Schweine-Scheine kleiner – Schweinepest drückt Preise
Am 3. Februar zeigte sich Niedersachsens Agrarminister Meyer besorgt. In Litauen sei die „Afrikanische Schweinepest“ aufgetreten. Das Virus könne sich schnell ausbreiten. Es wurde vor dem Verzehr von Wurst aus Litauen gewarnt.
Es ist nicht so sehr die Warnung, die hellhörig macht, sondern die Begleitmusik. Denn der Generalsekretär des Bauernverbandes wies als Erstes auf die gravierenden wirtschaftlichen Folgen der Pest hin. Russland hatte angesichts der Schweinepest ein Importverbot für Schweinefleisch aus der EU verhängt, wie Nachrichtenagenturen mitteilten. Den Informationen nach handeln nur wenige deutsche Betriebe mit den Russen. Aber der Schweinefleischimportstopp der Russen verursacht den deutschen Produzenten Gänsehaut. Es heißt: Es könne so zu Verschiebungen der Warenströme kommen und billigeres Fleisch aus Dänemark und Polen die deutschen Märkte überschwemmen.
Niedersachsen ist Schweineland Nummer Eins. Rund zwölf Millionen Schweine werden hier, schwerpunktmäßig im Emsland, gemästet. Die Tiere stehen dicht an dicht. Uns bewegt also nicht nur das Dilemma mit den gefährlichen MRSA-Keimen, sondern auch diese Pest, die durch die Haltungsform der Tiere auf engstem Raum noch begünstigt werden kann.
Was ist die Afrikanische Schweinepest? Dazu teilte das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mit: Diese Pest sei „eine fieberhafte, hoch ansteckende Allgemeinerkrankung von Haus- und Wildschweinen mit seuchenhaftem Verlauf, hoher Morbidität und hoher Sterblichkeit. Einen Impfstoff gegen Afrikanische Schweinepest ist nicht verfügbar“, heißt es im Amtsdeutsch. Sollte die Pest auch deutsche Ställe erreichen, müssten alle Tiere auf den betroffenen Höfen getötet werden, meldet die ISN – die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands.
Die Pest und deren wirtschaftliche Folgen könnten sich also zum Kollateralschaden der Fleischindustrie entwickeln. Das hat mit Geld zu tun. Und die Äußerungen des Generalsekretärs des Bauernverbandes klingen nach „Entschädigung“. Heute, am 13. Februar, wird das deutlicher formuliert. Angeblich verlören die deutschen Schweinemäster zur Zeit rund 20 Euro pro Schlachtschwein, teilte die ISN mit. In diesem Betrag wird, wie kann es anders sein, alles subsummiert, auch Mehrbelastungen infolge des Einbaus von Filteranlagen in Schweineställen, die Keime und Gestank zurückhalten sollen.
Was sagt uns das? Wer gewerbliche oder industrielle Tiermast betreibt, muss auch die Risiken aus dem Betrieb durch Versicherungen selbst abdecken. Wie andere Unternehmer auch, etwa der Klempner, der Einzelhändler, der Autozubehörproduzent. Die Steuerzahler für die Unwägbarkeiten der Massentierhaltung zur Kasse zu bitten, greift zu kurz. Wer die Vorteile des Wettbewerbs will, muss auch die Nachteile in Kauf nehmen. Wer Tiere in großem Stil (Massentierhaltung in Massentiermastställen) hält, geht eben ein größeres Risiko ein als ein kleiner Landwirt mit kleinem Viehbestand. Landwirte, die den Sprung in die gewerbliche Massentierhaltung machen, müssen sicher sein, ob sie die mit den betrieblichen Unwägbarkeiten verknüpften Risiken betriebswirtschaftlich abbilden und tragen können. Wenn nicht, dann sollten sie die Finger davon lassen.
Kein Landwirt hierzulande wird zur Massentierhaltung gezwungen. Und so wie das aussieht, dient die Massentierhaltung nicht mehr der Grundbedarfssicherung der Deutschen. Rund 750 Millionen Tiere sind im letzten Jahr geschlachtet worden. Ein großer Teil der Fleischprodukte wurde exportiert. Und immer neue Mastställe werden an den unpassendsten Stellen genehmigt. Die deutsche Fleischproduktion hat dem Bauernverband und den Statistiken nach auf Export umgerüstet. Es ist bekannt, das einige Schlachtbetriebe bis zu 50 Prozent ihres Schweinefleischs exportieren.
Wenn beispielsweise die Russen einen Importstopp für Porsche verhängten und die Chinesen einen Volks-Cayenne-Klon mit fast identischem Aussehen und vergleichbaren technischen Vorzügen aber billiger auf den deutschen Markt würfen, dann würde Porsche mit Sicherheit den finanziellen Wettbewerbsnachteil selber bezahlen müssen und nicht der Steuerzahler. So tickt der Markt.
Vor diesem Hintergrund darf es auch keinen staatlichen Ausgleich für die Marktrisiken bei der überbordenden deutschen Fleischproduktion geben.
Bürgerreporter:in:Friedrich Schröder aus Springe |
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