Was sollen wir den Kindern sagen?

... im Vertrauen gesagt - das stinkt zum Himmel ...
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Springe, Freitag, 29. Juli 2011, 6 Uhr 30, Harmsmühlenstraße: Grauverhangen der Himmel. Keine Autos, keine Passanten auf der Straße. Ich nehme mir die Zeit, lasse den Wagen ausrollen, blicke mich um. Linkerhand Vereinsheime von Schützen und Kaninchenzüchtern. Und Wohnhäuser, viele Neubauten darunter. Rechterhand die Errungenschaften der Deistermetropole Springe: Sportanlagen für Hand- und Fußballer, eine öffentliche Sporthalle, eine Tennishalle und zwölf Tennisplätze. Ein Schwimmbad mit großer Liegewiese und eine Reithalle. Nicht weit davon entfernt Oktapharma und DRK-Blutspendedienst, das DRK-Altenheim und das Regionskrankenhaus.

So grau wie der Himmel, so auch meine Gedanken, die Abschweifen in das Jahr 1986, als wir nach Springe zogen. Wir trafen damals auf ein intaktes Gemeinwesen. Springe sollte und musste unser künftiger Wohnsitz sein. Nun gehen die Ideale von damals den Bach runter. Die Springer Politik will allen Einwendungen zum Trotz eine riesige Methangasfabrik gleich hinter der Wohnbebauung an der Harmsmühlenstraße genehmigen. Klammheimlich wurde der Flächennutzungsplan dafür geändert. Da, wo sonst immer gleich Geschrei angestimmt wird, wenn Natur geschunden werden soll, war Stille.

Alles, was links und rechts der Harmsmühlenstraße entstanden ist, und nicht nur dort, läuft Gefahr, an Wert zu verlieren, wenn die Methangasfabrik mit ihren innewohnenden Gefahren gebaut wird. Und die Geruchsemissionen werden Badegäste und Sportler von ihren angestammten Plätzen vertreiben, da der Wind vorherrschend aus Ost weht. Der klebrige Geruch von Gülle, Silage und Gärresten wird sich wie ein wabernder Teppich über Springe senken und die Lebensqualität der Bürger deutlich herabsetzen.

Aber jetzt sind die Ärmel aufgerollt worden. Widerstand regt sich, denn schon bald will der Rat die folgenschwere Entscheidung zum Bau einer überdimensionierten und störfallträchtigen Methangasfabrik am südlichen Schwarzer Koppelweg fällen. Kein Wort wurde darüber verloren, wie gefährlich Methangasanlagen sein können. Man spricht wohl auch nur hinter vorgehaltener Hand von der Belastung des Biokreislaufs durch Gärreste aus der Anlage.

In einer Biogasanlage werden pflanzliche und tierische Roh- und Abfallstoffe zu sogenannter Biomasse vergoren. In dieser Biomasse enthalten ist, was bei der Erzeugung eingesetzt oder freigesetzt wurde: etwa Düngemittel, Herbizide, Insektizide, Antibiotika, Salmonellen, Clostridien.

Mit dem Ausbringen der Gärreste als "Dünger" gelangen dann alle diese Stoffe und Organismen, da sie nicht in Gas umgesetzt werden, in unsere Umwelt: Die Gärreste werden zur Düngung der Maismonokulturen eingesetzt. Mit Bio haben Biogasanlagen also nichts zu tun. Sie liefern vielmehr Stoffe, die sich ausgebracht auf den Äckern zu einer chemischen Keule innerhalb des Biozyklus entwickeln können. Botulismus und EHEC seien an dieser Stelle genannt. In Österreich ist die Ausbringung von Gärresten aus Methangasanlagen strikt verboten. Dort sind diese Reste Sondermüll und müssen fachgerecht entsorgt werden. Und hier? Hier dürfen sie ungehindert in den Biokreislauf verklappt werden.

Langsam fahre ich weiter, als ein Sonnenstrahl auf das Jagdschloss fällt. Von diesem Bild geht Ruhe aus. Das Jagdschloss signalisiert, dass dieses Kulturdenkmal unter besserem Schutz steht als die Kinder, die Eltern, die Alten, die Kranken und Gesunden oder das Eigentum der Anrainer der Harmsmühlenstraße. Was ist das für eine Welt, in der wir leben? Was ist das für ein Gemeinwesen, das die Schutzwürdigkeit seiner Schutzbefohlenen geringer bewertet als das Recht eines Einzelnen.

Wer wird den Kindern das erklären können? Ist der Genehmigungszug abgefahren, werden sie fragen, warum habt ihr das nicht verhindert.

... im Vertrauen gesagt - das stinkt zum Himmel ...
... intakte Landwirtschaft am und hinter dem Schwarzer Koppelweg. So muss das bleiben ...
Bürgerreporter:in:

Friedrich Schröder aus Springe

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