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Die große Stunde der Dummschwätzer

Das Internet mit seinen vielen öffentlich zugänglichen Foren birgt oft beschworene Gefahren in sich, bietet Raum für Diffamierung und Hetze, lässt Beleidigungen in einem Ausmaß zu, das eine strafrechtliche Verfolgung fast ausschließt.
Der Bundespräsident wir mal eben als Kriegshetzer beschimpft, der „krummnasige“ Herr Ösdemir scheint den Verrat Deutschlands zu planen und alle Muslime haben wohl nur eins im Sinn: Die spanische Schande muss überwunden werden. Nieder mit den heidnischen Kirchen, jedem Dorf ein Minarett!
Was zunächst als Gefahr und als nachteilig betrachtet werden mag, kann auch als Vorteil gewertet werden. Die Meute, die offenbar schon lange geifernd in den Startlöchern auf das große Jagen von Minderheiten wartet, ist identifizierbar. Und, was noch besser ist, ihre teleologische Argumentation ist durchschaubar.
Ist sie das? Wenn sich viele tausend Menschen Demonstrationen anschließen, die von Brandstiftern und Volksverhetzern angeführt werden, kann man das bezweifeln. Wenn das Programm rechtspopulistischer Gruppierungen hirngerecht serviert und von eher nicht hirnlosen Internetnutzern verbreitet wird, dann haben die Rattenfänger ihr perfides Spiel gewonnen und fühlen sich darin gestärkt, zur Rettung des Deutschtums die Streichhölzer rauszuholen. Noch muss das Zündeln nachts und heimlich vonstattengehen. Aber je mehr Volk sie hinter sich wähnen dürfen, desto mehr werden sie auch den Tag beherrschen und noch Dümmere finden, die die Brandbeschleuniger beschaffen.
Hatten wir alles schon. Damals waren es die Juden, heute sind es die Muslime. Oder man muss einfach nur ein wenig anders aussehen oder anders denken, um ins Visier der Brandstifter zu kommen.
So sehr es mich mit Scham erfüllt, dass das Deutschland des 21. Jahrhunderts auf dem Wege in das 20. ist, so sehr macht es mich hoffen, dass die Mehrheit der Deutschen dieses üble Spiel nicht mitmacht.
Es wird vorbeigehen. Es bleibt aber beängstigend, dass es wieder einmal dazu kommen konnte.

ÖDP Niedersachsen

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