Interview
Jahresrückblick mit Bürgermeister Toni Brugger
Zum Jahresausklang sprachen wir mit Thierhauptens Bürgermeister Toni Brugger über das Jahr 2023. Besonders freute sich Bürgermeister Brugger über Fortschritte bei drei Schlüsselprojekten: Hochwasserschutz, demografischer Wandel und beim Neubau des Sportheims.
myheimat: Herr Bürgermeister Brugger, war 2023 ein erfolgreiches Jahr für Thierhaupten?
Bürgermeister Toni Brugger: Ja, das kann man so sagen. Wir waren erfreulicherweise bei drei Schlüsselprojekten erfolgreich und wurden so für unsere Hartnäckigkeit und gute Arbeit belohnt.
myheimat:Um welche Schlüsselprojekte geht es?
Bürgermeister Brugger: Zum einen konnten wir in diesem Jahr einen rechtswirksam erlassenen Bescheid zum Hochwasserschutz erreichen. Damit kann 2024 mit dem Bau der Hochwasserschutzmaßnahmen begonnen werden. Das ist für unsere Gemeinde sehr wichtig, da viele Flächen aufgrund ihrer Einstufung als Hochwassergefahrgebiete nicht mehr bebaubar oder erweiterbar sind. Das betrifft Flächen der Gemeinde ebenso wie viele private oder gewerbliche Grundstücke. Mit einem wirksamen Hochwasserschutz ändert sich diese Einstufung und damit sind endlich wieder mehr Investitionen möglich. Der Abschluss dieses Verfahrens ist für uns eine echte Erleichterung.
myheimat:Wie sehen die Pläne für den Hochwasserschutz aus?
Bürgermeister Brugger: Das Hochwasserschutzprojekt ist in drei Abschnitte unterteilt. Im südlichen Bereich ist ein Hochwasserrückhaltebecken bereits gebaut worden, dass theoretisch bis zu 560 Kubikmeter Wasser zurückhalten soll. Der Überlauf am Hochwasserrückhaltebecken soll zu einem Flutgraben ausgebaut werden in Richtung Auwald. Im Westen beim Auwald soll das Wasser dann Richtung Meitinger Straße an der Gemeinde vorbeigeleitet werden. Die Bauzeit soll ein bis 1,5 Jahre betragen. Die finalen Kosten lassen sich noch nicht abschätzen, dürften aber irgendwo zwischen zwei und drei Millionen Euro liegen.
myheimat: Sie sprachen von drei Projekte, welches ist das zweite?
Bürgermeister Brugger: Eine der größten Herausforderungen für Thierhaupten ist der demografische Wandel. Die Gemeinde hat immer viel in Lebensqualität für Familien investiert, nun müssen wir bei den Senioren nachziehen. Das betrifft beispielsweise den Bereich Barrierefreiheit. Öffentliche Gebäude erhielten einen barrierefreien Zugang, Straßen und Bordsteine wurden abgesenkt und mehr Ruhebänke sind aufgestellt worden. Außerdem wurde ein soziales Netzwerk eingerichtet. Ehrenamtliche helfen Senioren bei Einkäufen, Behördengängen, Fahrten zum Arzt und ermöglichen eine gesellschaftliche Teilhabe.
Ein weiterer wichtiger Mosaikstein ist der Bau eines Seniorenzentrums. Dieses Zentrum soll eine Lotsenstelle für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sein. Geplant ist eine Tagespflege und eine Senioren-WG mit bis zu zwölf Plätzen. Darüber hinaus sollen barrierefreie Mietwohnungen gebaut werden mit einem Zugang zu ambulanten Pflegeangeboten. Dazu gehört auch eine generationenübergreifende Versammlungsstätte für Treffen und Veranstaltungen. Die Kosten für diese Investitionen werden sich auf etwa elf bis zwölf Millionen Euro summieren. Für eine Gemeinde wie Thierhaupten sind diese Kosten nur mit Fördermitteln aus der Städtebauförderung, dem Kommunalen Wohnraumförderprogramm und dem PflegesoNah-Programm stemmbar. Darum bin ich froh, dass wir August im August den Förderbescheid erhalten haben. Aktuell laufen die Ausschreibungen für das Bauprojekt und erste Vorbereitungsarbeiten haben begonnen. Im Frühjahr 2024 soll der Startschuss erfolgen.
myheimat:Der Sportheim-Neubau schreitet gut voran. Wann wird mit der Aufnahme des Spielbetriebs gerechnet?
