Klaus Deckenbach berichtet von seinen Erlebnissen „auf der Walz“ im Klostermühlenmuseum Thierhaupten

Mit 22 Jahren brach Klaus Deckenbach im Jahr 1988 als Schreinergeselle zur Wanderschaft auf, um Berufs- und Lebenserfahrung zu sammeln. Dass ihn sein Weg über 3 Kontinente und durch 40 Länder führen würde, hat er zu diesem Zeitpunkt noch nicht geahnt. Obwohl er schon zur Schreiner-Meisterschule angemeldet war, zog es ihn hinaus in die Ferne.

Das besondere Lebensgefühl

hatte aber auch seine Regeln: „Tippeln“ (ohne Arbeit) oder „Scheniegeln“ (mit Arbeit) darf nicht länger als jeweils 6 Monate dauern. Und das wird ordnungsgemäß durch Vermerke und Stempel im Wanderbuch dokumentiert. Gleichgesinnte brachten ihm ganz schnell einen neuen Jargon bei: In der Rotwelsch-Pennersprache heißt der gedrehte Wanderstock „Stenz“, die ausgezogenen Socken sind „Stinkerlinge“, schlafen wird zum „Platte reißen“, trinken und feiern zum „schmoren“, der Meister zum „Krauter“, wer etwas Geld hat zum „Kiesgesellen“ und besonders geschätzt das „Schmalmachen“ als finanzielle Unterstützung: „Das Leben ist ein Jammertal. Doch nicht für mich, ich mache schmal …“ In Europa waren seine Stationen in Österreich, Griechenland, auf Zypern, in der Türkei, in England, den Niederlanden und natürlich in Deutschland. Als „Kiesgeselle“ ging es mit etwas Erspartem und einer Bibel - „Mein wichtigster Begleiter!“ - nach Nordafrika, ab dem Senegal durch die westafrikanischen Länder bis nach Centralafrika/Kongo. Beeindruckt von der afrikanischen Gastfreundschaft erkannte er: „Christsein und Fröhlichkeit sind keine Gegensätze.“

Tagebücher und Briefe

Der abendfüllende Multi-Media-Vortrag von gut 2 Stunden am 11. Mai 2013 um 19.30 Uhr im Klostermühlenmuseum Thierhaupten entstand durch Tagebücher und Briefe, „die 15 Jahre lang in einer Kiste schlummerten“. Klaus Deckenbach ergänzte diese mit eindrucksvollem Dia-Material, insbesondere aus Afrika, begleitet von Musik- und Gesangsbeispielen.

Gefährliche Abenteuer

Mit einem Begleiter erlebte er unpassierbare Straßen, eine nächtliche Ameiseninvasion im Zelt, hochexplosiven Benzinschmuggel auf Fahrrädern zwischen Nigeria und dem Kamerun und geschlachtete Affen: „Der Kochtopf stinkt danach erbärmlich.“ Flug nach Südafrika, Betätigung als Schreiner und Ausbilder, Möbel-Fertigung für die High-Society - und eine erste Liebe: Amely. Kapstadt mit Wellenreiten und Delphinen, Segelabsichten nach Südamerika, Australien, Neuseeland zerschlagen sich. Er entschließt sich zur Rückkehr in seine Heimat. Doch zunächst sind Schwierigkeiten am Grenzübergang nach Tansania und eine Verhaftung in Daressalam, außerdem eine schwere Malariaerkrankung während einer 14tägigen Frachtschiff-Fahrt auf dem Kongostrom zu überstehen. Dann geht es weiter über den Sudan und Ägypten nach Israel, wo Klaus Deckenbach noch ein ganzes Jahr verbleibt und die Problematik des Nahen Ostens hautnah erlebt.

Rückkehr nach 5 Jahren.

Im Jahre 1993 ist er mit einer christlichen Überzeugung nach Hause zurückgekehrt - und seine Familie versteht ihn nicht mehr. Er „babbelt“ nicht mehr hessisch. Er baut eine Massivküche für seinen Bruder. Gibt das geklaute Werkzeug an die Familie seines bereits verstorbenen Lehrmeisters zurück. Und ist dankbar, „dass mich Gott zu dieser langen Reise eingeladen hat.“ Der fesselnde Bericht über ein unvergleichliches Abenteuer und gleichzeitig eine beeindruckende Persönlichkeitsentwicklung des heutigen Bildungsreferenten und Pastoren der Freien ev. Gemeinde Donauwörth, wird den über 50 Zuhörern im Klostermühlenmuseum Thierhaupten noch lange in Erinnerung bleiben.

Bürgerreporter:in:

Claudia Drachsler-Praßler aus Thierhaupten

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