Stromabschaltungen? Nichts ist unmöglich!

... zivile Blockaden des Netzausbaus und ungebremster Ausbau etwa der Windenergie können Ursachen von angespannten Netzsituationen sein ...
  • ... zivile Blockaden des Netzausbaus und ungebremster Ausbau etwa der Windenergie können Ursachen von angespannten Netzsituationen sein ...
  • hochgeladen von Friedrich Schröder

Wie sicher ist unsere Stromversorgung? Diese bange Frage stellt sich angesichts der anhaltenden tiefen Temperaturen. Haben wir in Deutschland noch eine gesicherte Stromversorgung? Nach der Abschaltung von sieben Kernkraftwerken im vergangenen Jahr fehlen uns diese Kapazitäten als gesicherte Leistung. An dieser Tatsache ist nicht zu rütteln. Aus dem Land mit der zuverlässigsten Elektrizitätsversorgung in Europa scheint ein Stromzuteilungsland geworden zu sein.

Bis 1999 galt ein Energiewirtschaftsgesetz, dass die Stromversorger verpflichtete, Strom sicher, preiswert und rund um die Uhr zu liefern. Die Stromversorgung war monopolistisch organisiert. Acht große Stromversorgungsunternehmen trugen die Verantwortung. Jedes Unternehmen hatte in seinem Monopolbereich die Verantwortung, baute Kraftwerke und Leitungen nach dem gebietseigenen Bedarf. Jedes Unternehmen musste sich Strompreiserhöhungen genehmigen lassen. Jedes Unternehmen war Partner im Europäischen 380-kV-Verbundnetz zwischen dem Nordkap und Sizilien, zwischen Oder und Atlantik.

Die Philosophie des Verbundes: Fällt ein Kraftwerk aus, wird die fehlende Leistung für Sekunden aus dem Verbundnetz kompensiert, und zwar so lange, bis eigene Reserven mobilisiert sind. Die großen Kraftwerke, so die Verbundvereinbarung, wurden deswegen bis zu 5 Prozent unter ihrer möglichen Höchstleistung gefahren, um rotierende Reserven zu haben. Seiner Bestimmung nach war das Verbundnetz eine Aushilfeleitung, um eine lückenlose Stromversorgung sicherzustellen. Seit der Liberalisierung des Strommarktes nach dem neuen Energiewirtschaftsgesetz ist die Rund-um-sorglos-lückenlos-Stromversorgungs-Philosophie mit dem politisch gewollten Wettbewerb nach und nach auf der Strecke geblieben.

Zwar fielen in den ersten Jahren die Strompreise für Groß- und Privatkunden, doch dieser Effekt hielt nicht lange an. Denn die Preisbildung, die bis zur Liberalisierung staatlich kontrolliert wurde, wird nun von der Strombörse in Leipzig beeinflusst. Jetzt bestimmen Nachfrage und Verfügbarkeit von Strom die Preise. Und das einstmals als Aushilfeleitung konzipierte europäische Verbundnetz ist nun Verschiebenetz für Überkapazitäten.

Der geneigte Leser wird sich fragen, warum sollen wir Stromabschaltungen fürchten, wo wir doch so viel Windenergie im Norden, so viele Photovoltaikanlagen, so viele Biogasanlagen haben. Windenergie und Solarenergie sind ungesicherte Leistungsträger, die nur zeitweilig zur Verfügung stehen. Insbesondere an frostigen Tagen weht oft kein Wind, aber der Strombedarf steigt dann eher. Ergo müssen für die Kapazitäten an regenerativen Energien konventionelle Kapazitäten wie Kohle-, Gas- oder Wasserkraftwerke vorgehalten werden. Nur so kann Versorgungssicherheit hergestellt werden.

Diese Balance sieht die Bundesregierung nun gefährdet. Großflächige Stromabschaltungen können nicht mehr ausgeschlossen werden. Daher soll eine Verordnung greifen, die Industrien mit hohem Strombedarf, etwa in der Größenordnung einer mittelgroßen Stadt, verpflichtet, in kürzester Zeit, also von gleich auf jetzt, ganz oder teilweise vom Netz zu gehen, damit die Netzstabilität gesichert bleibt. Die Bereitschaft, im Falle von Netzengpässen Produktionen einzuschränken oder auszusetzen, soll nach dem Willen der Politiker mit bis zu 60.000 Euro pro Unternehmen und Jahr belohnt werden. Die dadurch entstehenden Mehrkosten werden auf rund 102 Mio. Euro geschätzt. Das sollen die Bürger bezahlen als Preis für eine gesicherte Versorgung.

Das wäre aber ungerecht: Vielmehr müssten die Betreiber der hoch subventionierten sogenannten Regenerativen den Ausgleich zahlen, da sie völlig überhöhte und staatlich subventionierte Preise für ungesicherte Leistung kassieren.

Bürgerreporter:in:

Friedrich Schröder aus Springe

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