Highmat - Liedermacher Sepp Raith im Klostermühlenmuseum
Thierhaupten. Ein wahres Urgestein der bayerischen Kleinkunstszene hatte das Klostermühlenmuseum mit Sepp Raith im Rahmen eines Konzertabends zu Gast. Dabei präsentierte der Liedermacher aus Geltendorf Lieder, Gedichte und G`schichten aus seinem aktuellen Programm „Highmat – A so a schöns Land und so liabe Leit“.
Bevor Liedermacher Raith das Publikum im Inneren der schmucken Mühle mit seinen kraftvollen Songs und einfühlsamen Balladen in den Bann zog, knüpfte er auf dem Vorplatz an der Friedberger Ach erste Kontakte mit den Gästen. „Ist das schön hier, jedem kann ich heute persönlich zur Begrüßung die Hand schütteln“, so Raith. Der Künstler plauderte aus dem Nähkästchen und erzählte, dass er selbst in Maisach im Landkreis Fürstenfeldbruck in seiner Jugend an einer Mühle aufgewachsen ist.
Und so verwunderte es auch nicht, dass sich Raith in der früheren Getreidemühle vor Ort sichtlich mehr wohl fühlte, als in schlichten Konzertsälen oder großen Betonbunkern.
Sepp Raith, der seit 1982 als Künstler hauptberuflich tätig ist und dabei bereits über 5.000 Auftritte absolviert hat, kam sehr schnell auf Betriebstemperatur. Er präsentierte sich durch seine Äußerungen als durchaus kritischer „Heimatvertreter aus dem bayerischen Oberland“, der mit der Angst umzugehen hat, dass er von offizieller Seite schnell als Nestbeschmutzer abgestempelt wird. „Deshalb muss ich sehr aufpassen was ich singe und welche Texte ich bringe“ so der Künstler.
Wer Sepp Raith kennt, der schätzt besonders seine Gedichte, die bereits in mehreren Büchern abgedruckt wurden. Raith trägt Liebesgedichte (Ali der Zitterwal) vor, pädagogische Gedichte, vegetarische Gedichte (Der Biber Bebbi), ein Spät-herbstliches, ein Nord-Deutsches und Gedichte, wo sich der Zuhörer fragt, was hat der Dichter damit nur gemeint! Laut Raith sind die Letzteren die Wertvollsten!
In seinen Songs nimmt er gerne den Stolz der Bayern auf`s Korn: „Wir sind überall die Größten, wir sind überall die Besten, wir sind überall vorn dran, wir sag`n nur wer ko der ko!“ Dass er dies mit der aktuellen Krise der Deutschen Automobilbauer in engen Zusammenhang sieht, darf natürlich nicht vergessen werden, schließlich waren „wir“ ja mal für die besten Abgaswerte weltbekannt. Und das Bayern ja die „Vorstufe zum Paradies“ ist, so wie es der Ministerpräsident einst gesagt hatte, darf natürlich auch nicht fehlen.
Sepp Raith hatte aber auch Visionen mitgebracht! „Der Mensch braucht Mut und Phantasie – der Mensch braucht die Utopie“, singt er. Damit spielte er an, dass Menschen und die Gesellschaft Mut beweisen müssen. „Die Welt lässt sich verändern, wie das künftige Abschalten der Kernkraftwerke gezeigt hat“, so der 66-jährige Künstler mit „Rentner-Status“.
Während Raith mit dem Song „Ein Hoch der Gemütlichkeit“ anprangert, dass das Oktoberfest in München oder das Ritterturnier in Kaltenberg längst viel zu groß geworden sind und somit ihre bayerische Gemütlichkeit verloren hätten oder die rebellischen Gehirnzellen der Bayern im Laufe der Evolution verloren gegangen sind und somit die früheren Wirtshausraufereien leider verschwunden sind, gibt er sich beim Thema Flüchtlinge und Asyl sehr nachdenklich. „Ich hoffe, dass alles gut geht und es nicht zum großen Crash kommt. Hoffen wir einmal, das wir die richtigen Politiker haben, die die richtigen Entscheidungen treffen!“
Dass Sepp Raith das Konzert in der Thierhauptener Mühle mit einem vorgezogenen Weihnachtslied beendet, passt irgendwie zum perfekten Abend! „Highmat„ entpuppte sich als ein abwechslungsreiches und niveauvolles Programm für Hirn, Herz und Zwerchfell!
Bürgerreporter:in:Claus Braun aus Thierhaupten |
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