Bruderschaftsfest auf der Wies

Gnadenbild des Geißelheiland auf der Wies im Hochaltar | Foto: © Bild: Stefan Brunner CC
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Einer der Höhepunkte im Jahreslauf auf der Wies ist das Wochenende des Bruderschaftsfestes zum gegeißelten Heiland auf der Wies.
Samstag die Vesper zur Aufnahme der neuen Mitglieder und Sonntag dass Pontifikalamt mit einem jeweils auswärtigen Zelebrant und Festprediger: am 10. Oktober 2021 S. G. Abt Mag. Raimund Schreier, O.Praem aus dem Kloster Wilten-Innsbruck.

Nachdem der langjährige Wieskurat Msgr. Gottfried Fellner mit Ende August zwar in den Ruhestand ging, der Wies jedoch weiter als ausgesprochen beliebter und herausragender Seelsorger erhalten bleibt, wurde der neue Wieskurat: Bischöflicher Geistlicher Rat Florian Geis zum jüngsten Bruderschaftsmitglied, nachdem unmittelbar zuvor Hans Kast aus Chile aufgenommen worden war.

Ein strahlender Herbsttag gab der Wies am Samstagnachmittag zur feierlichen, von Kristina Kuzminskaite an der Orgel begleiteten Vesper anlässlich der Neuaufnahme von Mitgliedern einen ganz besonderen Lichtzauber und unterstrich, was ihr Erbauer, der damalige Abt des Prämonstratenserklosters Steingaden, Marianus II. Mayr, mit seinem Wahlspruch Hoc loco habitat fortuna, hic quiescit cor | An diesem Ort wohnt das Glück, hier kommt das Herz zur Ruhe! ausdrückte!

Mit Neumitglied Hans Kast aus Chile bekam die Verbindung der Bruderschaft zum gegeißelten Heiland auf der Wies zum Kinderkrankenhaus der Vereinigung Coaniquem in Santiago de Chile ein weiteres Gesicht, da er sich dafür ebenso engagiert, als es auf der Wies der Fall ist.

Zum Pontifikalamt am Sonntagvormittag brachte Organistin Kristina Kuzminskaite zusammen mit dem Wiesensemble und den Wildsteiger Bläsern die Missa brevis a tre von Joachim Schreiber in ihrer gewohnt engagierten Qualität zu Gehör.

S. G. Abt Mag. Raimund Schreier, O.Praem aus dem Kloster Wilten-Innsbruck war über die Alpen auf die Wies gekommen und stellte 900 Jahre glückbringende Botschaft in den Mittelpunkt seiner Predigt.

1988 hatte Stift Wilten ein großes Jubiläum: 850 Jahre Prämonstratenser eben dort.
Das österreichische Fernsehen fragte anlässlich dessen in einigen Interviews im Zentrum von Innsbruck auch, wo es denn Prämonstratenser gäbe in Innsbruck bzw. in Tirol. Niemand wusste das: Ach so, sie meinen die Wiltener, war eine Antwort, denn Prämonstratenser ist ja für einen Tiroler viel zu schwer auszusprechen.
Eine ähnliche Nachforschung regte Abt Raimund für den Pfaffenwinkel an, denn schließlich wird das Bruderschaftsfest in einer Kirche gefeiert, die von den Prämonstratenser-Chorherren der ehemaligen Abtei Steingaden erbaut wurde.

Heuer feiert der Orden weltweit seinen 900. Geburtstag. Es war Weihnachten 1121, als der Hl. Norbert mit seinen ersten Mitbrüdern die Gelübde ablegte und damit den Orden gründete.
Erinnerungen wurden wach, an Sommer 2017, als das Autoren-Duo Karl Müller-Hindelang und Christian Schönfelder dies im Historienspiel Die Anstiter auf die Freilichtbühne des Steingadener Fohlenhofes brachten.
Neun Jahrhunderte hindurch hatten die Prämonstratenser dieselbe Aufgabe und sie haben sie heute noch: den Menschen den christlichen spirituellen Reichtum zu verschenken bzw. zu teilen. Neben wunderbaren Gotteshäusern und Klöstern als Zentren des geistlichen Lebens ist mit Chorgebet, Verkündigung des Wortes Gottes, Feiern der Sakramente, ganz besonders derHl. Eucharistie ein großer Schatz zu verwalten und zu teilen.
Zusammengefasst heißt dieser geistliche Schatz, heißt diese Botschaft: Gott will, dass alle Menschen glücklich sind!

