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Porridge mit Pfiff ist Hirndoping pur

  • Ganz kurz vor der Breizubereitung reibe ich mir einen Apfel klein.
  • hochgeladen von Clemens Wlokas

Wie kann ich geistig und körperlich leistungsfähig bleiben? Wodruch bekomme ich genügend Energie für stressige, kraft- und konzentrationszehrende Tage? Was also ist morgens der richtige Starter? Diese Frage habe ich mir in den zurückliegenden Monaten immer wieder gestellt, zumal ich nach einer Darm- und einer Leistenoperation und diversen Komplikationen lange nicht richtig auf die Beine gekommen bin.

Wohlgemeinte Ratschläge und praktische Tipps gab es von vielen Seiten, aber jeder muss das für sich geeignete und passende Rezept ausfindig machen. Es liegt in der Natur des Menschen, dass nicht jeder auf die gleiche Weise reagiert, und jeder Körper durchaus, bisweilen auch nur in Nuancen, unterschiedlich tickt. Was für den einen vortrefflich ist und den anderen immerhin noch gut, kann für einen Dritten aber schon wieder schädlich sein.

Ingwer beispielsweise ist aktuell trendig und wird allenthalben als Geheimtipp, Allheilmittel, Wunderknolle oder Zauberwurzel in den höchsten Tönen gepriesen. Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) und der daraus abgeleiteten Ernährung nach den fünf Elementen Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser ist Ingwer dem Metallelement (Farbe weiß) zugeordnet. Wegen seiner gelb-weißen Farbe hat Ingwer zwar auch einen Erdanteil, gilt aber vom Geschmack vorwiegend als scharf und von der thermischen Wirkung auf den Körper eher heiß als warm. Bei vielen Menschen wirkt Ingwer erwärmend ohne die Körperhitze zu erhöhen, wer aber schon übermäßig Hitze besitzt, für den ist der Ingwer dann eher abträglich, weil ein zu viel an Körperhitze nach den Erkenntnissen der TCM Entzündungen begünstigt. Auch bei Bluthochdruck ist scharfer Geschmack lieber mit Vorsicht zu genießen.

Zubereiten im Naturkreislauf nach der taoistischen Kochkunst erklärt sich so: Holz speist das Feuer, wie die Fynbos-Brände im Süden Kapstadts gerade wieder bewiesen haben. Die Asche des Feuers ernährt die Erde. Daher haben die Südafrikaner auch keine Angst, dass das Feuer ihre Biotope zerstört haben könnte. Im Boden entstehen Erze zur Metallgewinnung, und die Mineralien der Metalle beleben das Wasser, ohne das die Pflanzen nicht auskommen können, wobei wir wieder beim Holz wären.

Hirndoping und Muskelpushing, was nicht nur bei Kopfarbeitern und Sportlern jüngsten Erkenntnissen zufolge weiter verbreitet zu sein scheint als befürchtet, lehne ich für Höhenflüge ab. Mit Fast Food und Süßigkeiten wie Schokolade funktionieren höchstens Mini- aber gewiss keine Langstreckenflüge, um ein Tagespensum hoch konzentriert schultern zu können. Ein normales Frühstück mit einem knusprigen Brötchen und einem Ei gönne ich mir gern mal am Wochenende, wenn keine ernsthaften Belastungen drohen. Aber für den alltäglichen Ernstfall bin ich am besten mit einem abgewandelten englischen Porridge gerüstet, den ich früher wie die Pest gehasst habe.

Nun, meine Frühstücksdroge hat mit dem landläufigen stinknormalen Porridge oder Haferbrei wenig gemein, wie ich ihn aus meiner Kindheit kenne und der bei mir schon Brechreiz auslöst, wenn mir nur einzelne Bilder aus früheren Zeiten wieder in den Sinn kommen. Mein Porridge, nach den Regeln der 5-Elemente-Ernährung und der teaoistischen Kochkunst, zubereitet, schmeckt geradezu vorzüglich und ist ein wahrer Muskelprotz als Energiespender, dazu leicht verdaulich und schon für den Magen eine Wohltat. Seit ich mir morgens diese halbe Stunde gönne, läuft der Tag normalerweise wie eine Eins.