Bürgermeister Brugger: Mit dem Neubau des Sportheims für den SV Thierhaupten sprechen Sie das dritte wichtige Projekt an. Der SVT hat knapp 1300 Mitglieder und davon 600 unter 18. Die Vereine leisten eine unschätzbare Arbeit bei der Integration, stärken die Gemeinschaft, fördern den Breitensport und helfen bei der Gesundheitsvorsorge. Gemeinsam mit den politischen Entscheidungsträgern, dem Landessportbund, dem Landkreis und dem Verein haben wir nach einer tragfähigen Lösung für einen Neubau gesucht, nachdem eine Sanierung sich als unwirtschaftlich erwiesen hat. Der Rohbau ist mittlerweile weit fortgeschritten und im kommenden Jahr soll das Sportheim eingeweiht werden. Durch die verschiedenen Krisen sind leider die Baukosten von 1,6 auf 2,3 Millionen Euro gestiegen.
myheimat:Welche Vorhaben will die Gemeinde als nächstes angehen?
Bürgermeister Brugger: Als nächstes ist eine Sanierung der Schule geplant. Nach aktuellen Schätzungen sollen sich die Kosten auf rund zwölf Millionen Euro belaufen. Hier müssen wir abwägen zwischen was kann sofort gemacht werden, welche Fördermöglichkeiten gibt es und was kann geschoben werden.
Hier kommt uns zugute, dass die Gemeinde Thierhaupten zu Beginn meiner Amtszeit viele Grundstücke gekauft hat und daraus nun entwickelte Bauplätze verkaufen und so die Projekte mitfinanzieren kann.
myheimat:Wie weit ist die Gemeinde mit der Wärmeplanung und dem Ausbau der regenativen Energien?
Bürgermeister Brugger: Die Transformation des Wärmenetz und der Energieversorgung gestaltet sich schwierig. So lies sich beispielsweise der Aufbau eines Wärmenetzes zur Versorgung des Kloster Thierhauptens mit der Firma GP Jule nicht verwirklichen. Hier sind wir weiter auf der Suche nach Lösungen. Viele öffentlichen Gebäude wurden bereits mit Photovoltaik-Anlagen ausgerüstet, nun werden weitere Gebäude geprüft . Die Neubauprojekte sollen von Anfang an nachhaltig mit Wärmepumpe und Solaranlage gebaut werden. Aktuell laufen Gespräche das westliche Gewerbegebiet mit einem Wärmenetz zu erschließen.
myheimat: Kaum ein Thema beherrschte die letzten Monate so wie die Migrationskrise. Wie ist die Situation in Thierhaupten, ist die Gemeinde schon überlastet?
Bürgermeister Brugger: An der Belastungsgrenze ja, aber nicht überlastet. Die vom Landkreis unterhaltene Unterkunft ist auf bis zu 70 Personen ausgelegt. Die Maximalbelegung wird regelmäßig erreicht. Thierhaupten nimmt aktuell mehr Geflüchtete auf, als es nach dem Königsberger Schlüssel müsste. Besonders schwierig ist die hohe Zahl an Asylbewerber ohne Bleibeperspektive, denn eine Rückführung ist oft langwierig oder sogar unmöglich. Die hohe Zahl der Migranten trifft hier auf einen angespannten Wohnungsmarkt. Denn es gibt in Thierhaupten wenig Mietwohnungen, das betrifft Einheimische und Geflüchtete gleichermaßen. Problematisch ist auch die Integration in Kindergärten und Schulen aufgrund großer kultureller und sprachlicher Unterschiede. Obwohl sich alle bemühen, kann das in Zukunft zu Schwierigkeiten führen. Es muss sich in der Asylpolitik grundlegend was ändern.
myheimat:Worauf dürfen sich die Thierhauptner 2024 freuen?
Bürgermeister Brugger: Wir wollen 2024 die Parkraumgestaltung für die neue Mitte, den Hochwasserschutz und das Seniorenzentrum voranbringen. Hier sollen die Bürger sehen das etwas vorangeht. Außerdem freue ich mich auf die Einweihung des neuen Sportheims. Für 2024 wünsche ich mir für alle weniger Krisen, Belastungen und sorgen – einfach mehr Normalität.
Ich danke Ihnen für das ausführliche Gespräch!
Das Interview führte Florian Handl
Bürgerreporter:in:Florian Handl aus Augsburg |
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