Weihnachtsmarkt fast ohne Kommerz
Thierhaupten/Ötz. Klein, fein und gemütlich, so könnte das Fazit über den Ötzer Weihnachtsmarkt lauten, der eine Woche vor dem ersten Adventswochenende in Thierhauptens kleinen Ortsteil stattfand.
Eine große, mächtige Erscheinung mit fast zwei Metern Gardemaß ist Daniel Fischer, der in warmer Winterjacke, eingewickelt im selbstgestrickten rot-grün-weißen FCA-Fan-Schal seine schlafende Tochter im Kinderwagen über das Gelände am Dorfplatz schiebt. Dort, inmitten von Altenbach und Ötz, auf deren geografischer Unterscheidung nicht wenige der insgesamt rund 150 Einwohner großen Wert legen, veranstaltet der Sportverein Ötz nach dem Vorjahr seinen zweiten Weihnachtsmarkt.
„Wir hatten im Vorjahr eigentlich keine besonderen Gründe, unseren eigenen Markt zu veranstalten“, plaudert Fischer, der mit seinen 31 Jahren seit dem 18. Oktober 2013 den kleinen Verein als Vorsitzender leitet, munter heraus. „Wir woltlen vielleicht bewusst weihnachtliche Stimmung, keine Hektik und keinen besonderen Kommerz“, so Fischer weiter. Und Fischer klärt ferner auf, dass der Weihnachtsmarkt nicht weiter wachsen müsse und im kommenden Jahr nicht damit zu rechnen sei, dass das am Sportheim östlich anschließende Fußballfeld mit Ausstellern besiedelt werden soll.
Und so begnügen sich die interessierten Besucher, die durch Anzeigen im gemeindlichen Mitteilungsblatt, einer Annoncenschaltung in einem Werbeblatt in Rain am Lech und durch persönliche Mitgliederbriefe auf den Markt aufmerksam gemacht wurden, mit dem bescheidenen Angebot und der charmanten Stimmung, die sich bewusst von großen Märkten abhebt.
Aus einer robusten Blockhütte heraus werden roter oder weißer Glühwein verkauft, direkt daneben bereiten die Kinder Laura, Annika, Michl und Leni süße und herzhafte Waffeln zu, die für 1 € oder 1,50 € verkauft werden. Das kulinarische Angebot wird abgerundet durch Schupfnudeln mit Kraut, Fränkischer Bratwurstsemmel und Steaksemmeln, die auf der Terrasse des Sportheims von den Erwachsenen zubereitet werden.
Selbstverständlich können die Besucher auch aus einem kleinen Warenangebot wählen und feine Geschenke kaufen. Klara Freismuth, eine geborene Heinrich und kaum 100 Meter vom Dorfplatz entfernt aufgewachsen, bietet Adventskränze, Türkränze, getöpferte Kugeln und Zierstäbe für den Garten und Schmuck an. „Alles selbstgemacht“, betont die Ausstellerin, die in Feldheim bei Rain eine Töpfer- und Schmuckwerkstatt betreibt und gerne für diesen Markt „heimgekommen“ ist.
Neben einem weiteren Stand, der von der Meitinger Geschäftsfrau Renate Schey mit kleinen Präsenten bestückt wurde und von ihrer in Altenbach lebenden Schwiegertochter Nadja Schey mit betrieben wurde, spielen auch beim dritten Stand familiäre Bindungen eine Rolle. Von Manuela Dill, der Schwiegermutter von Vorstand Daniel Fischer stammen hölzerne Kerzenständer, Teelichthalter, Papiersterne und kleine Christbäume aus Drahtgeflecht oder grünem Filz, die Rebecca Kunz und Johannes Schwarz für die Nachwuchsarbeit des im Jahr 1995 ins Vereinsregister eingetragenen Klubs mit viel Hingabe verkaufen. „Wir haben schon voll viel verkauft“, freuen sich die beiden Kids bereits am frühen Nachmittag über ihren geschäftlichen Erfolg.
Für Stimmung sorgen ganztags offene, warme Feuerstellen, eine Bläsergruppe des Musikvereins Thierhaupten und am Abend der Besuch des Nikolauses, der Mangels Schnee nicht mit der Kutsche sondern mit einem laut knatternden Lanz-Bulldog aus den fünfziger Jahren eingefahren wird.
Als sich nach 20 Uhr die meisten Besucher wieder auf den Heimweg gemacht haben, versprüht Daniel Fischer immer noch gute Stimmung, obwohl die Temperaturen bei Nebel längst frostige Züge angenommen haben. Die von Fischer erwarteten 200 Besucher waren es allemal und nach den Highlights im Vereinskalender „Maifeier“ und „Sommernachtsfest“ war auch die dritte Großveranstaltung ein voller Erfolg, für die Dorfgemeinschaft und den kleinen SV Ötz.
Bürgerreporter:in:Claus Braun aus Thierhaupten |
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