Zustand und Entwicklung der regenerativen Energien und der Elektromobilität in unserer Region – wohin geht die Reise?
Auf reges Interesse stieß der Vortrag des Kommunalberaters der LEW und Agenda-Mitglied in Günzburg Josef Nersinger. Schwerpunktmäßig wurde die Stromversorgung unter die Lupe genommen. Nach der schrecklichen Nuklearkatastrophe in Japan brenne das Thema Atomausstieg auch in unserem Landkreis vielen Bürgern unter den Nägeln. Somit sei es nur logisch, dass auch der AKU das Energiekonzept der Bundesregierung vom vergangenen Herbst nochmals beleuchtet und auf den Landkreis herunterbricht, begrüßte die Vorsitzende Dr. Ruth Niemetz.
In Bayern betrage der Anteil am Atomstrom nach wie vor ca. zwei Drittel. Damit werde die Umstellung auf erneuerbare Formen der Stromerzeugung zu einer Riesenanstrengung, erfordere vielfältiges Umdenken und Ausräumen von Vorurteilen, auch vor der eigenen Haustür. Zu aller erst müsse die Netzinfrastruktur deutlich ausgebaut werden, eröffnete der Referent Josef Nersinger seinen Vortrag, den er mit zahlreichen Zahlen für Deutschland, Bayern und den Landkreis untermauerte. Zweite Riesenaufgabe für die allernächste Zukunft sei die Entwicklung von Energiespeichern.
Mit der Akzeptanz der Windkraft habe der Landkreis momentan noch seine Schwierigkeiten. Dieses bisher als Tabu gehandelte Thema müsse jedoch vor Ort erneut zur Diskussion gestellt werden, denn auch bei uns gebe es Orte mit ausreichend Wind in entsprechender Höhe. Der AKU begrüßt daher, dass der Landkreis im Donau-Iller-Regionalverband das Thema wieder in Angriff nehmen wird.
Bei der Wasserkraft sei Schwaben nicht schlecht dabei, v.a. entlang von Donau- Lech und Iller. Der grundsätzliche Vorteil sei die Grundlastfähigkeit, der Nachteil die mangelnde Durchlässigkeit der Flüsse für die Fische. Die Günz wird noch 2011 durch den Bau einer Fischtreppe durchlässig bis Deisenhausen hinauf werden.
Das beste Erfolgsmodell erneuerbarer Energieformen im Landkreis sei die Photovoltaik. Insgesamt würden mit 3650 Anlagen ca. 99000 Kilowattpeek eine Vergütung von zusammen 29 Millionen Euro in den Landkreis bringen. V.a. interessant werde künftig der Eigenverbrauch des Solarstroms, der zudem auch gefördert wird.
Strittiges Thema seien nach wie vor Biogasanlagen. Vorteile seien die gute Kalkulierbarkeit und die sehr regelmäßige Einspeisung, Nachteile die oft fehlende Wärmenutzung. Daher müssten die Planungen weiterer Biogasanlagen die effektive Wärmenutzung in einem Nahwärmenetz unbedingt mit einbeziehen, um die Ökobilanz zu verbessern. „Ich könnte mir z.B. gut vorstellen, dass ein Nahwärmenetz der geplanten Biogasanlage hinter Reisensburg auch Nornheim mit versorgt, und somit zudem die Attraktivität des Nornheimer Neubaugebiets enorm steigen könnte.“, erklärt die Stadträtin Dr. Ruth Niemetz.
Die CSU Günzburg hatte 2010 einen Antrag „Energie-autarke Stadt“ an die Stadt Günzburg gestellt, der einstimmig angenommen wurde. Dasselbe werde man demnächst beim Landkreis stellen, so Dr. Ruth Niemetz weiter. Josef Nersinger wies in diesem Zusammenhang allerdings auf folgende Problematik hin: Europa sei ein Energieverbundnetz mit vier Regelzonen der Netzbetreiber. Die Lastregelung brauche eine Vorlaufzeit von ca. 24 Stunden. Die Last selbst werde durch das Konsumverhalten des Verbrauchers einschließlich der Industrie bestimmt. Die stärksten Variablen bei der Einspeisung seien naturgemäß Wind und Sonne. Der Weg bis zur Autarkie müsse daher sowohl striktes Energiesparen als auch die Entwicklung von geeigneten Speichermedien einschließen.
Die Visionen für den Landkreis Günzburg, die am Ende des Abends von der Versammlung erarbeitet wurden, fasst die Vorsitzende Dr. Ruth Niemetz in einem Programm zusammen, das den kommunalen Entscheidungsträgern und den Mandatsträgern in Land und Bund zugeleitet wird:
Neue Technologien sind eine Chance für Deutschland als Land der Denker und Forscher, und somit auch für qualifizierte junge Leute im Landkreis. Der Landkreis unterstützt daher derartige Entwicklungen nach Kräften. Die Verbraucher, Bürger, Industrie und Kommunen schöpfen die eigenen Einsparpotentiale voll aus und überprüfen sie periodisch. Kommunale Mandatsträger entwickeln geeignete Konzepte vor Ort. Die Genehmigungsverfahren werden beschleunigt, denn auch der Landkreis muss schnell in die Gänge kommen. Die Bürger haben eine hohe Verantwortung, denn sie akzeptieren und tolerieren die unausweichlichen Veränderungen vor Ort. Regelkraftwerke steuern die Schwankungen bei der Einspeisung. Die Windkraft im Landkreis ist kein Tabu mehr. Intelligent vernetzten dezentralen Kraftwerken gehört die Zukunft neben den großen Anbietern. In Europa wird vehement an einer gemeinsamen Lösung für den Ausstieg gearbeitet.
> " der Nachteil die mangelnde Durchlässigkeit der Flüsse für die Fische. Die Günz wird noch 2011 durch den Bau einer Fischtreppe durchlässig bis Deisenhausen hinauf werden."
Die Treppen sind nur Krücken.
Jedes Kraftwerk, welches fließendes Wasser nutzt, greift in diesen Fluss ein.
> "Das beste Erfolgsmodell erneuerbarer Energieformen im Landkreis sei die Photovoltaik"
Aber auch nur, weil subventioniert wird.
Wirtschaftlich ist das nicht.
> "Strittiges Thema seien nach wie vor Biogasanlagen. Vorteile seien die gute Kalkulierbarkeit und die sehr regelmäßige Einspeisung, Nachteile die oft fehlende Wärmenutzung"
Solarzellen und Windkraftwerke machen das auch nicht. Insofern ist das nicht unbedingt ein Nachteil. Biomasse ist dagegen die einizige Erneuerbare, die AKWs direkt ersetzen könnte.
Wind und Solar können das nur, wenn man hunderte von Stauseen als Pumpspeicher baut.
> "als auch die Entwicklung von geeigneten Speichermedien einschließen"
S.o. Pumpspeicherstauseen (wegen Naturschutz möglichst ohne fließende Gewässer) sind die einzig brauchbare Speichermethode, die es derzeit gibt und die sich einfach realisieren lässt.