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Frischer Nachwuchs im Wisentgehege

  • Eingemummelt in den Muldenmull des Nestes: Das Frischlingsquartett im Springer Wisentgehege.
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Nachwuchs um diese Frühlingszeit ist im Springer Wisentgehege nichts Außergewöhnliches. Jedenfalls nicht bei den Wildschweinen. In jener Rotte laufen Artgenossen beinahe jedweden Alters herum, ob Bachen, Keiler, Überläufer oder jüngere und ältere Frischlinge. Neugeborene indes bekommt der Besucher selten zu Gesicht, die Tiere wissen schon ihre Brut zu schützen. Ganz zufällig habe ich heute Nachmittag den vielleicht jüngsten Nachwuchs des Wisentgeheges entdeckt: eine Bache mit ihrem neugeborenen Quartett.

Die Frischlinge müssen wohl gerade am Wochenende auf die Welt gekommen sein. Denn normalerweise braucht es schon um die acht Tage, bis die Jungen ihrer Mutter folgen. Dieses Quartett befindet sich aber noch im Nestmodus. Das Versteck für ihr Familienlager aus Laub, trockenem Gras, kleinen Zweigen und wohl auch etwas Stroh hat die Bache gut gewählt.

Den Vater habe ich nirgends erkennen können. Weiß Gott, wo der Keiler sich in dem Gehege wieder rumgetrieben haben mag. Aber die Bache war geschickt genug, die Nestmulde für ihre Neugeborenen möglichst weit aus der Schusslinie der Sippschaft anzulegen. Zum einen mit einem respektablen Abstand zur Rotte, zum anderen möglichst versteckt vor den neugierigen Blicken der Besucher.

Keine Bache hat es gern, den Wurfkessel dem Trubel auf dem Präsentierteller auszusetzen. Ergo hat sich diese Wildschwein-Mutter ein Plätzchen ausgesucht, abseits des Hauptwanderwegs, dicht an eine Hecke geschmiegt am Rand eines Nebenpfads. Diesen Wurfkessel macht kaum einmal ein störendes menschliches Auge aus.

Mit einer Bache, die sorgsam und wehrhaft auf ihren Wurf aufpasst, ist in der freien Wildbahn, sprich im Wald, wsirklich nicht zu spaßen. Bei einem meiner Spaziergänge entlang einer kaum mehr auszumachenden Heerstraße bin ich im Deister mal auch nur annähernd in die Nähe eines Nestes geraten. Mein lieber Herr Gesangverein. Was ich gemacht habe oder bleiben ließ, habe ich längst vergessen oder verdrängt, aber es scheint das Richtige gewesen zu sein. Außer furchtbar bösen Blicken habe ich mir seinerzeit nicht mehr eingefangen. Ich bin eigentlich sehr sicher, wer von uns beiden mehr Angst gehabt hat. Auf jeden Fall war es nicht die Sau. das kann ich wohl verraten.

Kein Pardon kennt die Bache aber auch gegenüber der eigenen Sippschaft, aus der niemand dem Wurf zu nahe kommen darf. Offenbar ist Kannibalismus bei den Wildschweinen kein Tabu. Jedenfalls ließe sich mancher Keiler schon einmal so einen "Frischlingsbraten" munden, wenn er denn dem zarten Frischfleisch ans Leder kommen könnte.

Die Mutter der Frischlinge hatte mich und meine Linse erst gar nicht wahrgenommen. Offensichtlich standen meine Frau und ich hinter der Hecke auch günstig im Windschutz. Aber wie es so kommt, ein Malheur ließ sich nicht vermeiden. Ich trat auf einen kleinen Ast, den ich nicht gesehen hatte, und dieses fast unmerkliche Knacken war Warnsignal genug. Die Bache war im Nu in Habachtstellung, stubste mit ihrem Rüssel die Kleinen in Reih und Glied, ordnete mit dem Gebrech auch gleich den trockenen und wärmenden Nestmull und drapierte sich mahnend und wachen Auges vor das Quartett. Argwöhnisch auf diesen hochbeinigen Störenfried linsend. Jederzeit zur verteidigenden Attacke bereit.

Ein paar Minuten mag sie wohl so zwischen Hecke und Wurfkessel gelegen haben, da scheint die Bache den vermeintlichen Feind aus Augen und Rüssel verloren zu haben. Die Luft schien ihr sozusagen wieder rein. Also erhob sie sich, wendet sich sorgsam und nestelnd wieder dem Nachwuchs zu, bis, ja bis so ein verdammter Zweig erneut unter meinen Schuhen brach und das Mutterschwein abermals in Alarmstimmung versetzte. Blitzschnell warf sie sich wieder zu Boden, blieb laut- und bewegungslos, hoffend, dass die Tarnung von Fell, Muldenmull auf dem fast gleichfarbigen Boden ihren Dienst tun würde. Ein paar Minuten später waren die Störenfriede tatsächlich nicht mehr präsent, ihre Schritte hatten sich entfernt ...

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  • Neugierig hält ein Frischling schon einmal Ausschau in die unmittelbare Umgebung. Neben Mutter Bache kann einem nichts passieren.
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  • So ein Rüssel hat schon respekeinflößende Ausmaße, vor allem wenn er so demonstrativ vor den Jungen in Stellung gebracht wird.
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  • Mir scheint, da ist jemand hungrig oder zumindest durstig. Doch die Bache hält gerade ihre verdiente Ruhezeit, also bleibt der Weg an die Milchdrüsen vorerst versperrt. Bei so viel Bauch ist einfach kein Durchkommen ...
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  • Hellwach und bereit zur Vorwärtsverteidigung, um ihren Nachwuchs zu schützen. Mit Bachen ist in solchen Situationen nicht zu spaßen.
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  • Ordnung muss sein. In Momenten, in denen sich das Mutterschwein unbeobachtet wähnte, hat sie gleich damit begonnen, Nestmull und Frischlinge neu zu sortieren und wie in Watte zu packen. Feuchtigkeit und Kühle kann vor allem in den ersten Tagen nach der Geburt durchaus lebensbedrohlich sein.
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  • Von einem so friedlichen Bild sollte sich niemand täuschen lassen, der in der freien Wildbahn den Anblick zu genießen gedenkt. Es ist höchste Gefahr in Verzug. Bloß nicht nähern. Die Fertigkeiten eines barfüßigen Indianers haben wir längst verlernt. Im Wisentgehege ist zum Glück ein undurchdringlicher Zaun dazwischen. Der erspart einem den natürlich Adrenalinstoß ...
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  • Pennen, zumal in der Mittagssonne, überwiegt derzeit noch bei dem frischen Wurf.
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8 Kommentare

Schon wieder kleine Ferkel,die letzten die ich gesehen habe,liefen schon hinter der Mutter her.Deine Geschichte ist sehr schön geschrieben.

Wir waren letzten Mittwoch da; die "Kleinen" sind schon richtig groß geworden. Sind zu niedlich! Wir haben die gesamte "Schweinerei" direkt am Zaun gehabt, weil gerade Körner in den Matsch gestreut worden waren, an denen sich alle gütlich taten.
Vielen Dank für den schönen Beitrag!

Danke, Irmgard, für die Nachricht, dann ist der Wurf erst einmal übern Berg und wohlauf.

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