Wer mag, kann mir die paar Minuten beim Zubereiten virtuell über die Schultern schauen. Beim Kochen im Elementezyklus müssen die einzelnen Zutaten exakt in der Reihenfolge des Naturkreislaufs in den Topf wandern. Es darf kein Element übersprungen, das ist das Geheimnis. Damit es dennoch rationell geht, setze ich erst den Wasserkocher in Gang, bevor ich mir einen Apfel reibe. Das ist es aber schon an Vorbereitung. Das gekochte Wasser gieße ich in eine Tasse (mit Löffel, damit es schneller abkühlt) und in einen kleinen Stieltopf (etwa 300 bis 350 Milliliter - ml).

Das Zubereiten im Elementezyklus beginnt mit dem heißen Wasser auf kleiner Flamme. Damit befinde ich mich im Feuerelement, dazu zählt auch meine erste Zutat: Buchweizenflocken (etwa 30 Gramm). Dann folgt der geriebene Apfel (eine Birne ist auch toll), beides ist dem Erdelement zugeordnet. Dem Erd- folgt das Metallelement, das sind 10 bis 15 Gramm Haferflocken. Dann kommt das Element Wasser, das ich nicht auslassen darf. Um meinen Zyklus nicht kaputt zu machen, füge ich dem Brei an dieser und nur an dieser Stelle ein paar Körner Meersalz zu, Fleur de Sel von der französischen Atlantikküste. Nach dem Wasser beginnt der Ringzyklus von vorne, startet also beim Holz. Zu diesem Element gehören Dinkelflocken (auch etwa 10 bis 15 Gramm). Ein paar Minuten auf kleiner Flamme genügen völlig, dann ist der Dinkel noch al dente, also bissfest. Jetzt verrühre ich im Brei Ziegenfrischkäse, einen guten Esslöffel voll, nehme den Topf vom Feuer und lasse das Ganze etwas abkühlen. Ein Teelöffel Honig und ein kräftiger Schuss Leinöl runden den Geschmack ab und machen den Brei zusammen mit dem Ziegenfrischkäse wunderbar cremig.

Wem es zusagt: Der Porridge verträgt durchaus auch noch einen zweiten guten Schuss Leinöl. Guten Appetit. Kaltes Müsli ist nicht schlecht, aber mit etwas Warmem im Bauch beginnt der Tag für mich ohnegleichen.

P.S.: Die Tasse mit nun nicht mehr heißem, sondern nur noch warmem Wasser, die ich vorhin af dem Tisch vergessen habe, gerät mir morgens nicht aus dem Blick. Sie stellt das Gegenteil eines Schlaftrunks dar, den Becher mit warmem Wasser trinke ich immer als Erstes aus. Das versöhnt die Körpersäfte quasi mit der unumstößlichen Tatsache, dass die angenehme Bettruhe passé ist und von nun an wieder die borstige Wirklichkeit herrscht.

Porridge

(Zutaten für 1 Portion)

300 - 350 ml heißes Wasser
30 gr. Buchweizenflocken
10-15 gr. Haferflocken
10-15 gr. Dinkelflocken
1 geriebener Apfel
1-2 Esslöffel Ziegenfrischkäse
1 Teelöffel Honig
2-3 Esslöffel Leinöl
1 Prise Meersalz

  • Ganz kurz vor der Breizubereitung reibe ich mir einen Apfel klein.
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  • Den Ziegenfrischkäse menge ich als Letztes unter und nehme dann den Topf sofort von der Platte. Bevor die beiden letzten Zutaten, Honig und Leinöl, hinzukommen, lasse ich den Brei etwas abkühlen. Siehe bitte Springer Frühling auf dem Glase: Wenigstens bringt der Honig als regionales Produkt den Lenz ins Heim, draußen bringen Sturm, Schauer und Schneegraupel derzeit nur Pein.
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  • Mein Rüstzeug für einen genialen Einstieg in den Tag, guten Appetit.
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4 Kommentare

Sag ich's doch: In der Woche TCM und am Weekend TDF, freuen sich Darm und Bauch ein Loch.

Wer sich so ernährt wird 100 ;-)

Um Gottes willen, ein dreistelliges Alter ist in den seltensten Fällen ein Geschenk des Himmels. Deswegen pflege ich Magen und Darm auch nciht: Etwas Warmes tut mir persönlich einfach am wohlsten. So ergeht es mir mit allen Speisen, außer bei Obst: gekocht, gedünstet, gedämpft, im Wok gegart, auch erwärmt sollte es sein. Das ist dann am bekömmlichsten. Müsli und Rohkost beispielsweise lassen sich dagegen weit weniger gut verdauen.

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