Der reiche Schatz an Spiritualität und Lebensweisheit, den die Kirche zu bieten hätte, ist leider tief verschüttet – aus verschiedenen Gründen. Alle Menschen suchen das Glück. Heute jedoch verstehen sie unter Glück eher Wohlstand und immer Vergnügen, sodass wir inzwischen von einer Spaßgesellschaft reden. Wir unternehmen alles, um Spaß zu haben, manchmal sogar auf Kosten Anderer.
Das Bruderschaftsfest also ist ein Anlass, uns Gedanken zu machen, wie ein Jeder und Jede diesen Schatz heben könnte. Wie können wir wirklich glücklich werden und damit durch unser Leben die christliche Frohbotschaft schmackhaft machen, glaubwürdig?

Dies fasste Abt Schreier in 3 kurze Gedanken:

1. zunächst ist auf die Gründungsgeschichte des Christentums, also auf das Evangelium und die Person Jesu zu schauen. Die Eigenschaften, die Jesus auszeichnen, sind auch für die Kirche, ja für alle Menschen wichtig. So die Fähigkeit des Mitgefühls, des gegenseitigen Respektes, des Verzeihens, des Teilens, der Solidarität, der gegenseitigen Liebe.
Aber, damit es uns heute gelingt, andere Menschen wirklich zu lieben, ihnen so Glück zu vermitteln, müssen wir zuerst die Erfahrung machen dürfen, dass wir geliebt sind. Wir sind von Gott geliebt! ER liebt uns ohne Wenn und Aber. ER kennt uns bis ins Innerste. ER weiß sogar, wie viele Haare wir auf dem Kopf haben. Der Psalm 16 drückt es wunderbar aus: Mein Herr bist DU, mein ganzes Glück bist DU allein! Wenn wir wiederentdecken, dass Gott unser Glück ist, dass wir von IHM geliebt sind, dann können wir auch andere Menschen lieben und für sie da sein. Das erste Geheimnis ist also die Gottes- und Nächstenliebe, sie ist der wichtigste Garant unseres Glücks.

2. das zweite Geheimnis ist die Zufriedenheit und nicht das ungebremste Haben wollen und hemmungslose Genießen wollen wie eben in der Vergnügungsgesellschaft. Versuche glücklich zu sein mit Deinen Möglichkeiten, in Deiner Situation und versuche nicht immer Dich mit anderen zu vergleichen, die angeblich glücklicher sind. Sei zufrieden! Habe Frieden in Deinem Herzen.

3. das dritte Geheimnis: suche Dein Glück in den kleinen Dingen und nicht in den großen, wie in der Spaßgesellschaft. Das Glück liegt in den kleinen Dingen, die Du jeden Tag zum Greifen nahe hast: Deine Familie, Dein Freund, die Freundin; Deine Gesundheit, die Natur, die Sonne und der Regen, die Blume; das Wasser, das bei uns in Fülle fließt, der äußere Frieden. Genieße, was Du hast und warte nicht auf morgen, um glücklich zu sein.
Das heißt auch, auf so Manches verzichten. Wir müssen nicht Alles haben, was wir uns wünschen. Glück ist die Fähigkeit zum Verzicht – sagt der römische Philosoph Seneca. Freue Dich über die kleinen Dinge und verzichte auf Großes. Sei heute glücklich, jetzt!

Papst Johannes der XXIII. hat in seinem Dekalog, in seinen 10 Geboten der Gelassenheit beim dritten vorgeschlagen: nur für heute werde ich in der Gewissheit glücklich sein, dass ich für das Glück geschaffen bin.

