Buchbesprechung
- Die politische Ökonomie der Massenmedien -
Unabhängige Pressefreit ermöglicht erst ein freies politisches System.
Wer die Meldungen zum Ukrainekonflikt werten will, sollte das Buch lesen. Die „Unabhängigkeit“ der Presse aus der jüngeren Geschichte der USA wird aufgearbeitet. Die Leserschaft wird sensibilisiert, wer und was die Freiheit der Presse beeinflusst.
Mit „Manufacturing Consent“ legten Edward S. Herman und Noam Chomsky bereits im Jahr 1988 ein umfassendes Werk zur Funktionsweise der Massenmedien in kapitalistischen Demokratien vor. Es hat nichts an Aktualität und Brisanz verloren. Der Klassiker erscheint jetzt auf Deutsch unter dem Titel „Die Konsensfabrik. Die politische Ökonomie der Massenmedien“
Für Alt 68iger wird eine vertiefende Sicht auf das Verhalten der USA in den 60igern aufgezeigt. Es erfolgt eine intensive Aufarbeitung der US-Politik und der handelnden Personen, die teilweise durch die Berichterstattung über den Einmarsch der Sowjetunion in Prag unterging. Für jüngere Leser ist das Buch mehr als ein Geschichtsbuch, ein Einblick in das Verhalten der Leitmedien. Es werden analytisch die Hintergründe der Medienfabriken und Abhängigkeiten der Journalisten aufgezeigt: angefangen bei den Eigentumsverhältnissen, dem Anzeigengeschäft, der Quellenabhängigkeit, den Grenzen des Sagbaren und der politischen Einflussnahme.
Eine Inhaltsangabe und Leseprobe sind nicht gegeben. Die ausführliche Einführung zur deutschsprachigen Ausgabe von Uwe Krüger, Holger Pötzsch und Florian Zollmann über das Propagandamodell von Chomsky und Herman hilft, das Buch zu verstehen.
Im Buch werden drei Schwerpunkte näher beleuchtet:
• Die Berichterstattungen über die Wahlen in den Ländern El Salvador, Guatemala, Nicaragua und die Einflussnahme der USA in den Mittelamerikanischen Staaten vor ihrer Haustür.
• Die Desinformationskampagnen über den türkischen Papstattentäter, der vom Ostblock angeworben worden sein soll, aber nicht verurteilt wurde.
• Zum Schluss werden die Kriege unter Beteiligung der USA in Vietnam, Laos und Kambodscha ausführlich aus Journalistischer Sicht thematisiert.
Eine begründete Darstellung, wie die Medien einen gesellschaftlichen Konsens herstellen, der den herrschenden, wirtschaftlichen und politischen Interessen folgt. Die Autoren zeigen auf, wie und warum Fragen formuliert und Themen ausgewählt werden. Die Doppelmoral von „freier Wahl“ wird sichtbar. Die Darstellung von freien oder unfreien Wahlen durch die Berichtserstattungen ist abhängig vom jeweiligen staatlichen Standort.
Die Schlussfolgerungen in Kapitel 7 sind wissenschaftlich verständlich, wenn das Buch insgesamt gelesen wurde. Lösungsansätze werden sich dem Leser zeigen. Wenn die unvoreingenommene Leserschaft ihre gewonnenen Eindrücke mit den aktuellen und fehlenden Artikeln der deutschen Presse abgleicht, haben die Autoren Ihr Ziel erreicht.
Wer einen vertiefenden Kommentar sucht, findet >>hier<< einen aktuellen von Prof. Chomsky.
Die Konsensfabrik
Die politische Ökonomie der Massenmedien
Von Edward S. Herman, Noam Chomsky, Uwe Krüger, Holger Pötzsch, Florian Zollmann
Übersetzt von Michael Schiffmann
Erschienen: 11.09.2023
Seitenzahl: 704
Ausstattung: Klappenbroschur
ISBN: 978-3-86489-391-9
Durch das vorliegende Buch neugierig geworden, werde ich den gerade im Westendverlag erschienen Tagungsband „Eigentum, Medien, Öffentlichkeit“ ISNB 978-3-949925-508-5 lesen und besprechen.
Wenn amerika euer grosses Problem ist dann muss es euch ja ganz gut gehen