Meinungsfreiheit, Meinungsvielfalt – tierische Wahrheiten auf dem Platz der Weltausstellung in Hannover
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Weltbevölkerungsuhr im Zentrum Hannovers haben sie Aufstellung genommen. Die Gegner von Massentierhaltungen, Tiermassentötungsanlagen, Jagdgegner, kurzum, eine Meinungsfront stand den Passanten entgegen. SPD, Grüne Fraktion in der Region Hannover, Bürgerinitiativen – alle Aktiven hatten ein gemeinsames Ziel. Die Bürger davon zu überzeugen, dass der eingeschlagene Weg, Nahrungsmittel auf Teufel komm raus zu produzieren und oder zu vernichten, in eine Sackgasse führt.
Stark an Argumenten kommen sie daher. So nehmen die Grünen kein Blatt vor den Mund und prangern an, was den meisten Bürgern verborgen bleibt, weil sie wegschauen. Plakativ gehen alle in die Offensive. Es ist wie ein Aufschrei nach „Artgerechter Tierhaltung“! 26 Millionen Schweine, 13 Millionen Rinder und 50 Millionen Stück Geflügel säßen in fensterlosen Dunkel- und Dämmerlichtställen. Das alleinige Ziel: Die Tiere schnellstmöglich zur Schlachtreife zu bringen, um dann nach einem würdelosen Tod in den Supermarktregalen als Billigfleisch zu landen.
Zu Tausenden sitzen Geflügeltiere in eigenem Kot zwischen den Leichen der anderen. Nur zweimal am Tag würden die Tiere bei Licht gefüttert. Ansonsten sei es zappenduster in den bestialisch stinkenden engen Ställen. Um aggressiven gegenseitigen Attacken vorzubeugen, werden dem Geflügel die Schnäbel abgeschnitten. Wie tief müssen wir noch sinken, bis wir begreifen, welchen Frevel jeder einzelne Konsument auf sich nimmt, um sich mit den besten Stücken des billigen Fleisches vollzustopfen – diese Frage hängt über den Menschen auf dem Platz der Weltausstellung wie ein Schwert. Der „Aufstand der Tiere“ lässt grüßen.
Die Schweine in den Mastställen sind nicht besser dran. Zusammengepfercht in Betonbuchten stehen sie auf Spaltböden über den Gülle-Sammelgruben. Aber auch Erbrochenes landet darin, kopierte Ringelschwänze, abgebissene Ohren, Nachgeburten – aufsteigende Ammoniakdämpfe schädigt die Lungen der Tiere – es sei unerträglich, wird berichtet. Doch wer hat schon Zugang zu diesen tierischen Konzentrationslagern?
Vollgepumpt mit Antibiotika landen sie unweigerlich zur Endlösung im Schlachthof. Ihre Exkremente landen dagegen auf Äckern oder auf dem Umweg über eine Biogasanlage ebenfalls dorthin, wo sie tonnenweise angereichert mit einem Spektrum an bakteriellen Erregern in das Grundwasser versickern können.
Es ist gut, dass sich auch Parteien offen dagegenstellen. Aber es ist nicht nur die Gier nach billigem Fleisch, das den Ausbau der Massentierhaltungen treibt, sondern es sind auch die industriellen Biogasanlagen als Gelddruckmaschinen, die die tierische Überproduktion mit allen Folgeprodukten vorantreibt. Darüber sollten die Bürger nachdenken, bevor sie sicher sind, die Energiewende mit Fleischüberproduktion und mit Lebensmittel vernichtenden Biogasanlagen herbeiführen zu können.
Den Landwirten muss die Privilegierung genommen werden. Dieser alte Zopf muss genauso abgeschnitten werden wie die Sektsteuer, die einstmals den Bau Kaiser Wilhelms Kriegsflotte dienen sollte. Kommunen und Bürger müssen das Recht haben, Massentierhaltungen einhergehend mit Biogasanlagen abzulehnen. Dafür lohnt sich jeder Protest, der zum Ziel führt. Allerdings ist es wenig zielführend, wenn etwa Parteien wie die Grünen oder Sozialdemokraten nicht dazu in der Lage sind, sich in den Parlamenten geschlossen für die Atomisierung des Bundesbaugesetzes mit den Privilegierungsrechten der Landwirte einzusetzen. Stattdessen müssen ordentliche Gesetze her, die in die Zeit passen, damit auf dieser Basis lokale oder regionalspezifische Rechte zur Geltung kommen können.
> "Ich dachte, daß es hier um das Thema "Massentierhaltung" geht. Ein thematischer Zusammenhang zu Hartz4, Agenda & Co ist für mich nicht erkennbar.
Früher in der Schule sagte der Lehrer dazu: "Thema verfehlt; Setzen.......usw."..."
Sorry, aber dann hast du schon das Thema verfehlt, denn ich schrieb zu DEINER Aussage: "Es wäre schön, wenn die große Gruppe der Nichtwähler mal kapieren würde, daß in einer Demokratie sich durch Beteiligung an Wahlen Änderungen an beklagten Zuständen herbeiführen lassen."
> "Das Einzige was wirklich weiterhilft ist: Sich engagieren und kritisierte Zustände versuchen zu ändern."
Eben - und deshalb kritisiere ich nicht nur, dass ich auf die Grünen reingefallen bin, sondern wähle die Grünen nicht mehr.