Familienatlas 2007 – Schlechte Ergebnisse für den Landkreis

Anfang Oktober hat die Bundes-Familienministerin den Familienatlas 07 vorgestellt. Dabei wurde der Landkreis Augsburg im Familienatlas 07 mit anderen Regionen verglichen. Der mit guten Ergebnissen verwöhnte Landkreis wird als Region im unteren Drittel bewertet, d.h. die Bewertung von Vereinbarkeit Familie und Beruf (Rang 316 von 439), Wohnsituation und Wohnumfeld mit dem Urteil durchschnittlich (Rang 316), der Parameter Bildung und Ausbildung mit unterdurchschnittlich (Rang 351) und die Freizeit- und Kulturangebote mit unterdurchschnittlich (Rang 326).
Diese Einstufung kann nur als Ohrfeige für die Politik der CSU und für den Landrat gewertet werden. Die Einstufung als Potenzial-Region bedeutet, dass ein gewisses Potential besteht, aber es nicht genutzt wird. Eine ähnliche Einschätzung in wirtschaftlicher Hinsicht wurde in der Vergangenheit von dem Unternehmen Prognos herausgearbeitet. Sicherlich ist jede statistische Auswertung angreifbar, wichtig ist die Tendenz eines Gutachtens und das fällt in der vorhandenen Studie schlecht aus.
Längst wäre es im Landkreis Augsburg möglich gewesen durch eine aktive Familienpolitik, die Situation für alle Familien vor Ort zu verbessern. Natürlich ist der Landkreis in vielen Dingen von der Landespolitik und den hier getroffenen Dispositionen abhängig, aber bei gleicher Ausgangslage schneiden andere Bayerische Landkreis und Regionen deutlich besser ab, z.B. die Region Garmisch-Patenkirchen.
Längst wäre es auch im Landkreis Augsburg erforderlich gewesen, die Betreuungssituation für unter dreijährige zu verbessern. Seit der Bedarfserhebung wissen wir, dass 27% der Eltern von unter Dreijährigen einen Betreuungsbedarf haben – nur für 4% bieten wir Betreuungsmöglichkeiten an. Der Landkreis steht hier als Koordinator in der Verantwortung.
Auch die Tagesmütterangebote müssen ausgebaut werden, schön wäre es wenn Eltern Tagesmütter, Babysitter, und Familienhilfen für Notfall auf der Homepage des Landratsamts oder einer Info-Broschüre kennenlernen könnten, es sozusagen ein aktuelles Angebots-Netz für Familien gäbe, das Eltern im Bedarfsfall kontaktieren könnten.
Auch die Vernetzung von Schule und Jugendhilfe, könnte verbessert werden, ggf. könnten Projekte in Zusammenarbeit mit der Uni erfolgen.
Horte und Vereine sollten besser koordiniert werden. Vereinsangebote in Horten und Kindergärten sind für die Erziehung ein großer Gewinn. Warum organisiert der Landkreis jedes Jahr Sportveranstaltungen und Tourniere für Jugendliche, bietet jedoch kaum Kulturelle Veranstaltungen für Jugendliche an? Ein Theaterfest, Musikwettbewerb sind ebenfalls denkbar. Dies sind nur einige wenige Ideen, die sicherlich in Zusammenarbeit mit den Kommunen in die Tat umgesetzt werden könnten.
Fakt ist:
- Dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Landkreis Augsburg nach wie vor schwierig ist. Wer keine Oma hat, muss sich entscheiden, auch wenn die Familie wirtschaftlich auf ein Zubrot angewiesen ist.
- Der Bereich Bildung und Ausbildung ist im Angebot unterdurchschnittlich. Sowohl die durchschnittliche Anzahl an Schülern pro Lehrer und die Klassengröße sind sogar unterdurchschnittlich. Mit rechnerischen Methoden ist es schon immer möglich Schülerentwicklungen zu berechnen, Wanderungsströme zu ermitteln. Die Kreistagsfraktion der SPD hat bereits in der Vergangenheit immer wieder das Gutachten zur Analyse der Schülerströme gefordert, im Jahre 2007 wurde es in Auftrag gegeben. Mit dem Vorgehen von Ihnen wurden Maßnahmen nicht rechtzeitig ergriffen, so dass man diese Entwicklung aufgehalten oder umgedreht hätte.
- Auch im Freizeit und Kulturangebot für Jugendliche schneidet unser Landkreis schlecht ab.
In den letzten Monaten hat der Landrat der Bevölkerung bei wirtschaftlichen Erfolgen immer mit großen Aufmachungen in der Zeitung erläutert, welchen entscheidenden Anteil er an der festgestellten Entwicklung hatten, nun ist es auch an der Zeit bei kritischen Berichten und schlechten Zahlen in ausreichenden Maßen die Fehlentwicklung einzugestehen und sich den Problemen zu stellen und zu handeln.
Es liegt in seiner Verantwortung und in der Verantwortung der CSU, dass es so ist; die SPD wird handeln und verbessern! Nach einem Zitat aus dem Familienatlas kann man mit mehr Engagement die Familienfreundlichkeit vor Ort und damit die Standortattraktivität deutlich verbessern.
Die SPD-Kreistagsfraktion hat zusammen mit der KreisSPD in der Vergangenheit unterschiedliche Initiativen gesetzt, die von Ihnen und der Kreistagsmehrheit verspätet umgesetzt wurden, zum Beispiel mit einem Gutachten über die Schülerströme, damit man endlich eine wirklich fundierte Planung der notwendigen Schulbauten (Investitionen) machen kann.
Um umgehend Veränderungen und Verbesserungen für alle Familien im Landkreis Augsburg einzuleiten, regen wir an unverzüglich einen Familiengipfel durchzuführen. Dort sollten Vertretern aller Fraktionen, sowie aus Vertreter der Sozialverbände, Jugendorganisationen und Wohlfahrtsverbände bestehen und eingeladen werden. Die Landkreisverwaltung soll umgehend ein erstes Treffen vorgenannter Vertreter organisieren. Ziel muss es sein ein Bündnis für Familie im Landkreis Augsburg zu gründen. Diese Familienbündnisse wurde von der ehemaligen Familienministerin Renate Schmidt ins Leben gerufen und laufen in der Zwischenzeit in vielen Regionen sehr gut. Unsere Region nutzt leider bislang die Chance nicht, aktiv etwas zu verbessern.
Die KreisSPD bittet den Landrat angesichts der festgestellten, dramatischen Ergebnisse das Geschehen nicht treiben zu lassen, sondern in den letzten Monaten seiner aktiven Laufbahn alles zu unternehmen, damit es unserem Landkreis auch in diesem, analysierten Bereich aufwärts geht.

Bürgerreporter:in:

Roland Mair aus Stadtbergen

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