysteme teils aus Unwissenheit angestoßen, teils aber auch bewusst geplant und aus kurzfristigem Eigennutz billigend in Kauf genommen worden.
Kolberts erschreckender, preisgekrönter „Faktencheck“ kann zur Resignation verführen. Prof. Weigers Aufruf zur „Wiedergutmachung“ will aktivieren. Ich bin auf Weigers Seite. Allerdings muss sich die ökologische Bewegung endlich wieder entschiedener und kämpferischer zeigen. Laschheit wird das „6. Sterben“ nicht stoppen.