Daraus schloss der Festprediger: liebe Andächtige, das ist die Aufgabe von uns Prämonstratensern, und das ist die Aufgabe von uns getauften Christen, die Aufgabe damit auch unserer Bruderschaft: ein glückliches Leben zu führen in einer tiefen Verbindung mit Gott und dann Anderen zu helfen, auch glücklich zu sein!

Wieskurat Florian Geis brachte in berührenden Dankesworten seine ganze Spannung auf diesen für ihn noch neuen großen Tag zum Ausdruck, wie auch die Hoffnung auf eine Prozession im kommenden Jahr.
Glücklich schätzen kann sich ein Pfarrer, betonte er weiter, wenn er einen Mesner, wie Antoni Riedel hat, der mit vielen anderen guten Geistern für den perfekten Verlauf stand.

Am Nachmittag schloss sich – in Corona bedingt war das gemeinsame Mittagessen entfallen – die Mitgliederversammlung mit Neuwahl des Bruderschaftsrates an, welche in der Kirche abgehalten wurde, um den Abstandsregeln zur Pandemie Rechnung zu tragen.

Eine feierliche Vesper mit Anberührung beschloss ein Treffen guter Freunde, ausgerichtet auf den EINEN, bei der sich die ganze Größe von Msgr. Gottfried Fellner zeigte, indem er als Messdiener fungierte.

Erich Neumann, freier investigativer Journalist www.cmp-medien.de
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© Bild: Stefan Brunner CC – Gnadenbild des Geißelheiland auf der Wies im Hochaltar
© Bild: Stefan Brunner CC – Aufnahme Hans Kast in die Bruderschaft zum gegeißelten Heiland auf der Wies
© Bild: Stefan Brunner CC – Msgr. Gottfried Fellner begrüß den neuen Wieskurat,
Bischöflich Geistlicher Rat Florian Geis als jüngstes Bruderschaftsmitglied
© Bild: Stefan Brunner CC – feierliche Vesper zur Neuaufnahme in die Bruderschaft
© Bild: Stefan Brunner CC – (v. l. n. r.) Msgr. Gottfried Fellner, Pastor Thorsten Weber, Wieskurat Florian Geis und Diakon Armin Eder beim Gebet
© Bild: Stefan Brunner CC – Großteil der anwesenden Bruderschafts-Mitglieder
© Bild: Stefan Brunner CC – Herbststimmung …
© Bild: Stefan Brunner CC – … auf der Wies
© Bild: Stefan Brunner CC – Bruderschaftsstäbe und Vortragekreuz
© Bild: Stefan Brunner CC – Hochaltar mit Bruderschaftsstäben und Vortragekreuz
© Bild: Stefan Brunner CC – Organistin Kristina Kuzminskaite
© Bild: Stefan Brunner CC – (v. l. n. r.) Msgr. Gottfried Fellner, Festzelebrant S. G. Abt Mag. Raimund Schreier O.Praem, vom Kloster Wilten-Innsbruck, Wieskurat Florian Geis
© Bild: Stefan Brunner CC – Einzug zum Pontifikalamt der Stabträger …
© Bild: Stefan Brunner CC – … und Geistlichkeit
© Bild: Stefan Brunner CC – S. G. Abt Mag. Raimund Schreier O.Praem bei der Predigt
© Bild: Stefan Brunner CC – Ansprachen zur Mitgliederversammlung von Wieskurat Florian Geis …
© Bild: Stefan Brunner CC – … Bruderschaftsältester Marlene Wieser und
© Bild: Stefan Brunner CC – … Msgr. Gottfried Fellner
© Bild: Stefan Brunner CC – (v. l. n. r.) bei feierlicher Abschluss-Vesper Msgr. Gottfried Fellner, Wieskurat Florian Geis und Pastor Thorsten Weber
© Bild: Stefan Brunner CC – Bruderschafts-Kerze und Evangeliar vor dem Hauptaltar
© Bild: Stefan Brunner CC – Wieskurat Florian Geis bei der Anberührung am Geißelheiland
© Bild: Stefan Brunner CC – neu gewählter Bruderschaftsrat

Bürgerreporter:in:

Erich Neumann aus Kempten

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